Pfarrer Christoph Scholten "Die Asche steht für Buße und Reinigung"

Geldern · Am Aschermittwoch beginnt für Christen die Fastenzeit mit 40 Tagen und Nächten. Die Zahl steht für Neuausrichtung. Heute wird in den Kirchen das Aschenkreuz ausgeteilt mit dem biblischen Ruf "Kehrt um und glaubt an das Evangelium".

niederrhein Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei, sondern für den Christen beginnt die Fastenzeit, auch österliche Bußzeit genannt. RP-Mitarbeiter Werner Stalder sprach darüber mit Pfarrer Christoph Scholten aus Kranenburg.

Worin besteht die Bedeutung des Aschenkreuzes?

Christoph Scholten Die Asche steht für Vergänglichkeit und Trauer, aber auch für Buße und Reinigung. Die Austeilung ist mit dem biblischen Ruf "Kehrt um und glaubt an das Evangelium" oder mit der Mahnung "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" verbunden. Wörtlich ist in der Bibel vom "Umdenken" die Rede - wo ist es für mich, für die Kirche und die Gesellschaft notwendig, neu auf Gott aufmerksam zu werden, nach seinem Willen zu fragen und entsprechend neu anzufangen?

Was ist der biblische Hintergrund für die 40 Tage und Nächte der Fastenzeit?

Scholten Die Zahl 40 steht in der Bibel oft für eine Zeit des Innehaltens und der Neuausrichtung meines Lebens auf Gott - so dauert die Sintflut 40 Tage und 40 Nächte. Nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten ist das Volk Israel 40 Jahre in der Wüste unterwegs. 40 Tage und 40 Nächte bleibt Mose auf dem Berg Sinai, als er von Gott die Zehn Gebote empfängt. Der Prophet Elija, der sich in der Wüste den Tod wünscht, wird von einem Engel aufgefordert, aufzustehen und zu essen - so gestärkt, wandert er 40 Tage und 40 Nächte bis zum Gottesberg Horeb, wo er Gott begegnet. Nach seiner Taufe im Jordan zieht Jesus sich für 40 Tage in die Wüste zurück und wird in Versuchung geführt. Nach seiner Auferstehung erscheint Jesus den Aposteln 40 Tage hindurch, er zeigt ihnen, dass er lebt, und spricht zu ihnen vom Reich Gottes.

Wie sieht Fasten in der Praxis aus? Gibt es Angebote der Kirche?

Scholten Verpflichtend - natürlich ohne kirchenrechtliche Sanktionen - ist das Fasten im Sinne einer Einschränkung des Essens auf eine nur einmalige Stärkung am Tag für Katholiken zwischen dem 18. und dem 60. Lebensjahr. Ausgenommen davon sind Kranke, Schwangere und Menschen, die körperlich schwer arbeiten. Das Abstinenzgebot, also der Verzicht auf Fleischspeisen, verpflichtet Katholiken ab dem 14. Lebensjahr - ebenfalls nur am Aschermittwoch und am Karfreitag. An den übrigen Freitagen des Jahres kann das Abstinenzgebot eine Form des Verzichtübens sein. Das Fasten möchte mir helfen, frei und offen zu werden, damit Gott mich mit seinen Gaben beschenkt. Der prophetische Protest der Bibel weitet die Sicht auf das Fasten in entscheidender Weise: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden, und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen" (Jes 58,6-7). Wir laden an den ersten drei Fastensonntagen reihum in Kranenburg, Zyfflich und Wyler zu "Tagen der Anbetung" und zum gemeinsamen Fastenessen ein. Auftakt ist am 14. Februar in Kranenburg. Dr. Andrea Spans hält nach dem Hochamt einen Vortrag über das Buch Rut; beim Fastenessen, das die KAB ausrichtet, wird um eine Spende für unsere argentinische Partnergemeinde Matará gebeten, die Schlussandacht mit eucharistischem Segen ist um 17 Uhr.

Wird das Heilige Jahr der Barmherzigkeit besondere Impulse für diese Zeit bis Ostern geben?

Scholten Papst Franziskus legt uns die sieben leiblichen und die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit ans Herz: "Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben (...), den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten." Dieses Anliegen wird vom Hirtenwort unseres Bischofs Dr. Felix Genn, das wir am 1. Fastensonntag hören, und von der neuen Themenreihe unserer katholischen Frauengemeinschaft aufgegriffen.

Haben Sie sich persönlich etwas für diese österliche Bußzeit vorgenommen?

Scholten Meine Antwort darauf könnte Jesu Mahnung in der Bergpredigt (vgl. Mt 6,1-4) widersprechen. Im Sinne einer Anregung sage ich hier nur so viel: Ich möchte auf Süßigkeiten und - außerhalb der täglichen Messfeier - auf Alkohol verzichten. Ich werde beichten und etwas für Hilfsprojekte im Heiligen Land spenden, das mir seit meinem Volontariat im Hospice St. Vincent, einem Heim für schwerst-mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche in Ain Karem bei Jerusalem, besonders am Herzen liegt.

(RP)
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