Geldern Beim Trommeln Barrieren abbauen

Geldern · Menschen mit und ohne Behinderung machen gemeinsam Musik. Leiter der VHS-Veranstaltung ist Julius Nartey. Der Mann aus Ghana ist erfahrener Musiker und setzt auf Mitmachen sowie auf gute Laune bei den Teilnehmern.

 Workshop-Leiter Julius Nartey versteht es mühelos, die Trommler zu Mitmachen zu animieren. Spaß steht im Mittelpunkt der Stunden, die von allen Teilnehmern genossen werden.

Workshop-Leiter Julius Nartey versteht es mühelos, die Trommler zu Mitmachen zu animieren. Spaß steht im Mittelpunkt der Stunden, die von allen Teilnehmern genossen werden.

Foto: gerhard seybert

Hohe Temperaturen ist der Mann aus Ghana gewohnt. Doch die Schwüle an diesem Nachmittag zehrt auch an der Kondition von Julius Nartey. "In Afrika schwitze ich nicht so", erklärt der Mann mit der leuchtend grünen Kopfbedeckung. Der guten Stimmung in dem Raum tut die Hitze keinen Abbruch. Und auch im Bewegungsdrang sind die Männer und Frauen nicht zu bremsen.

Zu neunt sitzen sie mit Nartey im Kreis, vor sich Trommeln, jede etwa hüfthoch. Sie sind Teilnehmer des VHS-Kurses "Einführung in das afrikanische Trommeln". Das Besondere: Hier machen Menschen mit und ohne Handicap Musik. Im vierten Jahr bereits. "Wir haben immer ungefähr zur Hälfte Menschen mit Handicap, zur Hälfte ohne", beschreibt VHS-Fachbereichsleiter Karl-Heinz Pasing die Zusammensetzung.

Aus Hamb ist Michaela Krebber gekommen. "Es ist total klasse, mit Menschen mit Behinderung zusammen was zu machen", sagt sie. Deren Freude sei ansteckend. "Für meinen Sohn Niklas ist es das wöchentliche Highlight", meint Jutta Müller aus Straelen. "Ich spiele Becken im Musikverein", berichtet Niklas, der das Down-Syndrom hat.

An diesem Nachmittag hat er neben Nartey Platz genommen und ist voll auf seine Trommel konzentriert. Der Ghanaer, erfahrener Workshop-Leiter und Mitglied der Weltmusik-Formation "Adesa", gibt die Übungen vor. Mit Fingerspitzen trommeln die Teilnehmer den Regen im Dschungel, ein reiben der Handflächen über die Trommelfelle erzeugt Wind, und für den Donner schlagen sie die Trommeln mit ganzer Kraft. Die Dschungeltiere wie Elefant, Esel und Giraffe imitieren mit der typischen getrommelten Schrittfolge. Und zum großen Tiertreffen fahren sie mit der Lokomotive, die sie mit ihren Schlägen langsam anfahren lassen, bis sie sich zur Höchstgeschwindigkeit steigern.

Immer wieder bringt der Workshop-Leiter seine Mitstreiter zum Lachen. Er lässt sie rhythmisch mitsingen: "Das ist wunder-wunderbar" oder fällt in den berühmten Queen-Rhythmus von "We will rock you". Den Ansagen "Schultern schütteln" und "Popo wackeln" folgen die entsprechenden Bewegungen. Und wenn einer aus der Runde mal einem Kommando nicht richtig folgt, ist das für alle zusammen nur ein Grund für noch mehr Heiterkeit.

Warum sich die VHS für Nartey und seine Trommeln entschieden hat? Westafrikanische Rhythmen seien Ausdruck fundamentaler Lebensenergie, schreibt die Bildungseinrichtung. Durch das Zusammenspiel der "sprechenden Trommeln" und der verschiedenen Percussion-Instrumente werde ein sensibleres Empfinden von Körper und Geist ermöglicht. Michaela Krebber fasst das in einem Wort zusammen: "Toll!"

Dankbar ist Pasing dem Berufskolleg der Liebfrauenschule, das den Raum für diesen Trommelkursus zur Verfügung stellt. Noch am 13. Juli können die Teilnehmer des aktuellen Kurses an den Instrumenten ihre Lebensfreude ausdrücken und spielerisch leicht Barrieren abbauen. Doch nach der Sommerpause geht es mit dem Angebot weiter. Für den 5. Oktober ist der Start des dann neunten Inklusions-Trommelkurses geplant.

Für Informationen und Anmeldungen zum Inklusiven Trommeln steht Pasing bei der VHS unter Telefon 02831 937515, E-Mail karl-heinz.pasing@vhs-gelderland.de zur Verfügung.

(RP)
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