Geldern Bunter Operetten-Spaß vor dem Bahnhofstunnel

Geldern · "Der Vogelhändler" lockte trotz des nass-kalten Wetters rund 300 Gelderner zur Unterführung am Niersforum.

 Liebe, List und Raffinesse, aber auch Musik und Spaß: Das Ensemble steckte das Publikum mit seiner Spielfreude an.

Liebe, List und Raffinesse, aber auch Musik und Spaß: Das Ensemble steckte das Publikum mit seiner Spielfreude an.

Foto: gerhard Seybert

Ein derart farbenfrohes Publikum dürfte das Ensemble des Vereins "Music To Go" selten vor sich haben: Gegen Dauerregen gewappnet mit bunten Regenschirmen, Regenjacken oder Capes fanden sich am Dienstagabend rund 300 Gelderner an der Unterführung am Niersforum ein. Denn dort hatten "Music To Go" und die Stadt Geldern zu einer neuen Ausgabe der "Opern und Operetten im Espresso-Format" geladen. Gespielt wurde "Der Vogelhändler" von Carl Zeller, gekürzt und bei jedem Wetter.

Deswegen freuten sich nicht nur Bürgermeister Sven Kaiser und Organisator Rainer Niersmann ob der unerschrockenen Zuschauermenge, sondern auch Désirée Brodka, Leiterin und Moderatorin, die die Gelderner charmant durch die Geschichte führte.

"Beginnen wir aber mit der Ouvertüre", gab Brodka die Bühne frei für das Streichquartett, das aus Katharina Storck, Alvaro Navarro Diaz (beide Violine), Dmitry Pichugin (Viola) und Alexander Pichugin (Cello) bestand. Die Oper wurde nämlich von Raphael Thöne für das Streichquartett arrangiert. Mit klassischen Klängen wurde also die Geschichte um den Vogelhändler Adam, gespielt von Walther Rösler, seine Verlobte Christel, gespielt von Désirée Brodka, Graf Stanislaus, gespielt von James Park, Kurfürstin Marie, verkörpert durch Lisa Kaltenmeier, und Baron Weps alias Agris Hartmanis eröffnet. Außerdem mit von der Partie: allerhand Liebe, List und Raffinesse.

Die gesamte Dauer von 90 Minuten war das Ensemble voller Energie dabei, auch wenn die Instrumente aufgrund des feucht-kalten Wetters hin und wieder ihren gestimmten Ton verloren. Dies tat der besonderen Atmosphäre und vor allem der guten Stimmung des Publikums jedoch keinen Abbruch, denn auch das vermittelte Brodka mit Humor.

Und genau dieser Humor ist es wohl, der diese Veranstaltung zum dritten Mal in Folge zu einem Erfolg werden ließ. Rainer Niersmann etwa sah den Besuch der Künstler bereits als Tradition an. Er freute sich vor allem über die Hartnäckigkeit der Besucher: "Die ersten waren bereits um 18 Uhr hier. Über zwei Stunden vor Beginn." Viele hatten sich für den Abend großzügig ausgerüstet: Wein und Häppchen fanden sich zuhauf in den Zuschauerreihen. So war es auch ein amüsanter Anblick, als der Baron in einer Szene spontan dem Publikum zuprostete - und die Hälfte der Gelderner fröhlich zurückprostete.

Gegen 22 Uhr war schließlich der Betrug des Grafen aufgeflogen, das verliebte Paar Adam und Christel wieder vereint und die Kurfürstin glücklich, nicht betrogen worden zu sein. Und die Damen freuten sich, "dass sie durch ihre Klugheit immer kriegen, was sie wollen", fügte Brodka zum Happy End augenzwinkernd hinzu.

Die Gelderner belohnten die außergewöhnliche Performance der Musiker mit Standing Ovations, begeistert wurde anschließend das soeben Gesehene direkt miteinander besprochen. Rita Neuer aus Geldern etwa fand lobende Worte für das Ensemble, besonders gut habe ihr aber die Moderation von Brodka gefallen. "Und auch wenn ich die Geschichte vorher nicht genau kannte, war es schön, manche Lieder wiederzuerkennen", resümierte Rita Neuer.

Neben dem Rat des Stückes, niemals mit einer Frau zu kämpfen, gab es zum Schluss außerdem einen Wellnesstipp für die teilweise durchgefrorenen Zuschauer: "Bitte machen Sie sich zuhause eine Tasse Tee, und mit ein bisschen Vitamin C ist dann alles gut", entließ Brodka die Gelderner in die Nacht.

(akla)
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