Geldern Das "alte Geldern" ersteht in Bronze auf

Geldern · Ehrgeiziges Projekt: Eine Plastik soll detailliert darstellen, wie es vor den Weltkriegszerstörungen rund um den Markt aussah. Häuserfassaden werden historisch korrekt nachmodelliert. Zur Verwirklichung fehlt es noch an Geld.

Geldern: Das "alte Geldern" ersteht in Bronze auf
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Schmuckvolle Fassaden mit Ziergiebeln, Sprossenfenstern, Türmchen und Balkonen blickten einst auf das Treiben auf dem Gelderner Markt herab. Beeindruckende Bauten säumten den Platz - genauer, die Plätze, denn was heute eine große Fläche ist, war früher unterteilt. Es ist nicht viel übrig von Prunk und Pracht vergangener Zeiten. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs machten das Bild beinahe vollständig zunichte, nur einzelne Bauwerke ragten am Ende aus den Trümmern.

Die Gelderner sollen sich nun mit einer historisch möglichst korrekt und detailliert gestalteten Bronzeplastik von der verlorenen der Innenstadt noch einmal hineinversetzen dürfen in den Glanz vergangener Tage. "Es soll die heimische Bevölkerung daran erinnern, dass es mal anders war im Gelderner Stadtzentrum", sagt Heinz Bosch vom Verein "Pro Markt".

Dass dessen Mitglieder das ehrgeizige Projekt verfolgen, das Relief erstellen zu lassen, ist bekannt. Inzwischen gibt es recht konkrete Vorstellungen und den Aufruf an alle Gelderner, zur Verwirklichung beizutragen.

 Die "Pro Markt"-Engagierten Heinz Bosch, Klaus Schaffrath, Christel Stibi-Bergmann, Johannes Leurs, Günther Grofe und Künstler Peter Busch zeigen die limitierten Drucke, die zum Dank für Spenden herausgegeben werden.

Die "Pro Markt"-Engagierten Heinz Bosch, Klaus Schaffrath, Christel Stibi-Bergmann, Johannes Leurs, Günther Grofe und Künstler Peter Busch zeigen die limitierten Drucke, die zum Dank für Spenden herausgegeben werden.

Foto: Seybert

Die Entwürfe für das Werk stammen vom Künstler Peter Busch. Sie zeigen eine etwa zwei Meter lange, 1,50 Meter breite Bronzeplastik, die auf einem Sockel ruht. Dieser ist etwa einen Meter hoch, verkleidet mit Naturstein. Zwei echte Fliegerbomben, Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg, sollen zu beiden Seiten in großen Nischen im Sockel platziert werden. Nicht abgeschirmt hinter Glas sollen diese Bomben liegen, sondern "zum Anfassen". Daneben steht ein Hinweis auf die Angriffe auf Geldern.

Die einzelnen Häuser sollen in einem "verhältnismäßig großen Maßstab" in Bronze modelliert werden, kündigt Heinz Bosch an. "Wir haben von jedem Haus, das auf dem Markt gestanden hat, ein Foto", erklärt er. Die zum Markt weisenden Fronten der Gebäude werden einzeln nach dem historischen Vorbild geformt, sie werden "deutlich zu erkennen" sein, versichert Bosch. Ältere Bürger könnten sie leicht identifizieren.

Auch die rückwärtigen Teile der Bauten sollen so wirklichkeitsgetreu wie möglich nachgebildet werden, wobei allerdings die Quellenlage etwas dünner ist. "Von den Grundrissen her lässt sich das nach alten Stadtplänen ermitteln", erläutert Bosch. "Jedes Gebäude hatte nach hinten raus einen Anbau." Viele Details der Gestaltung sind aber für immer verloren. Gearbeitet wird also so genau, wie es eben noch möglich ist.

Der Sonsbecker Künstler Hans-Peter Fonteyne soll mit der Anfertigung betraut werden. Zwischen 35.000 und 40.000 Euro wird das Werk Kosten. Nun sind Bürger gefragt, die sich an dem Denkmal für die Stadtgeschichte beteiligen wollen. "Wir sind ein kleiner, wenn auch sehr aktiver Verein - wir können diese Summe nicht alleine zusammenbringen", macht Heinz Bosch klar.

Zwar haben die Mitglieder schon viel Engagement in die Sache gesteckt. Einen Grundstock von rund 10.000 Euro haben sie bereits zusammen. In dieser Summe stecken restlos das gesamte Vermögen des Vereins Pro Markt sowie Zuschüsse und Erlöse von Mitgliedern, die Beispielsweise um Spenden anstelle von Geburtstagsgeschenken gebeten haben.

Nun hoffen alle, dass möglichst viele Gelderner ebenfalls Geld geben wollen, damit das Relief Wirklichkeit wird. "Jede Spende, sei sie auch noch so klein, ist willkommen", sagt Künstler Peter Busch. Als Anreiz gibt's großformatige, auf dickes Papier gedruckte Schautafeln, die die Ansichten der historischen Gebäude zeigen. Auch diese Illustrationen stammen aus der Feder von Peter Busch. Die Drucke sind auf 250 Exemplare limitiert und sollen als Dank für Spenden abgegeben werden.

Außerdem hoffen die Initiatoren noch auf finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung des "Integrierten Handlungskonzepts". Was den Zeitplan angeht, ist der Verein "Pro Markt" erneut ehrgeizig: "Wir hoffen, das im nächsten Jahr zu verwirklichen", sagt Heinz Bosch.

Doch nicht allein vom Geld hängt das Gelingen ab, auch die Politik redet mit. Der Kulturausschuss des Stadtrates muss die Gestaltung der Plastik noch begutachten, und auch beim Standort gibt es noch Klärungsbedarf.

Einigkeit herrscht darüber, dass das Relief in etwa im Bereich des "Kleinen Marktes" vor der Kirche aufgestellt werden soll. Wo genau, das gilt es aber noch auszuhandeln. Entweder soll es auf der Rasenfläche seinen Platz finden oder im Bereich der Parkbuchten. Beides hätte Vor- und Nachteile. Näher an der Straße wäre es leichter zugänglich und besser sichtbar. Andererseits, so wird befürchtet, könnten Betrachter durch den laufenden Straßenverkehr gefährdet werden.

Wer Kontakt zum Verein "Pro Markt" aufnehmen möchte, kann sich an Heinz Bosch wenden, Telefon 02831 3843.

(RP)
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