Max Giesinger Solange die Leute darüber reden, ist das gut. Viel schlimmer ist, wenn man egal ist. Dass ein Satiriker so ein dickes Ding von mir macht, ist da schon eher ein Ritterschlag.

Warum?

Giesinger Jan Böhmermann beschäftigt sich sonst in seiner Sendung mit großen Politikern und nun eingehend mit mir. Die Musikparodie habe ich ihm auf jeden Fall nicht krumm genommen.

Böhmermann nennt das, was du machst Schlager.

Giesinger Musik ist und bleibt glücklichweise Geschmackssache und es wird immer Leute geben, die meine Musik scheiße finden. Ich mache Popmusik, und da war es schon immer so, dass große Worte benutzt wurden. Das war bei den Beatles auch nicht anders. Da ging es auch um Themen wie die Liebe.

Worum geht es in deinen Liedern?

Giesinger Bei meinen Songs geht es ja immer um eine stringente Geschichte, die ich selber abfeiere. Und wenn mir Leute schreiben, dass ihnen meine Songs selber über eine schwere Zeit geholfen haben, weiß ich nicht, was Verwerfliches an meinen Liedern sein soll, wenn sie so vielen Leuten was Gutes geben.

Das sind alles wahre Begebenheiten?

Giesinger Klaro, das sind meistens Geschichten, die ich selbst erlebt habe. Das war mir immer ganz wichtig, auch bei meiner jetzigen Platte. Da geht es auch um Geschichten, mit denen ich abschließen wollte.

Macht man sich dadurch nicht verletzlich?

Giesinger Ja, ein paar Songs gehen auch sehr ins Detail. Zum Beispiel geht es bei "Nicht anders gelernt" darum, wie es ist, als Einzelkind aufzuwachsen, in geschiedenen Verhältnissen. Ich habe mir auch erst gedacht: Geht das? Ist das zu persönlich? Aber als Künstler finde ich es gerade wichtig, die Hosen herunterzulassen, um zu zeigen: Das ist wirklich ernst gemeint.

Gibt es eigentlich musikalische Vorbilder oder machst du dein eigenes Ding?

Giesinger Früher fand ich Freddy Mercury total gut, von Queen habe ich mir alle Platten geholt. Momentan gibt es aber keinen, dem ich hinterhereifere.

Welche Musik hörst du privat?

Giesinger John Mayer, Foo Fighters und die österreichischen Jungs von Bilderbuch finde ich geil. Das heißt aber nicht, dass ich so klingen will wie die.

Deine erste Platte?

Giesinger Das war mit sechs oder sieben Jahren "The Lion King", der Soundtrack zum Film "König der Löwen". Die Platte habe ich unfassbar abgefeiert.

Erstes Konzert?

Giesinger Mein allererstes Konzert war Silbermond, glaube ich. Wie alt war ich da? Das war so 2006 oder 2007. Auf jeden Fall habe ich da meine allererste Freundin kennengelernt. Das war in der Europahalle in Karlsruhe.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Giesinger Mit zehn Jahren hat mich meine Mutter zu einem Gitarrenkursus geschickt. Das war so ein Angebot, zehn Stunden für 50 Mark oder so. Anfangs fand ich das gar nicht so spannend, ich hätte lieber Pokemon-Karten in der Zeit gesammelt, wie jeder andere auch. Dann hat mein Gitarrenlehrer ein Lied vorgespielt, das fand ich so geil, ich habe geübt und wurde richtig gut. Das war die Phase, als ich auf das Gymnasium gewechselt bin und die schlechten Noten kamen. Aber donnerstags beim Gitarrenunterricht war mein Tag. Da habe ich Lob bekommen. Dann habe ich gemerkt: Singen kannste auch noch, und dann hab ich noch anfangen, Lieder zu schreiben.

Sind dafür nicht gute Noten in Deutsch nötig?

Giesinger Nicht unbedingt. Im Deutschunterricht in der Schule ging es eher um Erörterungen oder Gedichtvergleiche, das hat nichts mit gutem Schreibstil und Kreativität zu tun. Ich hab' immer eine Drei oder Vier für meine Erörterungen bekommen.

Und der Rest der Schulzeit? Topnoten in Musik?

Giesinger Ich hatte eine Fünf in Musik, bei der mündlichen Prüfung hatte ich nicht aufgepasst und wirklich nichts gelernt. Da wusste ich: Den Kutter wirste nicht mehr rumreißen. Die zehnte Klasse habe ich wiederholt.

Würdest du das heute genauso machen?

Giesinger Sich Mühe zu geben, ist sicher nicht das Schlechteste, weil man nicht wissen kann, ob es mit der Musik hinhaut. Ich hätte mir viel erspart, wenn ich aufgepasst hätte. Als ich die Klasse wiederholt habe, habe ich mich dann auch direkt neben den Klassenprimus gesetzt.

Gab es je einen Plan B außer Musik?

Giesinger Nö, ich kann ja auch nix anderes.

2016 und 2017 hat es in den verschiedensten Kategorien Musikpreise geregnet. Gibt es einen, der dir besonders wichtig ist?

Giesinger Der geilste Preis ist der MTV-Europe-Music-Award, der in Rotterdam verliehen wurde. Da stand ich in einer Reihe mit den Nominierten Mark Forster und den Beginnern. Und die Eins-Live-Krone hat mich wahnsinnig stolz gemacht.

Wo stehen die Preise?

Giesinger Auf dem Fenstersims in meiner WG auf St. Pauli.

Wie ist es denn so in der deutschen Singer-Songwriter-Szene. Kennt man sich oder ist man Konkurrent?

Giesinger Eher Freundschaft, ich glaube, dass genügend Platz da ist. Jeder ist verschieden. Philipp Poisel spricht andere Leute an als ein Giesinger oder Bosse. Mit Philipp Dittberner schreibe ich über Whats App, mit Johannes Oerding stand ich kürzlich noch im Gronau in Hamburg und jeder hat da sein Set gespielt. Das war geil.

Jetztkommst du nach Bedburg-Hau. Eine Ahnung wo das liegt?

Giesinger Hört sich nach NRW an. Was ist denn die nächstgrößere Stadt? Wir sind dieses Jahr in ganz vielen Kleinstädten unterwegs. In Berlin sind die Leute schon ein bisschen übersättigt, es gibt dort so viele Konzerte. In Kleinstädten merkt man, ist ein Konzert ein Highlight. Beim Courage sind wir sogar Headliner, geil.

Schonmal überlegt in Haldern aufzutreten? Philipp Dittberner, Bilderbuch und Philipp Poisel waren schon da.

Giesinger Klingt gut, ich spiele überall, wo ich gebraucht werde.

Gibt es etwas, worauf sich die Zuhörer beim Courage-Festival im Juni besonders freuen dürfen?

Giesinger Wir spielen einen Song, den wir neu ins Set genommen haben, Ultraviolett. Außerdem haben wir das Set umgeschmissen und sind live noch rockiger geworden.

Worum geht es da?

Giesinger Darüber will ich noch nicht reden. Das muss noch geheim bleiben. Also, gut zuhören, Kids, am 24. Juni.

B. MOKWA STELLTE DIE FRAGEN.