Geldern Die Meister im Traktor-Ziehen

Geldern · Das Team der "Waffenschmiede Neerpont" ist seit Jahren auf dem Erfolgskurs. Doch was ist das eigentlich genau, das sogenannte "Tractor-Pulling"? Und wie kam es dazu, dass die Gruppe gleich mehrfach Deutscher Meister wurde?

 Die Meister im Traktor-Pulling mit Bernd Dams, Martin Lax, Gabi Lax, Jan Hegmanns, Willi Lax, Johannes Lax und Stefan Wijnhoven (von links).

Die Meister im Traktor-Pulling mit Bernd Dams, Martin Lax, Gabi Lax, Jan Hegmanns, Willi Lax, Johannes Lax und Stefan Wijnhoven (von links).

Foto: Seybert

Turbolader, Einspritzpumpe, das Getriebe muss größer: Alles muss beim Traktor angepasst werden, damit man dann als Team im Wettkampf eine Chance hat, zu gewinnen. Aber das ist nur ein Teil, der wichtig ist beim "Tractor-Pulling". Das weiß die Mannschaft der "Waffenschmiede Neerpont", die seit dem Jahr 2008 bei diesen landesweiten Zugkraftwettbewerben mitmacht und bereits mehr als 150 Pokale erringen konnte. Eine stattliche Anzahl für das Team, das unter anderem aus Mitgliedern der Familie Lax sowie Jan Hegmanns, Bernd Dams und Stefan Wijnhoven besteht.

Doch wie funktioniert nun dieses "Tractor-Pulling?" Martin Lax erklärt: "Auf einer Strecke von 100 Metern zieht der Traktor einen Bremswagen, und wenn man das gemacht hat, dann ist das der 'Full-Pull', also der ganze Weg." Hegmanns führt weiter aus, "dass auf dem Bremswagen ein Gewicht ist, das mit weiterer Zeit sich nach vorne verschiebt und somit das Ziehen immer schwerer macht. Deshalb muss man die Entfernung so schnell wie möglich zurücklegen." Dabei gibt es dann auch verschiedene Gewichtsklassen der jeweiligen Traktoren.

 So sieht es im Wettbewerb aus: Schwarze Abgaswolken quellen aus dem Auspuff, Hunderte von PS setzen sich in Bewegung.

So sieht es im Wettbewerb aus: Schwarze Abgaswolken quellen aus dem Auspuff, Hunderte von PS setzen sich in Bewegung.

Foto: Jörg Knappe

Aber auf was muss man denn beim "Pulling" alles achten? "Wie die Gewichte verteilt sind, wie sehr der Kühler mit Eis befüllt ist, welcher Gang eingelegt ist und so weiter", sagt Willi Lax. "Von all unseren Turnieren fertigen wir Tabellen an. Jede Bahn ist anders, und das wirkt sich ja auf das 'Pulling' aus." Stefan Wijnhoven meint dazu, "dass man zum Beispiel auf schlechter Bahn dann die Gewichte nach hinten packt. So Sachen eben."

Wie kam die "Waffenschmiede Neerpont" zusammen? Jan Hegmanns erinnert sich: "Ach, das war eigentlich ganz einfach: Der Vater eines Kegelbruders kam eines Abend mit der Idee an." Martin Lax macht weiter und verrät: "Am Anfang waren wir ja echt skeptisch, aber je mehr wir dann überlegten, kamen wir auf die Idee: Versuchen wir es doch einfach mal."

Ihr erster Auftritt in der Szene war dann im September 2008 bei einem "Pulling"-Event in Sonsbeck. "Da sind wir dann Zehnter von 20 Teilnehmern geworden", sagt Gabi Lax, und Bernd Dams erzählt weiter: "Anfang 2009 haben wir einen dritten Platz erreicht. Das war unser erster Pokal, und ab da hatten wir Blut geleckt." Doch es gibt auch eine schön familiäre Besonderheit in der "Tractor-Pulling"-Gemeinschaft, die Jan Hegmanns erwähnt: "Wir haben auch da schon gemerkt, wie sehr das ganze Drumherum Spaß macht. Vor allem die Gemeinschaft ist richtig toll und nicht wie bei anderen Wettbewerben."

Wodurch unterscheiden sich denn nun die "Tractor-Puller" von anderen? "Jenseits des eigentlichen Turniers gibt es keine Konkurrenz", hat Stefan Wijnhoven erlebt. "Alle Teams feiern zusammen, keiner bleibt für sich allein."

Die "Waffenschmiede Neerpont" ist mit ihren Treckern "Raging Green" und dem "13006 Special" unterwegs. Auf dem erstgenannten "Puller" ist ein großer grüner Homer-Simpson-Aufkleber. Mit seinen Maschinen fährt das Team quer durch Deutschland. Manchmal sogar innerhalb weniger Tage, denn "wer mehr Veranstaltungen fährt, der hat natürlich auch bessere Karten", so Willi Lax. "Glücklicherweise halten uns bei den ganzen Terminen unsere Familien und Freunde den Rücken frei, ohne sie würde es nicht gehen."

Zum ersten Mal "Deutscher Meister" wurde das Team im Jahr 2014 in der Acht-Tonnen-Hobbysport-Klasse, und dieses Jahr wurden sie sogar dreieinhalb Mal deutscher Meister: Durch ihren ersten Platz in den Sportklassen mit 3,5 und 4,5 Tonnen sowie in der Hobbysport-Abteilung mit ihrem Sechs-Tonnen-Sieg und ihrem Titel als Vize-Meister bei acht Tonnen.

Und warum hat sich die Truppe aus der Bauernschaft Neerpont eigentlich "Waffenschmiede" genannt? Sie offenbart: "So viele Nächte, die wir mit dem Basteln an den Traktoren verbracht haben, so viel Power, wie in denen steckt: Das fühlt sich schon wie in einer Waffenschmiede an, wenn man noch etwas verändert, um schließlich beim 'Pulling' mehr zu schaffen als die anderen."

(RP)
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