Geldern Den Finnen in den Kochtopf geschaut

Geldern · Peter Dittrich absolviert eine Ausbildung zum Koch im Nierswalder Landhaus. Über das Erasmus-Programm des Berufskollegs erlebte er vier Wochen lang den Alltag in einem Restaurant in Finnland.

Von Kochshows hält Peter Dittrich wenig. Er muss immer wieder schmunzeln, wenn er sieht, wie die Welt der Köche dort dargestellt wird. "Da wird den Männern am Herd applaudiert, alles läuft super. Das hat mit der Realität kaum etwas zu tun", berichtet der 19-Jährige. Ein Auszubildender fange in der Küche ganz unten an. Geschirrspülen gehöre ebenso dazu wie Gemüse putzen. "Gerade zu Stoßzeiten ist das ein sehr stressiger Job." Auch mit Wunschgerichten wie in den Kochshows ist es zumeist nichts. "Da muss gekocht werden, was vorgegeben ist." Doch so anstrengend die Ausbildung auch sei, umso größer sei die Motivation, später selbst am Herd zu stehen.

Seit dem 1. August 2012 absolviert Peter Dittrich die Ausbildung. Nach der zehnten Klasse der Realschule hätte er mit seinen guten Noten auch aufs Gymnasium gehen können. "Doch ich bin der praktische Typ, ich wollte unbedingt eine Ausbildung machen", erzählt er. Tiertrainer, Schreiner oder eben Koch standen zur Debatte. Schließlich entschied sich Dittrich für den Koch. "Weil ich auch schon als Kind immer gerne in der Küche gewesen bin", erinnert er sich.

Mit der Leidenschaft fürs Kochen ist bei ihm der Wunsch verbunden, die Küchen anderer Länder kennen zu lernen. Deshalb kam es ihm zugute, dass das Berufskolleg Kleve sich am Programm Erasmus plus beteiligt. Darin wird Schülern die Möglichkeit gegeben, im Ausland Erfahrungen zu sammeln. 70 Schüler haben das Angebot bereits genutzt, das aktuell von Lehrer Karl Schmidt betreut wird. Vier Wochen war Dittrich mit seinen Mitschülerinnen Melanie Naubur, Sara Cernik und Karina Kurda über das Berufskolleg in Finnland. Er arbeitete dort in einem renommierten Restaurant in der Stadt Oulu, die etwa so groß wie Kleve ist. Teamorientiert sei es dort in der Küche zugegangen, berichtet er. In Deutschland sei es da oft hierarchischer.

Die Finnen seien erst einmal sehr zurückhaltend, wenn man aber ihr Vertrauen erworben habe, sei das Verhältnis super. "Die Zeit hat mir unheimlich viel gebracht, es ist ohnehin sehr wichtig für einen Koch, viele Erfahrungen zu sammeln", berichtet er. In Finnland lernte er, dass es dort zu Mittag in den Restaurants eher einfache Küche gebe. Abends stehe dagegen dann das erlesene Menü auf höchstem Standard mit drei bis fünf Gängen an. Viel Rentier, Elch und Fisch steht auf der Speisekarte. Ein paar der Gerichte hat er auch zuhause schon ausprobiert. "Aber nur für mich, serviert habe ich diese finnischen Rezepte hier noch nicht", erzählt der Auszubildende, den es auch nach seiner Abschlussprüfung in die Ferne zieht. Nach dem Sommer will er nach Kanada fliegen und dort auf Work-and-Travel-Tour gehen.

Ziel später ist, einmal ein eigenes Restaurants zu haben. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, das weiß er. Bereut hat er die Entscheidung, Koch zu werden, nicht. Und wie ist das, die Ausbildung im Betrieb der Eltern zu absolvieren? "Das habe ich gemacht, weil ich da mit Küchenchef Jan Hollendung einen Top-Ausbilder habe. Es gab sicher keine Bevorzugung für mich."

Ohnehin sei die Küche für seine Eltern tabu. "Wenn die dort auch gearbeitet hätten, dann hätte ich die Ausbildung hier im Nierswalder Landhaus sicher nicht gemacht", sagt Peter Dittrich.

(RP)
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