"Die Botschaft der Kirche ist gut für die Welt"

Geldern · Wolfram Syben ist neuer Superintendent des Kirchenkreises Moers. Damit ist er auch für Issum zuständig.

Herr Syben, wie haben Sie die Wochen nach Ihrer Wahl erlebt?

Wolfram Syben Es gab viele gute Wünsche. Ich habe bereits Kontakt zu diversen Ansprechpartnern aufgenommen und auch erste Termine absolviert.

Was sind die wesentlichen Herausforderungen, die in den kommenden Monaten und Jahren auf Sie zukommen?

Syben Da ist zum einen der Umzug unserer Verwaltung an die Mühlenstraße. Dieser zentrale Standort wird die Abstimmung zwischen den einzelnen Abteilungen leichter machen, weil die Wege kürzer sind. Die weitere Entwicklung unserer zusammengeführten Diakonie wird ein Thema bleiben. Eine Herausforderung, der wir uns ebenfalls stellen müssen, sind die sinkenden Zahlen beim Pfarrpersonal. Und natürlich freuen wir uns alle auf das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr.

Was haben Sie sich für Ihre Amtsführung vorgenommen?

Syben Ich möchte ansprechbar sein und die Kontakte zu den jeweiligen Ansprechpartnern in den Gemeinden pflegen. Deshalb werde ich in den nächsten Monaten die einzelnen Gemeinden und Presbyterien besuchen.

Sie waren 15 Jahre lang Schulpfarrer in Moers und kennen die Befindlichkeiten der jungen Menschen gut. Oft hört man, dass die Jugend gegenüber der Religion desinteressiert eingestellt ist. Können Sie das bestätigen?

Syben Nein, das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Die Jugendlichen sind offen für religiöse Fragen, vorausgesetzt, man nimmt sie ernst. Was allerdings stimmt, ist die Tatsache, dass es bei der Jugend weniger Vorkenntnisse über Religion gibt, weil oft die kirchliche Bindung fehlt.

Wie sind Sie selber als junger Mensch zu der Entscheidung gelangt, Theologie zu studieren?

Syben Ich stamme aus einem evangelisch geprägten Elternhaus und habe das Gemeindeleben bei uns in Odenkirchen sehr positiv erlebt. Der Gedanke, Theologie zu studieren, wurde ein Jahr vor dem Abitur konkret. Studiert habe ich in Bonn, Heidelberg und Hamburg, nach dem Examen habe ich ein Vikariat in Sterkrade absolviert. Später haben meine Frau und ich uns dort eine Pfarrstelle geteilt. 2002 bin ich nach Moers als Schulpfarrer ans Adolfinum und ans Grafschafter Gymnasium gekommen. Meine Frau ist ebenfalls Pfarrerin im Schuldienst, an einem Gymnasium in Krefeld.

Als Superintendent wird auch die ökumenische Arbeit Thema sein.

Syben Hier in Moers und überhaupt im Kirchenkreis funktioniert die Ökumene sehr gut. Man hilft sich gegenseitig, nehmen Sie nur das Beispiel der Kirche in Orsoy, die nun wieder eröffnet worden ist. Die katholische Gemeinde hat den Protestanten während der Sanierungsarbeiten die Nikolauskirche zur Verfügung gestellt. Die evangelische Gemeinde kann sich nun revanchieren, indem sie vorübergehend den Altar der Nikolauskirche bei sich aufstellt, denn dort wird nun auch saniert.

Auch zu den muslimischen Organisationen in der Region pflegt der Kirchenkreis Kontakte. Seit einigen Monaten wird allerdings über die Einflüsse der türkischen Regierung auf manche dieser Organisationen kritisch diskutiert.

Syben Wir werden als Kirchenkreis weiterhin offen bleiben für diese Kontakte und wünschen den Dialog, aber natürlich schauen wir genau hin, welche Ziele unsere Gesprächspartner verfolgen.

Wie sehen Sie die Rolle der Kirche in dem aktuellen gesellschaftlichen Klima, in dem eine Polarisierung zu spüren, die sich in Angst und Aggressivität ausdrückt?

Syben Ich bin überzeugt, dass wir als Kirche eine Botschaft haben, die gut für die Welt ist. Gegen die Gleichgültigkeit haben wir vom Engagement für unsere Mitmenschen und für den Erhalt der Schöpfung zu reden, gegen die Abwertung, die Diskriminierung und den Hass haben wir dafür zu werben, mit liebevoller Achtung und Respekt unseren Mitmenschen zu begegnen, um ihre Würde nicht zu verletzen. Als Kirche sind wir dazu da, in solcher Weise Gottes Liebe zu allen Menschen zu bezeugen, und zwar in unseren Worten und mit unseren Taten.

STEFAN GILSBACH FÜHRTE DAS INTERVIEW

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort