Geldern Beseelte Landschaft bei Koekkoek

Geldern · Das Klever Malerpalais zeigt bis 25. Juni Werke des Landschaftsmalers Johannes Warnardus Bilders, einem Zeitgenossen von Koekkoek. Über 70 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken geben einen Überblick über sein romantisches Werk.

 Die Kopfweiden malte Johannes Warnardus Bilders 1867.

Die Kopfweiden malte Johannes Warnardus Bilders 1867.

Foto: Matthias Grass

Johannes Warnardus Bilders malte seinen Lieblingsort mit seinen Lieblingsmotiven: die großen alten Bäume in den Wäldern der Landschaft um Oosterbeek, die Landgüter mit ihren großen Dächern, die Bäche und Wassermühlen, die Heide und nicht zuletzt das Rheinufer. Man taucht in seinen Bildern in Landschaften, in denen Kopfweiden im Wasser stehen, darüber der graue Wolkenhimmel des Niederrheins, in dem flachen Wasser modern ein paar alte Baumstämme. An anderer Stelle leuchtet ein heller, sandiger Hohlweg vor tiefgrüner Waldkulisse und freundlich blauem Himmel, eine Frau dreht sich zurück, guckt aus dem Bild heraus auf den Betrachter, ein Einschnitt im Wald weist in die Ferne der Landschaft zu Füßen der Frau. Es sind aber auch Bilder von seinen Reisen nach Deutschland, die faszinieren: Die Ahr, Felsen mit Burgen, Flüsse oder den Schwarzwald, den uns der Niederländer als "norwegische Landschaft" verkauft.

Bilders orientierte sich mit seiner Malerei auch an dem großen niederländischen Malerfürsten Barend Cornelis Koekkoek, in dessen Haus er jetzt zu Gast ist. "Beseelte Landschaft" heißt die Ausstellung, die 50 Gemälde und über 20 Zeichnungen in den Salons des Hauses vereint und bis Ende Juni zu sehen sein wird. Ursula Geisselbrecht-Capecki sieht die Bilders-Ausstellung als Fortsetzung jener Ausstellungen, die den niederländischen Romantikern und Zeitgenossen von Barend Cornelis Koekkoek zählen. Johannes Warnardus Bilders gilt als Wegbereiter der so genannten Haager Schule des niederländischen frühen Impressionismus und als Vater der Künstlerkolonie um Oosterbeek bei Arnheim. Es sei zudem die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit niederländischen Museen und Institutionen, die sich diesem Thema widmen, bei Bilders das Museum Veluwezoom, Kasteel Doorwerth und das RKD (Rijksbureau Kunsthistorische Documentatie), Den Haag, sagt Ursula Geisselbrecht-Capecki. "Wir wollen künftig mit niederländischen Institutionen noch enger zusammenarbeiten", so die künstlerische Leiterin des Koekkoek-Hauses. Solche Ausstellungen wie man sie jetzt organisiere, seien nur durch die Unterstützung des Freundeskreises, privater Leihgeber und des großen ehrenamtlichen Teams des Hauses möglich. Darunter auch Frank Buunk vom Stiftungsvorstand, der mit seinen Söhnen hilfreich dabei war. In den Salons des Klever Malerpalais begegnet Bilders dem großen Meister Barend Cornelis Koekkoek.

 Ursula Geisselbrecht-Capecki in der Ausstellung.

Ursula Geisselbrecht-Capecki in der Ausstellung.

Foto: mgr

Bilders wurde 1811 in Utrecht als Sohn eines Bäckers geboren - doch er wollte keine Brötchen backen, sondern Bilder malen. Also nahm der Junge Zeichenunterricht und eignete sich die Malerei nach und nach an. Mit 23 Jahren verlässt er 1835 die städtische Zeichenschule und wird Mitglied im Utrechter Kunstverein "Kunstliebe". Hier lernt er junge Künstler ebenso kennen, wie die Elite der Stadt, macht sich einen Namen als Landschaftsmaler. Seine Entwicklung lässt sich schön in der Ausstellung nachvollziehen: Nach frühen Bildern wie steife Studien werden die Werke freier, in einem schönen Aquarell im zweiten Stock des Hauses löst sich die Landschaft geradezu auf, wird zur Impression. Doch letztlich bleiben die großen Bilder realistisch romantisch, frönen der Landschaft und der Natur. Großen Einfluss auf seine Werke haben die Landschaftsmaler Andreas Schelfhout und Barend Cornelis Koekkoek. 1839 wanderte der Niederländer bis zur Ahr, malte die deutschen Mittelgebirge. Doch bei einem Bad in dem Fluss ertrank sein Begleiter und Malerfreund Mali. Später verlor er seine Frau, seinen Sohn und eine Tochter durch Tuberkulose. Erst nachdem er die 25 Jahre jüngere Malerein Marie Bosse geheiratet hatte, zieht er wieder von Amsterdam nach Oosterbeek zurück. Er starb 1890.

Schön ist die zeitgenössische Karte aus der Sammlung Angerhausen im Treppenhaus, die die Umgebung Oosterbeeks zur Zeit Bilders zeigt und anhand seiner Werke zur Tour dorthin einlädt.

(RP)
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