Geldern Bei Anruf: "Geldersche" kommt aufs Dorf

Geldern · Weitere normale "Geldersche"-Linien soll es nicht geben. Der Fachmann rät stattdessen zum Bus auf Bestellung, zum "Anruf-Gelderschen".

Die Stadt Geldern hat untersuchen lassen, ob es Sinn machen würde, den beliebten Stadtbus "De Geldersche" auf weiteren Routen fahren zu lassen. Fazit des damit beauftragten Experten Rolf Hoppe: "Ich kann Ihnen das nicht guten Gewissens empfehlen. Es ist mit viel Aufwand wenig Ertrag zu erreichen." Kosten und Nutzen würden weit auseinanderklaffen. Er plädiert stattdessen für ein anderes Konzept: Kleinbusse, die auf Linienwegen fahren, aber nur auf Bestellung anrollen. Im Prinzip so wie der bekannte Taxibus.

Hoppe hat die Situation in Geldern mit seiner "Planungsgesellschaft Verkehr" aus Köln analysiert. Nun regt er zunächst ein Einrichtung von zwei Linien an. Die könnten Walbeck, Pont, Hartefeld, Aengenesch und Kapellen bedienen, mit einem Knotenpunkt in der Innenstadt. Dafür müsste ein weiteres Fahrzeug zur Verfügung stehen. Die geschätzten Kosten lägen bei 75.000 Euro pro Jahr.

Wichtig sei es, die Bevölkerung - so, wie es beim Gelderschen geglückt sei - mitzunehmen und ihr auf so ein neues Angebot Lust zu machen. "Wenn wir da Dinge anpacken, dann immer mit den Leuten vor Ort", fordert Rolf Hoppe. Sein Credo: "Marketing, Marketing, Marketing." Man müsse die Menschen neugierig machen, damit sie sich auf Neues einlassen. Möglichst auch die, die seit 40 Jahren in keinen Bus mehr geklettert seien.

Insgesamt ist der öffentliche Nahverkehr in Geldern nach Ansicht von Hoppe übrigens gut und breit aufgestellt. "Viele Bereiche, die gar nicht erschlossen sind, gibt es nicht mehr in Geldern", stellte er fest. Mit vielen theoretisch denkbaren Ergänzungen des normalen Linienverkehrs würde man sich selbst Konkurrenz machen, oder sie wären überhaupt nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Normale Buslinien zwischen den einzelenen Ortsteilen, die die City links liegen lassen würden, wären zwar prinzipiell denkbar. Nur würden die gar nicht nachgefragt - oder nur "marginal", so Hoppe: "Die Leute fahren vom Ortsteil in die Innenstadt und von der Innenstadt in den Ortsteil."

Nichtsdestotrotz gibt es in jedem Ort Ecken, die schlecht angebunden sind. Dazu zählen derzeit zum Beispiel das Gewerbegebiet Weseler Straße, Teile im westlichen Walbeck oder im Süden Hartefelds, verteilte Wohnlagen in Aengenesch, die Ponter Ortsmitte. Das sind "Lücken", denen man mit dem Anruf-Gelderschen zum guten Teil begegnen könnte.

Hoppe hat sich auch mit anderen Modellen für mehr Mobilität befasst. Etwa mit der Option, für die Ortsteile "Bürgerbusse" anzuschaffen - also Busse, deren Fahrten durch Ehrenamtler organisiert werden. "Das kann man nicht überstülpen, das muss in der Bevölkerung verankert sein", erläutert er. Und das große Problem dabei ist: Es muss Leute geben, die so einen Bus fahren. Auch das Modell "Dorf-Auto" hat er ins Auge gefasst: ein Auto, das wie beim Car-Sharing von Privatleuten genutzt wird. Das Problem dabei: Es braucht immer einen Führerschein-Inhaber, um etwas davon zu haben.

(RP)
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