Geldern DGB im Kreis verlangt mehr Solidarität

Geldern · Kurz vor dem Maifeiertag, dem Tag der Arbeit, veranstaltete der Kreis Klever Gewerkschaftbund wieder den "Arbeitnehmerempfang". Auf "de Dääl" von Haus Riswick trafen sich DGB-Mitglieder und einige lokale Politiker.

 Mark Rosendahl, Sonja Northing, Rolf Wennekers und Holger Vermeer (von links nach rechts).

Mark Rosendahl, Sonja Northing, Rolf Wennekers und Holger Vermeer (von links nach rechts).

Foto: Gottfried Evers

Dem einen oder anderen erklärte sie den Hintergrund ihrer ungewöhnlichen Frisur schon vor Beginn der Veranstaltung: Sonja Northing, Kleves Bürgermeisterin, trug beim Empfang des DGB-Kreisverbands in Haus Riswick Zöpfe. Womit sie an eine Situation erinnerte, die ihr selbst offenbar viel bedeutete und wovon auch die Klever erfahren sollten: Vor zehn Jahren nutzte Northing einen Urlaubstag, um am Tag der Arbeit ein Zeichen zu setzen. Mit einem Schild "Beamte gegen Sozialneid" um den Hals und seitlichen Zöpfen zeigte sich die Kleverin, die damals als kommunale Bedienstete nicht streiken durfte, solidarisch mit den Angestellten. Das wollte sie beim jetzigen Arbeitnehmerempfang doch gerne mal erzählen.

Im urigen Ambiente des Bauerncafés "Op de Dääl" kam ein eher übersichtliches Trüppchen von Gewerkschaftern und einigen Politikern zusammen (unter ihnen auch CDU-MdL Günther Bergmann), um "für mehr Solidarität" einzutreten. Auf dem Plakat und den Handzetteln, mit denen für den Empfang geworben wurde, hieß es, man habe "viel erreicht und noch viel vor". Lokaler Fachmann für das Thema war der Kreisverbands-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Rolf Wennekers. Er stimmte ins Thema ein, bevor Sonja Northing ihr Grußwort sprach und später Holger Vermeer, der Regionalleiter der IG Bau Rheinland, die Mai-Ansprache hielt. Bei Getränken und einem Imbiss klang der Abend "op de Dääl" aus.

Der Tag der Arbeit, der früher auch am Niederrhein Anlass für große Kundgebungen war, wird heute weniger kämpferisch genutzt als vielmehr für Solidaritätsbekundungen. Arbeitende, Erwerbslose, Rentner, junge und alte Menschen, Männer und Frauen, Einheimische und Migranten - sie alle werden in den Fokus genommen. Flüchtlinge integrieren, das Land auch durch Infrastruktur handlungsfähig machen, kein Lohndumping, eine Rente, von der man leben kann, mehr Mitbestimmung in Betrieben: Das sind Themen, die der DGB-Bundesvorstand vorgegeben hat und die sich bei den regionalen und örtlichen DGB-Veranstaltungen wiederfinden.

"Gewerkschaften sind dadurch entstanden, dass sich Kollegen füreinander solidarisiert haben", erinnerte Wennekers. Letzter größerer Erfolg in diesem Zusammenhang sei der Mindestlohn gewesen. In Richtung der großen Politik merkte Wennekers an, die Menschen spürten (anders als offenbar Teile der Politik) die "soziale Schieflage". Die Gewerkschaften verlangten weiter Lohngerechtigkeit, weniger Leiharbeit und eine gerechte Lastenverteilung. Dass die Witwe eines Mannes, der 48 Jahre lang gearbeitet hat, nun Grundsicherung beantragen muss, brachte Wennekers, der auch Versichertenältester ist, als Beispiel für eine fehlgeschlagene Politik an.

Kleves Bürgermeisterin erzählte davon, dass sie bis 2009 (da wurde sie fachbereichsleiterin im Rathaus) selbst Arbeitnehmerin war und heute aktiv daran arbeite, dass die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammenfänden. Beide zufrieden stellen zu wollen müsse kein Widerspruch sein. Ihr gutes Verhältnis zum Rathaus-Personal betonte sie durch herzliche Grüße an den früheren sowie den heutigen Personalratsvorsitzenden.

Ungern spricht Northing vom "Kämpfen" für Erfolge. "Ich finde besser, die Leute möglichst ins Boot zu holen, ihnen gute Rahmenbedingungen zu schaffen und ihre Kreativität herauszufordern." Als Beispiel gelebter Solidarität nannte die Bürgermeisterin die gemeinsame Leistung, die Flüchtlingswelle des vergangenen Jahres bewältigt zu haben. Da sei sie auf die Bürger schon sehr stolz gewesen.

(RP)
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