Geldern Buchhaltung fast ohne Aktenordner

Geldern · Steuerberatung im Digitalzeitalter: Gemeinsam mit dem Berliner Start-up Candis setzt Carsten Spütz in der Gelderner Kanzlei Dicks, Smeets, Feigel, Spütz auf eine Online-Lösung. Zudem gibt es ein Pilotprojekt mit Landgard in Herongen.

 Carsten Spütz, neuer Partner in der 1963 von Josef Geurtz in Geldern gegründeten Kanzlei, stimmt sich per Videokonferenz mit Christopher Becker und Christian Ritosek vom Berliner Start-up Candis ab.

Carsten Spütz, neuer Partner in der 1963 von Josef Geurtz in Geldern gegründeten Kanzlei, stimmt sich per Videokonferenz mit Christopher Becker und Christian Ritosek vom Berliner Start-up Candis ab.

Foto: Dirk Möwius

Christopher Becker kam die Idee für Candis beim eigenen Arbeitsalltag. Für ihn ist die digitale Welt eine Selbstverständlichkeit - Pizza und Sushi werden per App bestellt, statt des eigenen Autos wird Carsharing genutzt. Doch zum Steuerberater wurden die Belege immer noch in Papierform in einem Pendelordner gebracht. So wurde die Idee für sein nächstens Start-up geworden. In den Büros am Prenzlauer Berg entstand Candis. Zu den ersten Steuerberatungsbüros in Deutschland, die ihren Mandanten dieses System anbieten, gehört die Kanzlei Dicks, Smeets, Feigel, Spütz am Mühlenweg in Geldern.

Auf digitale Lösungen setzt man stark in den gerade renovierten Büros. Carsten Spütz, 29 Jahre alt und seit Jahresbeginn Partner im Unternehmen: "Wir haben nahezu unseren eigenen Arbeitsablauf komplett digitalisiert. Das beginnt mit einem sehr umfangreichen Dokumentenmanagementsystem, der Faxvirtualisierung, automatsicher E-Mail-Verschlüsselung, einem Server bei der Datev und geht bis Heimarbeitsplätzen für Mitarbeiter." Zudem greife man schon viele Daten der Kunden digital ab, mit den neuen elektronischen Registrierkassen werde der Anteil noch deutlich ansteigen. Spütz: "Wir haben schon sehr viel in die digitale Welt verlagert, aber unsere Mandanten bringen, abgesehen von Forderungen, alle anderen Belege noch ,old school' im Pendelordner vorbei. Um diesen Umstand zu ändern, sind wir auf den Zug von Candis aufgesprungen." Der große Vorteil von Candis gegenüber anderen Systemen seien die leichte Installation beim Kunden und die Nutzung über den Internet-Browser. Christopher Becker - zum Besuch unserer Redaktion in der Kanzlei zeitgemäß per Videokonferenz aus Berlin dazu geschaltet - beschreibt das System so: Candis sortiert - auch lernfähig mit künstlicher Intelligenz - die E-Mail-Eingänge oder anderen Daten. Das passiert im Hintergrund. Der Kunde hat dann eine Liste, was zu bezahlen ist."

Und das kann er von Candis aus direkt erledigen - auch mit Kreditkarte oder PayPal. Und was der Steuerberater besonders schätzt: "Das System erkennt nicht nur den korrekten Umsatzsteuersatz, es mahnt sofort, wenn zur Zahlung der Beleg fehlt. Das sei in der Praxis oft das zeitraubendste Problem der Buchhaltung." Becker nennt ein Beispiel: "Wenn ich eine Taxifahrt mit der Kreditkarte bezahle, fragt mich Candis nach der dazu gehörigen Quittung." In der Finanzbuchhaltung entfällt das Abtippen von Daten - sie laufen automatisch ein. Spütz: "Wir können viel Zeit sparen und die Buchhaltung entlasten." Das spare am Ende auch Geld, das wiederum den Mandanten zugutekomme. In der bisherigen Testphase seien die zehn Mandanten jedenfalls "sehr glücklich".

Unabhängig von Candis betreut Carsten Spütz ein weiteres digitales Pilotprojekt. Mit Landgard in Herongen wird eine Schnittstelle zum Datenexport aufgebaut, die von den Gartenbaubetrieben wie den Steuerberatern genutzt werden kann.

www.steuer-geldern.de

https://candis.io/

(RP)
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