Gelderland Die Welle der Wahlbriefe schwappt

Gelderland · Immer mehr Menschen geben ihre Stimme per Briefwahl ab. In den Kommunen im Gelderland sind es bei dieser Bundestagswahl mehr denn je - der Anstieg ist gewaltig. Darauf bereiten sich die Gemeinden organisatorisch vor.

 Rolf Peters arbeitet im Wahlamt der Gemeinde Weeze. Gemeinsam mit seinen Kollegen steht er vor der Aufgabe, die Auszählung der zurückgeschickten Wahlscheine zu organisieren. Bis zum Wahltag werden die Umschläge in Kisten gesammelt.

Rolf Peters arbeitet im Wahlamt der Gemeinde Weeze. Gemeinsam mit seinen Kollegen steht er vor der Aufgabe, die Auszählung der zurückgeschickten Wahlscheine zu organisieren. Bis zum Wahltag werden die Umschläge in Kisten gesammelt.

Foto: Gottfried Evers

Ein Ergebnis steht fünf Tage vor der Bundestagswahl schon fest: Bei der Briefwahl wird es in den Kommunen des Gelderlandes einen Rekord geben. In Gelderns Wahlamt hat Jennifer Haberkorn gestern Vormittag die 5151. Briefwahlunterlagen herausgegeben. Nur ein Zwischenstand. Keine Stunde später waren es schon ein Dutzend Umschläge mehr.

Exakt 25.771 Wahlberechtigte gibt es in Geldern. Am Ende wird es in den vier Briefwahlbezirken, die in der Stadt eingerichtet werden, mehr Stimmzettel auszuwerten geben als in jedem Wahllokal; dort liegt man nämlich bei 300 bis 700 Wählern. Die Wahlhelfer-Gruppen bei den postalisch abgegebenen Stimmen hingegen, "die haben mehr als 1000 Wahlbriefe, die sie zählen müssen", sagt Jennifer Haberkorn. "Das ist so gerade noch händelbar." Die Teams bestehen aus acht oder neun Personen, genau wie in den Wahllokalen.

Viele Menschen finden die Stimmabgabe auf diesem Weg einfach bequemer. Der Trend dazu ist allgemein nicht zu ignorieren, bei der Bundestagswahl im Jahr 2013 hatten in Geldern noch 3994 Menschen bei der Briefwahl mitgemacht. Jennifer Haberkorn glaubt allerdings, dass in diesem Jahr das Datum verschärfend zum Boom beiträgt: "Es ist einfach so, dass viele verreist sind im September."

In Straelen sind bislang etwas mehr als 2000 Briefwahlumschläge im Rathaus angekommen. "Ein starker Wahlbezirk ist vergleichbar mit einem Briefwahlbezirk", erklärt Irmgard Maes vom Wahlamt der Stadt. Vielleicht müssen die beiden Teams bei den Briefwahlen etwas mehr Stimmen auszählen als die Helfer in den Wahllokalen. "Aber es ist noch machbar", sagt Maes. "Sonst hätten wir einen dritten Briefwahlbezirk einrichten müssen." Für die Zukunft müsse man darüber vielleicht nachdenken. Bei der Bundestagswahl 2013 hatten noch 1600 Menschen per Post ihr Votum abgegeben.

Bei der Gemeinde Issum stimmen schon mehr als 20 Prozent der Wähler per Post ab, heißt es aus dem dortigen Wahlamt. Der Tagesstand lautete gestern Morgen 2039, bei insgesamt 9579 Wahlberechtigten. Bei der Landtagswahl lag die Briefwahlbeteiligung bei 14 Prozent. Warum der Anteil steigend ist, könnte auch an dem vereinfachten Verfahren liegen, meint eine Mitarbeiterin im Wahlamt: Die Bestellung per QR-Code, die Beantragung der Unterlagen online, könne gerade für junge Leute reizvoll sein. Insgesamt hat die Gemeinde sechs Wahlbezirke plus zwei Briefwahlbezirke. Eine Gruppe zählt die Issumer Briefwähler aus, die andere die Sevelener Briefwähler.

In Kevelaer hatten bis gestern Morgen bereits 4196 Wähler ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Eine enorme Steigerung zur Landtagswahl im Mai. Da hatten am Ende 3100 Menschen per Brief gewählt. Es deute sich damit eine hohe Wahlbeteiligung an, heißt es im Wahlamt

Die vielen Briefwähler sorgen für erheblichen zusätzlichen Aufwand. Selbst größere Wahlbezirke wie Kervenheim sind mit 1000 Wahlberechtigten deutlich kleiner als der Briefwahlbezirk, von einem kleinen Bezirk wie Achterhoek mit 250 Stimmen ganz zu schweigen. Gestemmt wird das dadurch, dass der Briefwahlvorstand größer ist als die in den Stimmbezirken "draußen". Sollte sich die Entwicklung zur Briefwahl fortsetzen, könnten auch in Kevelaer künftig zwei Briefwahlbezirke eingerichtet werden.

Auch in Weeze gibt es einen Run auf die Briefwahl, wie Rolf Peters vom Wahlamt erläutert. Bis gestern Morgen hatten 1154 Weezer bereits gewählt, das sind rund 200 mehr als bei der letzten Bundestagswahl. Mit der Zahl an Briefwählern liegt man in Weeze allerdings auf dem Niveau der "normalen" Wahlbezirke. Das liegt daran, dass es bei der Bundestagswahl einen anderen Zuschnitt der Bezirke gibt. Es gibt dann nur fünf große Bereiche mit jeweils rund 1000 Stimmberechtigten.

(RP)
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