Geldern Bürgermeister nach peinlicher Internet-Panne unter Druck

Geldern · Der Bürgermeister der Stadt Geldern, Ulrich Janssen (CDU), gerät wegen einer von ihm gestarteten Online-Umfrage auf Facebook unter Druck. Er hatte die Einwohner über das Soziale Netzwerk aufgefordert, über verschiedene Pläne für ein großes innerstädtisches Bauprojekt abzustimmen. Für dieses Vorhaben standen sieben Investoren in den Startlöchern.

Bei der Abstimmung lagen zwei Planungsgruppen Kopf an Kopf vorne. Am Freitag stellte sich heraus: Mehr als ein Viertel aller abgegebenen Stimmen waren vom Laptop oder Tablet des Bürgermeisters selbst abgegeben worden. 208 Mal wurde mit Janssens Namen und Zugangsdaten für ein- und denselben Interessenten geklickt — in mehreren Phasen hintereinanderweg, häufig im Abstand weniger Sekunden. Der Begünstigte war die "Investorengemeinschaft Bieber, Kranich, N. & C Scholten".

Bürgermeister Ulrich Janssen bestreitet, diese Stimmen selbst abgegeben zu haben. "Ich habe ziemlich vielen Leuten, und davon etlichen, die kein Facebook-Konto haben, die Pläne an meinem Bildschirm erläutert und bin der Einfachheit halber über meinen Facebook-Link gegangen", erklärte er Freitag auf Anfrage und auf seiner Facebookseite. Viele Parteikollegen, Mitarbeiter im Rathaus und andere Gäste hätten so mit seinen Zugangsdaten abgestimmt. "Wenn ich das hätte beeinflussen wollen, hätte ich mir 20 andere Accounts zugelegt", sagte Janssen. Zugleich räumte er aber ein, bis dato überhaupt nicht gewusst zu haben, dass die Details zu den Abstimmungsergebnissen auf Facebook mit ein paar Mausklicks für jeden öffentlich einzusehen sind. Für die politische Entscheidung für oder gegen einen Investor ist die Online-Umfrage in keiner Weise bindend, wie Bürgermeister Janssen betonte. Er glaube auch nicht, dass Politiker in ihrer Willensbildung davon beeinflusst würden.

Als "Fehler" wollte er den Vorgang nicht bezeichnen. "Nur, weil andere auf die Idee kommen, das misszuinterpretieren, werde ich nicht anfangen, mein Leben zu ändern."

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