Geldern Besucher dürfen zu Chirurgen werden

Geldern · Das Gelderner St.-Clemens-Hospital hat zum "Tag des offenen Operationssaals" eingeladen. Für die Besucher war das die Chance, faszinierende Einblicke zu gewinnen. Kinder durften sogar mit High-Tech-Instrumenten "operieren".

 Hier operieren die Chirurgen von morgen. Mit den High-Tech-Instrumenten werden Gummibärchen aus dem Bauchraum einer Übungspuppe kontrolliert „entfernt“. Der Hergang des spielerischen Eingriffs im echten Operationssaal ist auf dem Bildschirm zu sehen.

Hier operieren die Chirurgen von morgen. Mit den High-Tech-Instrumenten werden Gummibärchen aus dem Bauchraum einer Übungspuppe kontrolliert „entfernt“. Der Hergang des spielerischen Eingriffs im echten Operationssaal ist auf dem Bildschirm zu sehen.

Foto: Evers

Die Operationsräume des St.-Clemens-Hospitals. Normalerweise herrscht da ruhiges und konzentriertes Arbeiten, doch heute am Samstagmittag sind hier viel mehr Menschen als sonst unterwegs. An Stelle von Patienten sind die Krankenhauskorridore gefüllt mit neugierigen Familien. "Es ist mal super- interessant, hier beim 'Tag des offenen OP' zu sehen, was man sonst nur so vernebelt mitbekommt", meinte Besucherin Kim Meier. "Das nimmt einem gleich etwas die Angst."

Es kommt eben auf die Perspektive an. Anstatt, wie üblich, liegend in diesen Bereich hereingefahren zu werden, spazieren die Leute durch die Abteilungen. Bereits bei der Aufnahme bekommen die jungen Besucher, wenn sie wollen, einen Kittel, Mundschutz und eine Spritze mit Smarties. "Wenn die Kleinen hier im Zentral-OP sich oder andere eingeschleust haben, erhalten sie ein Diplom", erzählt die operationstechnische Assistentin Christina Maywald. "Das macht sie schon zu Beginn fröhlich und nimmt ihnen die Angst."

Die drei offenen OPs liegen direkt nebeneinander: Der erste ist für die Unfallchirurgie, der zweite für Gyno- und Urologie und beim dritten geht es um Viszeralchirurgie. "Oder einfacher gesagt: Alles, was mit dem Bauchraum zu tun hat", erklärt Krankenpfleger Toine Leferink, der als einer von rund 35 Experten heute informiert.

In allen Räumen sind zahllose Werkzeuge und Hilfsmittel aufgereiht, die bei Operationen zur Anwendung kommen. Klammern, Spreizer und mehr. Manche Geräte wirken auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Science-Fiction-Laserpistole und Tacker. Mit ihnen kann man zum Beispiel einen Darm wieder zusammenfügen, andere Utensilien helfen beim Aufhalten von Wunden.

Bei der Viszeralchirurgie können die Besucher selbst Hand anlegen und über einen Bildschirm die Bauchhöhle eines Dummies, also einer menschengroßen Puppe, erforschen. Sie lernen, wie sich es sich anfühlt, Minimal-, oder Knopflochchirurgie zu leiten. Die kleinste Bewegung wird von dem Hightech-Equipment registriert, das in den Schaumstoff-Bauch führt.

Chefärztin Susanne Born freut sich über den Andrang, "denn es liegt uns sehr am Herzen, dass wir so die Angst der Leute abbauen". Von Furcht ist nämlich in den Gesichtern der Leute keine Spur, aufmerksame Faszination begleitet jeden ihrer Blicke.

Einen Raum weiter können kleine Entdecker Nadel und Faden in die Hand nehmen, um bei einer Banane oder einem Stück Weichschaum eine Naht zu setzen. Immer begleitet von den wachsamen Ärzten, Assistenten und Helfern, die dabei sind, damit sich niemand versehentlich verletzt. Aus diesem Grund liegen auch Skalpelle und andere spitze Gegenstände gar nicht erst offen aus, was aber bei der Vielzahl von faszinierenden Werkzeugen gar nicht auffällt.

Oberarzt Hans-Jörg Tromp informiert im dritten der öffentlichen Operationssäle über künstliche Gelenke. Hinter ihm liegt ein Vorführpatient aus Plastik, dessen Kniemuskeln in Erwartung des Eingriffs auseinandergezogen sind. Tromp erklärt bei seiner Präsentation auch die technischen Hilfsmittel, die sich rund um den OP-Tisch stapeln. Wer will, kann zwischendurch die Röntgenschürze anprobieren.

Der Rundgang wird in der ZSVA beendet, der "Zentralen Sterilgut Versorgungsabteilung", bei der systematisch die zuvor gezeigten Instrumente maschinell gereinigt und desinfiziert werden, damit für den nächsten OP-Termin alles bereitsteht. "Das ist ja hier gar nicht so gruselig im Krankenhaus", findet Leonie Weller (12) nach ihrer Tour. "Hier würde ich auch gerne mal arbeiten."

(cnk)
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