Geldern Barbaraviertel: Bürger gegen Stolperfallen

Geldern · Im Quartier wird von der Stadt ein Energiespar-Programm umgesetzt. Anwohner wünschen lieber Treffpunkte und Barrierefreiheit.

 Die Vernumer Straße bildet die Haupttangente durch das Wohnviertel im Barbaragebiet.

Die Vernumer Straße bildet die Haupttangente durch das Wohnviertel im Barbaragebiet.

Foto: Arnulf Stoffel

Im Barbaraviertel wurde vieles vor vielen Jahren geplant und gebaut. Da gab es eine Menge junge Leute im Quartier, jetzt gibt es eine Menge alte. Und manche Fehlplanung fällt eben erst auf, wenn man mit dem Rollator davor steht und nicht daran vorbei kommt.

"Straßenlaternen mitten auf den Gehwegen. Bürgersteige, die nicht ordentlich gestaltet sind", zählt Hermann Hengstermann von der Bürgerinitiative Barbaraviertel (Bib) auf. Fehlende Bordstein-Absenkungen oder Straßenverengungen, an denen es für Radler richtig gefährlich wird. Hinzu kommen Holperstrecken und Stolperfallen durch Baumwurzeln und Verwitterung, über die man es schlecht hinweg schafft, wenn man nicht mehr gut zu Fuß ist.

Nun hat die Stadt für das Barbaraviertel, ebenso wie für den Bereich der Innenstadt, das Projekt "Energetische Quartierssanierung" angestoßen. Dabei geht es um die Modernisierung von Gebäuden mit dem Ziel, Energie zu sparen. Für Immobilienbesitzer, die Geld in Erneuerungen stecken, gibt es Fördermittel.

"Die energetische Sanierung von Häusern, die ist ja durchaus sinnvoll", sagt Hermann Hengstermann. Aber vielleicht sei das Barbaraviertel mit seiner Bevölkerungsstruktur nicht gerade ideal für so eine Initiative.

"Das sind alles Hauseigentümer, die sind jenseits des Erwerbslebens. Von daher gelten sie nicht mehr als kreditwürdig", erläutert Franz-Josef Wolter, ebenfalls von der Bib. "Die Leute sagen sich: Ich bin 68. Woher soll ich 15.000 Euro nehmen? Und wenn, dann spare ich im Jahr 300 Euro. Wie alt muss ich werden, damit sich das rentiert?"

Was dem Viertel dagegen wirklich gut täte, seien Treffpunkte für Junge und Alte, legt Hermann Hengstermann dar und regt an: "Vielleicht schafft man die Spielplätze auch mal so, dass alle Generationen sich wohlfühlen." Ein Ortszentrum beim Edeka-Markt wäre ein Vorschlag. Und mehr Fahrradwege täten Not, damit gerade Senioren sich möglichst lange auf dem Rad raus trauten.

Die Aktiven würden den Fördertopf für die energetische Sanierung am liebsten umwidmen. Oder zumindest die Regeln ein wenig kreativ auslegen. Beispielsweise könnte man ja störende Laternen durch energiesparende Modelle austauschen und sie bei dieser Gelegenheit gleich ein Stück versetzen.

Clever ausgedacht, aber daraus wird wohl nichts, dämpft die Stadtverwaltung solche Hoffnungen. "Das sind leider Sachen, die nicht im Rahmen dieses Projektes laufen", erklärt Torsten Schneider von der Planungsabteilung der Stadt Geldern. Das Programm "verfolgt tatsächlich nur die Gebäudesanierung", macht er klar. "Da geht es nicht darum, die Quartierssanierung generell voranzutreiben." Die Mittel seien "zweckgebunden und nicht überführbar in andere Maßnahmen".

Wobei man durchaus auf weitreichende positive Folgen hoffe: ein insgesamt schöneres Stadtbild, mehr Zuzüge von jüngeren Leuten und Familien, insgesamt eine Aufwertung der ganzen Gegend.

Die Vertreter der Bürgerinitiative möchten sich in der nächsten Zeit noch mal mit den zuständigen Leuten in der Stadtverwaltung zusammensetzen und die Chancen diskutieren, die es für ihre Anliegen gibt. Damit, sagen sie, "auch das passiert, was die Menschen wirklich brauchen".

(RP)
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