Geldern Gelderner Kandidaten im Kreuzfeuer

Geldern · Bei der großen Podiumsdiskussion der KAB sollten die Bürgermeisterbewerber sich präsentieren und argumentieren. Die Resonanz war riesig, der Saal war rappelvoll, doch die Gesprächsführung sorgte für Irritationen.

 Im Pfarrsaal der Gelderner St.-Maria-Magdalena-Pfarrgemeinde traten vor vollem Haus die Gelderner Bürgermeisterkandidaten gegeneinander an.

Im Pfarrsaal der Gelderner St.-Maria-Magdalena-Pfarrgemeinde traten vor vollem Haus die Gelderner Bürgermeisterkandidaten gegeneinander an.

Foto: Thomas Binn

Eigentlich sollte die Podiumsdiskussion der KAB im St.-Maria-Magdalena-Pfarrheim die Kandidaten vorstellen und klären, wie sie zu verschiedenen Themen stehen. So viele Besucher waren gekommen, dass das Pfarrheim bis zur Haustür gefüllt war. Manche Besucher, die keinen Platz bekamen, gingen sogar wieder nach Hause.

Doch nach einer Weile gab es im Publikum Unmut über die Organisation der Diskussion. Denn nach kurzer Vorstellung der Kandidaten durch die Moderatorin, Rechtsanwältin Ulrike Michel, ging es direkt in einzelne Themen. Nach gut einer Stunde meldete sich ein Bürger und kritisierte den Verlauf, "denn ich dachte, wir sind hier, um die Kandidaten kennenzulernen. Ein Wunschkonzert der Themen können wir hier noch lange ausführen".

Für die Gesprächsführung gab es zwar auch Lob, aber ebenso sehr deutliche Kritik: Sie sei "konfus", meinten etliche Zuschauer. Einige verließen die Veranstaltung deshalb sogar. Und erst nach etwa eineinhalb Stunden durften die Kandidaten sich selbst richtig vorstellen.

CDU-Kandidat Sven Kaiser beschrieb seine Pläne für ein "partnerschaftliches Miteinander" im Rathaus mit einem "teamorientierten Führungsstil", der einen "ganz anderen Umgang mit den Stadt-Partnern und Bürgern" haben soll und bei dem "mehr Gespräche geführt werden sollen".

Jörg Grahl von der SPD sieht seinen "Führungsstil dahingehend deckungsgleich" und zählte neben seinem Bildungshintergrund, etwa in Betriebswirtschaft und Soziologie, Projekte auf, bei denen seine Team-Arbeit und Führungspotenzial wichtig gewesen seien.

Die freie Kandidatin Hanneke Hellmann redete - wie schon zu ein paar anderen Gelegenheiten des Abends - prompt dazwischen und beschrieb ihren Ansatz für das Bürgermeisteramt als "Vermittler zwischen Rat und Verwaltung" mit einem "ganz anderen, offeneren und transparenteren Führungsstil". Sie findet, dass es im Rathaus "viele nette und kompetente Kollegen gibt, deren Ressourcen man ausbauen kann".

Letzter in der Vorstellungsrunde war der amtierende Bürgermeister Ulrich Janssen, der erklärte, er wolle wie in den Jahren zuvor "Kollegialität, Loyalität und Transparenz" liefern. Seine Tür sei immer auf: "Wenn ich da bin - und eben unterbrechen kann - nehme ich mir auch die Zeit." Er kritisierte den Stadtrat, denn: "Die Parteien müssen an der Meinungsbildung mitwirken, das war bislang meistens nur die Verwaltung."

Neben bezahlbarem Wohnen für Jung und Alt und Problemen bei der ärztlichen Versorgung war die ehemalige Möbelhalle am Holländer See ein Diskussionspunkt. Dort könnte gefeiert werden, ohne dass Anwohner sich gestört fühlten, meinte Jörg Grahl. Die robuste Bausubstanz wäre heute nicht mehr bezahlbar, und mit einer Renovierung werde man am Ende günstiger dastehen.

Die Idee einer Mehrfachnutzung durch Jugendliche, Gewerbe und DLRG kritisierte entgegen Hanneke Hellmann heftig. Sie glaubt, es würde bei "Skatern und DLRG zusammen nur Mord und Totschlag geben". Das wiederum fand der anwesende Leiter der DLRG-Ortsgruppe, Lothar Wleczyk, lächerlich: Die Gruppe bestehe "zu 85 Prozent aus Jugendlichen".

Wirklich Neues wurde nicht gesagt. Aber durch die Art und Weise, wie die Kandidaten sich benahmen, konnten sich die Besucher doch ein besseres Bild über ihre potenziellen Bürgermeister machen.

Um das alte Möbellager geht es heute Abend auch im "Ausschuss für die Entwicklung des Niersparks". Die öffentliche Sitzung beginnt um 18 Uhr im Bürgerforum, Issumer Tor 36.

(cnk)
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