Geldern Bergmann fordert "rigorose Analyse"

Geldern · Nach dem Verlust diverser Bürgermeistersessel muss sich die CDU in den Kommunen etwas einfallen lassen. Kreis-Chef Dr. Günther Bergmann wirbt für neuen Typus: nicht zwangsläufig weiblich, aber lebenserfahren und sympathisch.

 Der Kreis Klever CDU-Parteichef und Landtagsabgeordnete Dr. Günther Bergmann.

Der Kreis Klever CDU-Parteichef und Landtagsabgeordnete Dr. Günther Bergmann.

Foto: Andreas Endermann

In diesen Tagen beschäftigt sich der NRW-Landtag unter anderem mit der Flüchtlingsdebatte. Es geht um strengere Auswahlkriterien für Menschen aus dem West-Balkan, um ein Zuwanderungsgesetz, um die Beschleunigung der Asylverfahren. Alles ganz wichtige Themen, die sich auch auf die Kommunen niederschlagen. Insofern ist Dr. Günther Bergmann, Landtagsmitglied der CDU im Kreis Kleve, natürlich während der Sitzungen konzentriert bei der Sache. Vermutlich beschäftigt ihn parallel dazu aber ein weiteres großes Problem: die Frage, wie es der Partei den Kommunen gelingen kann, die CDU wieder auf Vordermann zu bringen. Der Verlust diverser Bürgermeistersessel ist nicht nur innerhalb der Partei ein Riesenthema.

Eines ist Bergmann im RP-Gespräch aber ganz wichtig: Es sei ja nicht die CDU, die in einigen Städten und Gemeinden abgewählt worden sei, es ging ja "nur" um die Bürgermeister. "In keinem einzigen der 16 Räte im Kreis Kleve sind dadurch neue Mehrheiten entstanden." Dass die Ratsarbeit sich hier und da ändern wird, wenn der Vorsitzende nicht mehr der CDU angehört, das streitet Bergmann nicht ab. Aber dass die CDU noch mit deutlich über 50 Prozent Wahlen gewinnen könne - das sehe man doch am Ergebnis des Landrats (58,16 Prozent). "Der Wahlkampf, den wir als Kreisverband zu verantworten haben, ist super gelaufen. In den Kommunen hatten wir leider ein völlig unterschiedliches Abstimmungsverhalten beider Landrats- und der Bürgermeisterwahl. Dafür gibt es viele unterschiedliche Gründe, die die Stadt- und Gemeindeverbände nun ermitteln müssen."

Günther Bergmann verweist auch an dieser Stelle wieder auf das Prinzip der "Subsidiarität", das ein Grundwert der Christdemokratie sei: Alles soll auf möglichst niedriger Ebene eigenverantwortlich gemanagt und entschieden werden. Konkret: Die Verantwortlichen vor Ort sollen jetzt in die Bürgerschaft "reinhören, miteinander kommunizieren, überlegen, warum sie ihre Überzeugungen nicht transportieren konnten".

Bergmann führt aus: "Mein Tipp ist, jetzt sofort mit einer rigorosen Analyse zu beginnen." Interessant in seinen Augen: Die Kandidaten seien ja mit jeweils großer Mehrheit von ihren Parteien aufgestellt worden, hätten aber offenbar nicht den Geschmack der Wähler getroffen. "Da muss man sich über ein modernes Anforderungsprofil eines Bürgermeisters eben Gedanken machen." Wie das aussehen soll? "Jünger und weiblicher", hat die CDU in der jüngeren Vergangenheit oft postuliert. Hat man mit Gerhard Fonck, Axel Stibi, Heinz van Baal oder Udo Jansen, um einige gescheiterte CDU-Amtsinhaber beziehungsweise Kandidaten zu benennen, schon deshalb auf die falschen Pferde gesetzt? "Jung" mag relativ sein, aber weiblich sind die vier nun nicht. "Das allein ist es sicher nicht, wir wollen ja auch der Fairness halber daran erinnern, dass zum Beispiel Christoph Gerwers in Rees als 52-jähriger CDU-Mann mit über 66 Prozent wiedergewählt wurde", sagt Bergmann.

Wie muss er also sein, der Kandidat der Christdemokraten, der bei der nächsten Wahl wieder für ein vertrauteres (also unterm Strich schwarzes) Abstimmungsverhalten sorgen soll? Bergmann: "Er muss Lebenserfahrung mitbringen, Berufserfahrung, mit beiden Beinen im Leben stehen. Und er braucht hohe Sympathiewerte, die ganz viel damit zu tun haben, dass derjenige weiß, wie es draußen zugeht."

Günther Bergmann will sich zwar nicht einmischen (siehe "Subsidiarität"), für Tipps sei er jedoch jederzeit zu haben. Ob jetzt vielleicht für die Verantwortlichen in dem einen oder anderen Stadtverband Nachschulungen in puncto Bürgernähe, Kommunikation und Transparenz angeboten werden? "Sicher, wir vermitteln gerne Fort- und Weiterbildungskurse. Das tun wir aber immer, nicht nur nach enttäuschenden Wahlergebnissen", erklärt Bergmann.

In den Räten der Kommunen beginnt nun wieder der Alltag. Jeder Mann und jede Frau, die da auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen, hat schwere Zeiten vor sich. Nicht nur, weil es immer schwieriger wird, Mehrheiten zu finden, sondern weil drängende Themen zu lösen sind: verschuldete Haushalte und das Flüchtlingsthema etwa. Zusammenarbeit führt da vermutlich weiter als ein Konfrontationskurs. Ob das mit "den Neuen" gelingt, das wagt Bergmann noch nicht abzuschätzen.

(RP)
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