Gelderland Biogas: Grundwasser in Gefahr

Gelderland · Der Gelderner Verein VSR Gewässerschutz warnt vor steigenden Nitratwerten. Grund sind Gär-Reste aus immer mehr Biogasanlagen. Im menschlichen Körper können durch Nitrat krebserregende Stoffe entstehen.

Eigentlich sind es gute Nachrichten, die der Verein VSR-Gewässerschutz, der seinen Sitz in Geldern hat, verkündet: Die Nitratbelastung des Grundwassers im Gelderland ist weiter zurück gegangen. Inzwischen sei die Nitratbelastung in fast der Hälfte der Proben so gering, "dass das Wasser auch zum Befüllen eines Gartenteichs geeignet und ökologisch unbedenklich ist", teilte der Verein mit.

Und damit ist das Wasser auch für den Menschen ungefährlich. Denn im menschlichen Körper wird Nitrat zu krebserregenden Stoffen umgewandelt. Je höher die Nitratbelastung ist, desto höher ist die Gefahr einer Erkrankung. 50 Milligramm pro Liter gelten nach der Trinkwasserverordnung als Höchstgrenze — unter dieser bleiben immerhin 65 Prozent der untersuchten Wasserproben zwischen Wachtendonk und Weeze.

Pressesprecher Harald Gülzow ist trotzdem nicht euphorisch: "Die Nitratwerte sind gefallen, aber sie sind nicht gut", stellt er fest. "Davon sind wir noch eine Ecke weg." Nitrate, deren Stoffwechselprodukte im Körper als krebserregend gelten, gelangen vor allem durch Düngemittel ins Grundwasser. Noch im Jahre 2002, so Gülzow, habe es Konzentrationen von 200 Milligramm pro Liter gegeben, "so hohe Belastungen werden nicht mehr festgestellt." Das liege an dem "sinnvollen Einsatz von Gülle in Landwirtschaft und Gartenbau". Sinnvoll sei der Einsatz dann, wenn über den Dünger so viel Stickstoff — der im Nitrat gebunden ist — zugeführt wird, wie die Pflanzen gebrauchen können.

Doch Gülzow blickt sorgenvoll in die Zukunft. Denn er fürchtet, dass der "massive Ausbau von Biogasanlagen" sich negativ auswirken wird. Durch deren Gär-Reste könnten wieder verstärkt Nitrate ins Grundwasser gelangen, befürchtet er. Außerdem werde auf "32 Prozent der 50 000 Hektar Acker- und Grünflächen Mais angebaut" — dieser vertrage auch hohe Stickstoffkonzentrationen im Boden. Also überdüngte Böden.

Das kann Reinhard Kemper von der Wasserschutzberatung der Landwirtschaftskammer nicht abstreiten. "Mais ist da ein bisschen in Verruf gekommen", sagt er. "Getreide würde bei zu hohem Stickstoffgehalt direkt umfallen, aber Mais hält das aus". Da sei auch nicht auszuschließen, dass es ab und an schwarze Schafe unter den Landwirten gebe, die zu viel düngen.

Grundsätzlich aber, betont er, gelten für Gär-Reste aus Biogasanlagen die gleichen Grenzwerte wie etwa für Gülle. Zwei Mal im Jahr würden die Anlagen überprüft, da je nach Befüllung unterschiedliche Nitratkonzentrationen in den Resten vorhanden seien. Angst vor steigenden Nitratwerten durch die Reste aus Biogasanlagen hat Kemper jedenfalls nicht: "Wenn sich die Landwirte an die gesetzlichen Vorgaben halten, darf das nicht sein."

(RP/ac)
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