Geldern Der große Schritt zum Unternehmer

Geldern · "Offen für neue Ideen - Tag der offenen Tür in den Gründerzentren" hieß eine Veranstaltung verschiedener Gewerbezentren und der Kreiswirtschaftsförderung. In Kalkar nahmen zudem Gymnasiasten teil.

 Matthias Flinterhoff weiß aus der Familie, wie es ist, ein Unternehmen zu leiten. Die jungen und etwas reiferen Zuhörer erfuhren viel Interessantes.

Matthias Flinterhoff weiß aus der Familie, wie es ist, ein Unternehmen zu leiten. Die jungen und etwas reiferen Zuhörer erfuhren viel Interessantes.

Foto: Evers

"Offen für neue Ideen - Tag der offenen Tür in den Gründerzentren" ist der Titel, mit dem die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, das Technologie-Zentrum Kleve, das Gewerbe- und Gründerzentrum Kalkar und das Gelderner GründerZentrum gemeinsam in dieser Woche auftreten. In Kalkar gab es wertvolle Informationen aus erster Hand für die junge Generation.

Nur noch ein, zwei Jahre bis zum Abitur - da sollte man sich so ganz langsam Gedanken machen über das, was nach der Schulzeit kommt. Für viele der Kalkarer Gymnasiasten, die das Gründerzentrum ihrer Stadt besuchten, wird das ein Studium sein, andere machen vielleicht erst ein Freiwilliges Soziales Jahr oder entscheiden sich für eine Ausbildung. Vielleicht gibt es aber auch Senkrechtstarter unter den jungen Kalkarern, die gleich mit einer eigenen Firma an den Start gehen wollen. Oder die ein kleines Unternehmen gar schon parallel zum Studium ins Auge fassen.

Über diese Möglichkeit, ihre Chancen und Risiken informierte gestern Holger Schnapka von der IHK in Kleve. Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz gestand schmunzelnd, sie fände es ganz schick, wenn sich in der Monrestraße demnächst ein neuer Marc Zuckerberg ansiedeln würde. Ganz so weit ist es noch nicht, denn ohne Gründungskonzept kein Google-Erfolg. "Die IHK bietet regelmäßig Einführungsseminare zur ,Gründung' an, und auch bei Kammern, Verbänden und Wirtschaftsförderungen kann man sich informieren", erklärte der Fachmann. Nach den ersten Info-Gesprächen muss man dann mit einiger Wahrscheinlichkeit das Arbeitsamt, die Hausbank und Versicherungen kontaktieren.

Wissen, worauf man sich einlässt, ist absolut wichtig. Wer blauäugig einfach mal anfängt, läuft nicht nur Gefahr, sich finanziell zu ruinieren, womöglich bekommt er auch noch juristischen Ärger. "Es kann zum Beispiel ziemlich leicht passieren, dass das Finanzamt Schwarzarbeit feststellt, wenn ihr zu erfolgreich Nachhilfestunden gebt oder bei E-Bay als ,Powerseller' gebrauchte Kleidung verkauft", warnte Schnapka. Denn während es vermutlich nicht ganz so häufig vorkommt, dass ein Jugendlicher mit Reitunterricht oder Gartenarbeit bei der betagten Nachbarin richtig viel Geld verdient, kann eine gute Idee in der Internetbranche schon mal (vielleicht nur kurzfristig) zum Erfolg führen. "Ich erzähle euch das nur, damit ihr Bescheid wisst", versicherte der IHK-Mitarbeiter. Wer über die Beitragsbemessungsgrenze kommt, die bei 5600 Euro im Jahr liegt, muss sich selbst sozial- und krankenversichern. Eine solch einträgliche Tätigkeit wird nämlich als Nebenberuf gewertet. Wie teuer es ist, "Gründer" zu sein, machte Schnapka an Beispielen deutlich: einem Schlosser, der einen Betrieb aufbaut, einem Pferdefreund, der einen Reitstall eröffnen möchte, einer freien Journalistin, die im Auftrag schreibt. "Sie alle müssen einen Businessplan aufstellen, den Kapitalbedarf ermitteln, wissen, was sie abschreiben können, um die Belastung zu reduzieren." Auch die kleinste "Gründung", und sei es nur ein Kiosk, braucht einen Liquiditätsplan. "Tun Sie mir den Gefallen und betreiben Sie zumindest einfache Buchführung: aufschreiben, was reinkommt und rausgeht", bat der Berater. Wer dies nicht beherzige, lege schneller eine Insolvenz hin als er gucken könne. Und so wird man bestimmt kein Zuckerberg.

Hingegen kann's natürlich auch gut gehen, froh und stolz machen, Unternehmer zu sein. Davon und einigem mehr erzählte Matthias Flinterhoff, der nur so lange im Einzelhandelsgeschäft seiner Eltern mitarbeitet, wie er ihnen durch seine Ideen und Kenntnisse in Marketing helfen kann. Flinterhoff hat nämlich "Entrepreneurship" und Media Management studiert, also die Theorie davon, wie man ein erfolgreicher Unternehmer wird. Er hat schon Erfahrungen im Eventmanagement gesammelt und sieht dort seine berufliche Zukunft. Die Schüler hörten auch seine Ausführungen mit Interesse an.

(RP)
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