Geldern Der Vergangenheit akribisch auf der Spur

Geldern · Der Historische Verein für Geldern und Umgegend hat ein Buch über die beiden Preisträgerinnen des Karl-Heinz-Tekath-Förderpreis herausgegeben. Sie analysierten Handschriften und Skulpturen aus dem Mittelalter.

 Jurymitglied Guillaume van Gemert, Autorin Anna Janina Bannach und die Herausgeber Beate Sturm und Gerd Halmanns stellen den Band vor.

Jurymitglied Guillaume van Gemert, Autorin Anna Janina Bannach und die Herausgeber Beate Sturm und Gerd Halmanns stellen den Band vor.

Foto: seyb

Leidenschaft und Neugier sind die wohl wichtigsten Aspekte in der Arbeit von Wissenschaftlern. Bei der Kölnerin Anna Janina Bannach ist das nicht anders.

Bannach, die Restaurierung an der FH Köln studierte, schloss ihr Studium mit einer Masterarbeit über eine Anna-Selbdritt-Skulptur des Bildhauers Dries Holthuys, die in Warbeyen beheimatet ist, ab. Dabei ging sie vor allem der Frage nach, wie die Skulptur entstanden ist und benutzte hierfür völlig neue Analysemethoden.

Der Lohn der Mühen war nicht nur ihr Master-Abschluss, sondern auch der Gewinn des Karl-Heinz-Tekath-Förderpreises, den der Historische Verein für Geldern und Umgegend gestiftet hat. Den Preis teilt sich die Kölnerin mit Nienke de Jong, die ihr geschichtliches Studium an der Uni Groningen mit einer Arbeit über das Arnheimer Kloster Bethanien als Produktionszentrum für Handschriften aus dem geldrisch-niederrheinischen Raum in der Zeit von 1450 bis 1475 abgeschlossen hat.

Nun ist ein vom Historischen Verein herausgegebenes Buch erschienen, das die Erkenntnisse und die Vorgehensweisen der beiden Wissenschaftlerinnen noch einmal in zwei Aufsätzen festhält. "Beide haben einen Beitrag für den grenzüberschreitenden Kulturraum geleistet", sagte Gerd Halmanns bei der Buchvorstellung im Haus Lawaczeck in Nieukerk. Jury-Mitglied Prof. Dr. Guillaume van Gemert lobte die Qualität der Arbeiten: "Die Jury hat Bauklötzchen gestaunt."

Bannachs Fokus bei der kunsttechnologischen Untersuchung der Skulptur lag vor allem auf einer Materialanalyse, um den Herstellungsprozess zu rekonstruieren. Die Kölnerin wendete völlig neue Untersuchungsverfahren an, unter anderem eine Röntgenstrahlenanalyse.

Dabei fand sie heraus, wie die Skulptur, die im Laufe der Jahrhunderte restauriert worden ist, in ihrem Originalzustand ausgesehen haben könnte. "Vieles ist Vermutung, aber ich konnte viele neue Erkenntnisse gewinnen. Die bildschnitzerischen Details, die Dries Holthuys angewandt hat, sind bemerkenswert", erklärte sie. Um die Besonderheit der Warbeyener Skulptur darzustellen, untersuchte sie ähnliche Objekte. "Insgesamt war es ein Prozess von etwa drei Jahren. Ich kam mir oft vor wie eine Detektivin. Die Anna-Selbstdritt-Figur durfte ich für eine Analyse mitnehmen, da es sonst nicht möglich gewesen wäre, sie mit modernen Analyse-Geräten zu untersuchen", sagte Bannach, die davon überzeugt ist, dass ihre Arbeit auch für andere Wissenschaftler interessant sein könnte und den Karl-Heinz-Tekath-Förderpreis als besondere Wertschätzung ihrer Arbeit ansieht. Die Kernarbeit der niederländischen Preisträgerin de Jong lag in der Untersuchung von Handschriften, vor allem aus einem Stundenbuch aus dem Jahr 1469 von Margariet Block, das diese im Kloster Bethanien geschrieben hatte. Auch de Jong analysierte Vergleichsmaterial und kam zum Schluss, dass das Kloster als herausragende Produktionsstätte von Handschriften zu sehen ist. Das nun herausgegebene Buch über die Arbeiten der beiden Preisträgerinnen ist ab sofort für vier Euro erhältlich.

(RP)
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