Geldern Bestattungen mit einem Helium-Ballon

Geldern · Das Beisetzen von Angehörigen erfährt derzeit einen enormen Wandel. Dem tragen Kommunen und die professionellen Helfer Rechnung. Eine neue Möglichkeit ist das Verstreuen der Asche, nachdem sie mit einem Ballon in die Luft ging.

Das Bestattungswesen befindet sich derzeit in einem enormen Umbruch. Es gibt Menschen, auch ältere, die möchten ihren Nachkommen nicht unbedingt zumuten, eine Grabstätte über mehrerer Jahrzehnte betreuen und pflegen zu müssen. Andere wiederum benötigen dringen einen Anlaufpunkt, wo sie Abschied nehmen und trauern können, Stellen, die sie genau kennen und die sie noch viele Jahre betreuen können, von denen sie wissen, wo sich ihre Angehörigen befinden. Allen diesen Anforderungen muss ein modernes Bestattungsunternehmen Rechnung tragen können. Ein Unternehmer, der sich auf dem neuesten Stand befindet, ist Georg Raeth aus Pont. Sein neustes Angebot neben Erd-, Feuer-, See- und Friedwald-Bestattungen ist das Verstreuen der Asche durch einen Helium-Ballon.

"Ich kenne nur ein Land in Europa, dass ein Verstreuen der Asche eines Leichnams nicht gestattet. Und das ist Deutschland", berichtet der Bestatter. Doch durch die Nähe zu den Niederlanden sei es für ihn als Vermittler kein Problem, auch diese Bestattungsart anzubieten. Dafür arbeit er eng mit dem niederländischen Unternehmen Aquaair Services zusammen. "Das Verfahren ist einfach", berichtet Raeth. "Nachdem der Leichnam verbrannt wurde, fordere ich die Asche mit einem einfachen Formular an und übergebe sie dem Unternehmen im Nachbarland." Die Angehörigen können dann bestimmen, wo der weiße oder farbige Ballon aufsteigen soll, also in allen Ländern Europas, nur nicht in Deutschland.

Auch die Orte können frei gewählt werden. Die Ballone wurden bereits am Strand, auf einem Fußballfeld, in einem Garten oder von einem Schiff aus in den Himmel entlassen. Die mit Helium gefüllten Ballone steigen so lange in die Höhe bis sie platzen. "Und der Wind tut dann sein übriges", beschreibt der Ponter eine solche Bestattungsart, deren Kosten er mit mindestens 765 Euro beziffert. Doch Raeth bietet seit mehr als zehn Jahren auch alle anderen Bestattungsformen an. Im Juli 2001 übernahm er, zeitgleich mit dem Restaurant "Lemkes Hof" in Pont, das Bestattungsunternehmen vom damaligen Schreinermeister Arnold Thissen und seiner Frau Maria. Die Statistik besagte, dass zur damaligen Zeit etwa acht bis zwölf Menschen jährlich in Pont starben. Tömpe Nöll meinte damals zu ihm: "Das kannst du doch schön nebenbei machen." Wenn damals der kleine schwarze Anhänger angespannt wurde und durch Pont fuhr, wussten die Bewohner: Et is wär jemes gestörve. Und so war sein Plan, neben der Gastronomie auch die paar Beisetzungen zu organisieren. Es passte ja auch gut. Neben den Räumen für die Nachfeiern, konnte Georg Raeth auch die Orgelbegleitung in der Kirche anbieten, als damals noch hauptamtlicher Organist in Lüllingen.

Wie es manchmal so geht, kam natürlich alles ganz anders. "Durch ständige Aus- und Weiterbildung konnte ich das Bestattungsunternehmen nicht nur modernisieren, sondern das Einzugsgebiet über die Grenzen von Pont hinaus erweitern", blickt der Unternehmer zurück. Dazu sei die Ausbildung zum Logistikmeister und Wirtschaftsinformatiker natürlich sehr dienlich gewesen. Die Bestattungskultur habe sich jedoch in der kurzen Zeit sehr verändert. Die Bestattungsarten seien vielfältiger geworden. Mit Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl betreut Raeth heute Angehörige aus Geldern, Veert, Hartefeld, Vernum, Pont, Straelen und vielen anderen Kommunen.

Die traditionellen Bestattungen überwiegen seiner Meinung nach aber immer noch. Urnenbestattungen nehmen jedoch zu, und damit auch die Vielfältigkeit der Bestattungsarten.

(RP)
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