Geldern Die Flüchtlingssituation in Pont

Geldern · Durch die 31 Asylsuchenden an der Römerstraße ist auch der Gelderner Ortsteil ein Mikrokosmos dessen, was gerade in ganz Deutschland passiert. Integrationswille, Probleme und Bürokratie gehören zum Alltag. Ein Besuch.

 Die CDU-Landtagsabgeordnete Margret Voßeler (2. von rechts) und Walter Seefluth von der Gewerkschaft GEW (3. von rechts) beim Ortsbesuch in Pont.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Margret Voßeler (2. von rechts) und Walter Seefluth von der Gewerkschaft GEW (3. von rechts) beim Ortsbesuch in Pont.

Foto: G. Seybert

Vor wenigen Tagen besuchte die CDU-Landtagsabgeordnete Margret Voßeler die Flüchtlinge vor Ort und nahm an einer Gesprächsrunde mit den Bürgern teil. Ein gutes Vorhaben. Eigentlich. Doch das "Gespräch" hat leider nicht wirklich funktioniert. Weil die Bürger wegen eines Informations-Missgeschicks nicht anwesend waren. Trotzdem nahmen die Asylsuchenden die Chance wahr, ihre Lage zu schildern. 26 junge Männer leben gerade in der Flüchtlingsunterkunft auf der Römerstraße, und viele haben ähnliche Geschichten.

Warum ihre Familien nicht mit dabei sind? Aus finanziellen Gründen und weil der Weg zu gefährlich gewesen wäre, erklärten sie. "Besser ich, wenn einer sterben sollte", meinte Osama, der Frau und Kinder in Syrien hat und über die Türkei nach Griechenland und von dort aus weiter durch Europa seinen Weg nun bis nach Pont gefunden hat. Die Syrer wissen um die Möglichkeit eines Nachholantrags für ihre Familien, weshalb die Männer sich quasi als Pioniere auf den Weg machen, um ihre Lieben nachher auf einem sichereren Weg hoffentlich nachholen zu können.

Die Landtagsabgeordnete Margret Voßeler wurde während ihres Besuches oft gefragt, ob sie nicht die Mühlen der Ämter schneller mahlen lassen könnte. Soweit möglich halten die Flüchtlinge mit Handys und via Internet Kontakt zu ihren Familien, doch in den von der Organisation "Islamischer Staat" kontrollierten Landstrichen, in denen viele der Familien leben, sind solche Technologien komplett verboten, berichten sie. Die Männer warten deshalb dringend darauf, ihre Anträge stellen zu können, doch Donnerstag vergangener Woche wurde genau einer zum ersten Mal aufgenommen.

Die Ämter sind gerade einfach mit dem Strom der Schutzsuchenden überlastet, erklärte Voßeler. Auch der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer Walter Seefluth ist frustriert von den "bürokratischen Hürden" und würde gerne alles beschleunigen und vereinfachen, um den Flüchtlingen schnellstmöglich Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu verschaffen. Margret Voßeler erklärte, dass sie die Problematik verstehe und "dass die Politik dafür sorgen muss, dass alles läuft, weil auch das Ehrenamt eben seine Grenzen hat".

Selbst ohne Arbeitserlaubnis integrieren sich die 26 jungen Männer momentan recht gut in die Bevölkerung. Ein Nachbarschaftstreffen in der vergangenen Woche war zwar weniger gut besucht, weil beim Verteilen der Einladungen anscheinend einige Kommunikationsprobleme herrschten.

Dafür hatten im Gemeindehaus die direkten Nachbarn Hans-Jürgen und Renate Schott nur Gutes zu berichten. So seien die Asylsuchenden stets sehr hilfsbereit und freundlich, sagen sie. Auf der anderen Seite hat das Paar schon einen anonymen Anruf bekommen, bei dem behauptet wurde, dass die Flüchtlinge Obst vom Baum der Schotts gestohlen hätten, "was einfach nicht stimmt", wie die beiden erklärten. Insgesamt, so der Eindruck in Pont, seien die meisten der Schutzsuchenden sehr daran interessiert, sich ins Dorfleben einzubringen. Auch, wenn es natürlich welche gebe, die zurückgezogen unter sich blieben.

(cnk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort