Issum Blühstreifen gegen das schlechte Image

Issum · Mitglieder der Ortsbauernschaft Sevelen wehren sich gegen die vorherrschende Meinung, dass Landwirte nur die Natur nutzen und nicht schützen. Rund um die Ortschaft säen sie nun Streifen und Inseln speziell für Insekten ein.

 Ludger Bissels, Heinz-Josef Hoster, Franz-Josef Diepers und Hermann-Josef Windeln (v.l.) wollen gegen das schlechte Image anpflanzen.

Ludger Bissels, Heinz-Josef Hoster, Franz-Josef Diepers und Hermann-Josef Windeln (v.l.) wollen gegen das schlechte Image anpflanzen.

Foto: Seybert

Wenn der Landwirt mit dem Güllefass über den Acker fährt oder mit dem großen Kreiselmäher die Wiese stutzt, ziehen Beobachter nicht nur die Nase, sondern auch oft kritisch die Augenbrauen hoch. "Die Meinung der Bürger über die Landwirtschaft ist derzeit nicht immer nur positiv", berichtet Heinz-Josef Hoster aus dem Vorstand der Ortsbauernschaft Sevelen.

Er und seine beiden Mitstreiter aus dieser Interessensvertretung der Landwirte, Ludger Bissels und Franz-Josef Diepers, möchten das Erscheinungsbild der Bauern in der Öffentlichkeit verbessern. "Wir haben Anfang des Jahres zusammengesessen und überlegt, was wir in dieser Richtung unternehmen können", fügt Bissels hinzu.

Erste Überlegungen gingen zum Beispiel in Richtung Streifen mit Sonnenblumen. "Die sehen ganz hübsch aus, bilden aber eine reine Monokultur", argumentiert Hoster, warum sie diese Idee wieder haben fallenlassen. Die nächste Überlegung waren Insekten-Hotels. Das sind beispielsweise künstlich angelegte Holzstapel, in denen sich Hohlräume befinden. Sie ersetzten die selten gewordenen alten Äste in den Bäumen. Doch das alleine war den Sevelener Landwirten auch zu wenig, denn die Insekten, wie beispielsweise gefährdete Wildbienenarten, benötigen auch Futter.

So entstand der Plan, Blühstreifen und -inseln zu säen, damit die Insekten dort mit den Blumen die notwendige Nahrung finden. "Auch in der Hoffnung, dass es in den nächsten Tagen noch etwas regnen wird, werden wir bis Ende April Streifen und Inseln rund um die Ortschaft Sevelen einsäen. Die Landwirte reden in diesem Zusammenhang von einer Fläche in der Größe von insgesamt etwa zwei Hektar. Das sind 20 000 Quadratmeter.

Die Sevelener verwenden dafür eine artenreiche Blühmischung für Bienen und Schmetterlinge mit dem Namen "Lippstädter Blütenparadies". Die Aussaatzeit ist ab Mitte April bis in den Mai hinein. Pro Hektar Fläche werden 25 Kilogramm Saatgut benötigt. Darin befinden sich unter anderem Klee, Sommerwicken, Lupinen, Sonnenblumen, Senf, Leindotter und auch noch andere Blühpflanzen.

Mit fachkundigen Ratschlägen begleitet das gesamte Projekt Hermann-Josef Windeln, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Geldern-Issum. "Wir werden an den Blühstreifen auch Informationsblätter anbringen, um den Bürgern, die zu Fuß oder per Fahrrad daran vorbeikommen, zu erklären, was dort passiert", blickt Bissels in die Zukunft. Auch wenn dann mal ein Passant sich einige bunte Blümchen pflückt, sei das nicht das große Problem.

Doch sollten nicht unbedingt Hunde durch diese Streifen und Inseln geschickt werden. Denn wo sich Insekten befinden, sammeln sich auch schnell Vögel, Amphibien und andere Tiere. "Das gesamte Projekt soll in diesem Jahr erst einmal ein Versuch sein. Deshalb finanzieren wir es auch komplett selber ohne Zuschüsse", erklärt Hoster. Denn ansonsten hieße es hinterher: Die Landwirte wollen ja nur die Zuschüsse bekommen. Sollte der Versuch klappen, wovon die Initiatoren ausgehen, könnten sich im kommenden Jahr weitere Interessenten beteiligen. Sie müssen sich dann nur an die ihnen bekannten Vorstandsmitglieder der Ortsbauernschaft Sevelen wenden.

(RP)
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