Euregio Rhein-Waal Und Rp Präsentieren 25 Jahre Interreg (9) Die Chance: Jobsuche ohne Grenze

Geldern · Eine Reihe von Projekten legt den Schwerpunkt auf den Arbeitsmarkt im Grenzraum. Erfolgreich gelaufen sind unter anderem Angebote des Theodor-Brauer-Hauses. Zum 1. Januar gibt es als Service für Pendler zudem Grenz-Infopunkte

 Beim Pilotprojekt "Aktiv über die Grenze" tauschten niederländische und deutsche Teilnehmer ihre Erfahrungen aus.

Beim Pilotprojekt "Aktiv über die Grenze" tauschten niederländische und deutsche Teilnehmer ihre Erfahrungen aus.

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NIEDERRHEIN Das deutsch-niederländische Grenzgebiet ist ein Riesenraum und damit ein wichtiger Arbeitsmarkt. Der Weg über die Grenze zum Job ist oft kürzer als die Fahrt ins Ruhrgebiet. Doch trotz der räumlichen Nähe ist die Grenze für viele immer noch eine Barriere, die manchen davon abhält, sich bei der Jobsuche im Nachbarland umzusehen. Hier setzt das Projekt "Grenzen bewegen" an, ein Qualifizierungsprogramm für Langzeitsarbeitslose der Partner Theodor-Brauer-Haus (TBH) und Kreis Kleve sowie der niederländischen Gemeinde Overbetuwe und des RSD Regionale Sociale Dienst de Liemers.

Bereits 2013/14 hat das TBH mit Liemers in dem Projekt "Aktiv über die Grenze" zusammengearbeitet. Je 15 Langzeitarbeitslose auf niederländische und deutscher Seite haben Sprach- und Kulturkurse absolviert, vier bis fünf Personen konnten in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden.

 Im Grenz-Infopunkt der Euregio gibt es praktische Tipps für das Arbeiten im Nachbarland.

Im Grenz-Infopunkt der Euregio gibt es praktische Tipps für das Arbeiten im Nachbarland.

Foto: Theodor-Brauer-Haus / Euregio

In einem zweiten Projekt tauschten sich Fall-Manager beider Seiten intensiv aus. "Diese beiden Projekte haben wir jetzt zu ,Grenzen bewegen' zusammengefügt", so Bernd Pastoors vom TBH. Bis zu 360 Arbeitssuchende - je zur Hälfte deutsche und niederländische - sollen ein mehrwöchiges Qualifizierungsprogramm absolvieren. Man hoffe auf eine Vermittlung von mindestens 30 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt.

Im engeren Einzugsgebiet des Projektes (Kreis Kleve und arbeidsmarktregio Midden-Gelderland) sind etwa 34.000 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Der Kreis Kleve und seine 16 Kommunen sind für insgesamt 6500 langzeitarbeitslose Menschen zuständig. Die Gemeinde Overbetuwe und der RSD de Liemers betreuen 4000 Menschen. Im Projekt wird die Zielgruppe (längerfristige, schwer vermittelbare Arbeitslose) bei einem mehrwöchigen Qualifizierungsprogramm mit einem auf die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Betroffenen abgestimmten Angebotsmix für den Arbeitsmarkt im jeweiligen Nachbarland sensibilisiert. Auf diese Weise soll die Hemmschwelle vor dem "Unbekannten" jenseits der Grenze gesenkt oder idealerweise ganz abgebaut werden. "Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Bernd Pastoors. Es sei gelungen, die Zusammenarbeit über die Grenze beim Thema Arbeitsmarkt zu verstärken.

Ganz konkret konnte mit den Seminaren Hilfestellung gegeben werden. Einmal geht es darin darum, dass Arbeitsuchende die jeweils andere Sprache lernen. Wichtig ist aber auch, die Unterschiede zwischen dem Arbeitsleben in Deutschland und den Niederlanden kennen zu lernen. Das passiert ganz praktisch, indem den Teilnehmern des Projektes betriebliche Praktika auf beiden Seiten der Grenze angeboten werden. Solche Praktika sind auch eine ideale Möglichkeit, um Kontakte für einen späteren Job zu knüpfen.

Ein weiterer Baustein beim Thema "Arbeitsmarkt in der Euregio" ist das Projekt Grenz-Infopunkt. Seit vielen Jahren gibt es bereits die monatlichen Sprechstunden für Grenzpendler. Dort gab es ganz praktische Tipps für das Arbeitsleben im anderen Land. Hier konnten Pendler Fragen zu Kindergeld, Steuern, Renten oder der Krankenversicherung stellen. "Wir haben gemerkt, dass dieses Angebot eine so große Resonanz hat, dass es ausgebaut werden sollte", sagt Heidi de Ruiter von der Euregio.

Entlang der belgisch-deutsch-niederländischen Grenze gibt es bereits ein Netz von so genannten Grenz-Infopunkten, die ständige Anlaufstellen für Grenzpendler sind. Dieser Initiative hat sich jetzt die Euregio Rhein-Waal angeschlossen. Zum 1. Januar wird im Euregio-Sitz auf Haus Schmithausen an der Emmericher Straße (B 220) ein Grenz-Infopunkt eingerichtet. Experten vom Bureau voor Duitse Zaken und Eures-Berater sind dann dort montags bis freitags zu erreichen. "Wenn sich das Angebot eingespielt hat, gehen wir davon aus, dass wir rund 4000 Beratungen im Jahr haben werden", sagt Heidi de Ruiter. Über ein Interreg-Programm ist das Projekt bis Ende 2019 gesichert. Ziel ist, es danach selbstständig weiterzuführen.

(RP)
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