Von dem Prozess erfuhr Janssen erst am Samstagabend, nach einen Ausflug des Quartettvereins. "Da fiel mir die Kinnlade herunter." Gestern morgen telefonierte er mit seinen Vorstandskollegen und nahm auch Kontakt zum Vorsitzenden des Männergesangvereins "Glocke" Wachtendonk auf, den R. seit gut einem Jahr leitet, etwas länger als den Heronger Männerchor.

Die Meinung ist einhellig: Der Mann ist nicht mehr tragbar. "Wir haben mit R. am Samstag telefoniert und die Zusammenarbeit mit ihm sofort gekündigt", teilte Norbert Flocken, der Vorsitzende der "Glocke", mit. Auch der Frauenchor Oedt wird sich von R. trennen.

Schon zweimal wurde R. wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, zuletzt im Jahr 2000 zu zwei Jahren auf Bewährung. In Duisburg sitzt der gebürtige Dinslakener auf der Anklagebank, weil er sich von März 2003 bis September 2005 während der Probe mehrfach an Mädchen aus einem Rheinhauser Kinderchor vergangen haben soll. Außerdem soll er sich unter anderem zwei Grundschülern während Flöten-Kursen unsittlich genähert haben.

Mitglieder stimmen ab

Von den Vorwürfen gegen den Chorleiter will der "Westmark"-Vorsitzende nichts gewusst haben. "Ich habe nichts Belastendes gemerkt", versichert Janssen, der R. als humorvollen Menschen beschreibt. Am Donnerstag werden die "Westmark"-Mitglieder im Vereinslokal "Zum Nordkanal" ab 20 Uhr nicht proben, sondern eine außerordentliche Versammlung abhalten. Der Vorsitzende ist sicher, dass dann der Vorstand in seiner Meinung, R. zu entlassen, bestätigt wird.

Gemeinsam gestalten die beiden Männerchöre am kommenden Samstag ab 17 Uhr die Vorabendmesse in St. Michael Wachtendonk anlässlich des 625-jährigen Bestehens dieser Kirche. Einen Dirigenten für dieses Konzert haben sie gefunden. Udo Schröder vom Männergesangverein "Cäcilia" Wankum wird einspringen.

R. wollte sich zu den Vorwürfen gestern nicht äußern. "Das ist ein laufendes Verfahren", sagte er nur.