Issum Diebels live: Besuch des Insolvenzverwalters

Issum · Dunkle Wolken über der Brauerei-Gastronomie in Issum: Gestern ist ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen die Betreiber-GmbH angeordnet worden. Trotzdem bleibt das XXL-Lokal weiter geöffnet.

 Das Diebels live in Issum bleibt laut Betreiber weiter geöffnet. Der Insolvenzverwalter verschafft sich derzeit eine Übersicht.

Das Diebels live in Issum bleibt laut Betreiber weiter geöffnet. Der Insolvenzverwalter verschafft sich derzeit eine Übersicht.

Foto: seybert

Bernd Nyssen versteht die Welt nicht mehr. "Wir sind auf einem guten Weg, haben das Küchenkonzept umgestellt und werden in den nächsten maximal zwei Jahren auch alle offenen Handwerker-Rechnungen zahlen können. Doch ausgerechnet jetzt stellt die Brauerei einen Antrag auf Insolvenz der GmbH!" Den hat auch Nyssen als Geschäftsführer und Nachfolger von Annett Kötting schwarz auf weiß im Internet gesehen. Dort ist er allerdings noch auf seine Vorgängerin ausgestellt. "Doch mittlerweile bin ich ja bekanntlich Eigentümer der GmbH und habe alle Außenstände von Annett übernommen. Doch das ist bei der Brauerei wohl noch nicht wirklich bekannt", wettert Nyssen weiter.

Doch dass der Diebels-Mutterkonzern AB InBev es ernst meint mit der Kündigung, die Ende März für den jetzigen Pächter ausgesprochen wurde, musste der Gastronom schon gestern am frühen Abend feststellen. Da stand nämlich ein Rechtsanwalt von der mit dem Insolvenzeröffnungsverfahren bestellten Krefelder Kanzlei Klaas vor der Tür. "Und da wurde gesagt, dass man sich erst mal ein Bild von der momentanen Lage des Diebels live machen will", erklärt Nyssen bereitwillig auf RP-Anfrage. Ihm selbst sei in Aussicht gestellt worden, dass nun erst einmal alle Sachverhalte und Forderungen geprüft würden - und das der erst im Oktober neu eröffnete Gastro-Palast erst mal weiter öffnen könne - "wahrscheinlich einige Monate lang", so Nyssen, der immer noch hofft, dass er sich mit dem Konzern einigen und einen neuen Zehnjahresvertrag aushandeln kann.

Eine Stellungnahme des Konzerns oder der Kanzlei dazu waren gestern gegen 21 Uhr nicht mehr zu erhalten.

Das Diebels live hatte erst im Oktober vergangenen Jahres an der Brauerei in Issum eröffnet. Nach einer Verspätung von zwei Monaten herrschte gleich zu Beginn großer Andrang. Neben anfänglichen Service-Fehlern, die teilweise wohl dem Neuanfang und der neuen Zusammensetzung des Teams geschuldet waren, brachte vor allem der Lärm durch die langen Partynächte in der Ära Kötting am Wochenende die Anwohner auf die Palme. Proteste blieben auch bei der Gemeinde nicht ungehört. Erst mit Bernd Nyssen kehrte mehr Ruhe an den Wochenenden ein. Von Lärmbelästigung durch jugendliche Horden ist nun nichts mehr zu hören.

Immer klarer wird derzeit, wo es beim Diebels live gehakt hat und auch jetzt noch hakt - und zwar in finanzieller Hinsicht. Aus verschiedenen Handwerker- und Gastronomiekreisen ist zu hören, dass das Diebels live ursprünglich mit 600 000 Euro kalkuliert worden sein soll. 300 000 Euro hat wohl InBev gegeben, weitere 100 000 Euro ein Verleger. Annett Kötting, der es nach RP-Informationen gesundheitlich derzeit schlecht gehen soll, müsste 200 000 Euro eingebracht haben. Doch durch den schlechten Zustand des Gebäudes ist die Kalkulation offenbar nicht gehalten worden, weitere 200 000 bis 250 000 Euro für Handwerker und ihre Leistungen wurden offenbar notwendig. Geld, das nun den Grund für die Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens darstellt.

(RP)
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