Geldern Autorin hält Plädoyer für ein gesundes Islam-Verständnis

Geldern · Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor stellte bei einer Gemeinschaftsveranstaltung der Volkshochschule Gelderland und der Buchhandlung Keuck im vollen Vortragsraum der VHS ihr aktuelles Buch "Zum Töten bereit - Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen" vor.

 Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor war zu Gast bei der VHS.

Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor war zu Gast bei der VHS.

Foto: VHS

Bezogen auf die in Deutschland durch Salafisten für die Aktionen der islamischen Terrorgruppen angeworbenen Jugendlichen stellte sie fest: "Sie hatten sich ihnen angeschlossen, weil sie bei ihnen das zu bekommen glaubten, was sie zuvor vergeblich suchten: Respekt, Orientierung und Zusammenhalt." Da sich Jugendliche, beispielsweise in der Pubertät, häufig von ihren Eltern abgrenzten, so die Autorin, verlaufe diese negative Entwicklung oft unbemerkt. Mittlerweile gebe es auch Beratungsstellen für betroffene Eltern, in denen muslimische Familientherapeuten arbeiten.

Die engagierte Islamwissenschaftlerin wies darauf hin, dass die meisten deutschen Muslime den sogenannten "Islamischen Staat" vehement kritisieren. Sie seien genauso entsetzt und verängstigt angesichts der Geschehnisse wie die meisten Bürger auch.

Die Religionspädagogin stellte im Sinne der notwendigen Aufklärung der Jugendlichen fest: "Wir müssen dafür sorgen, dass ihnen die Möglichkeit geboten wird, ein gesundes Islam-Verständnis zu bekommen." Dabei könne beispielsweise der Islamische Religionsunterricht helfen. Gleichzeitig sei noch mehr innerislamische Auseinandersetzung notwendig; denn die Zeit der Vorstellung, es gäbe nur einen richtigen Islam, sei vorbei. Im Religionsverständnis gebe es - wie in anderen Religionen auch - unterschiedliche Strömungen.

Die Autorin ging auch auf die aktuellen Pegida-Proteste ein. Sie sprach sich dafür aus, die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen. Allerdings ist sie davon überzeugt: "Wer tatsächlich ein ernsthaftes Anliegen im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik und die Fragen des Islam in Deutschland hat, der muss sich von dieser Bewegung lösen und sein Anliegen anderweitig vortragen."

Um Vorurteile und Ängste abzubauen, sei die Begegnung der Menschen sehr wichtig.

Lamya Kaddor beantwortete ausführlich die Fragen des sehr interessierten Publikums, das sie mit lang anhaltendem Beifall verabschiedete.

(RP)
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