Issum Diebels live - Pachtvertrag gekündigt

Issum · Zu viel Party statt Brauhauskonzept, Image-Schaden wegen Anwohner-Beschwerden und unbezahlter Handwerker-Rechnungen: Konzernmutter InBev kündigt Pachtvertrag zum 31. März. Nachfolge-Gespräche sollen bereits laufen.

 Das Diebels live in Issum wird nach Ansicht der Diebels-Konzernmutter InBev und auch einiger Anwohner zu sehr für Veranstaltungen und Partys genutzt. Ein möglicher Nachfolger soll ein ruhigeres Konzept verfolgen.

Das Diebels live in Issum wird nach Ansicht der Diebels-Konzernmutter InBev und auch einiger Anwohner zu sehr für Veranstaltungen und Partys genutzt. Ein möglicher Nachfolger soll ein ruhigeres Konzept verfolgen.

Foto: Seybert

Das ist ein gastronomischer Paukenschlag: Nach Umbau und Wiedereröffnung Anfang Oktober vorigen Jahres hat Diebels-Konzernmutter Anheuser-Busch InBev jetzt den Pachtvertrag mit Geschäftsführerin Annett Kötting zum 31. März 2014 gekündigt. Nach RP-Informationen sind die Manager in der Deutschland-Zentrale in Bremen unzufrieden mit der Art und Weise, wie die XXL-Gastronomie derzeit geführt wird. "Mit neuem Pächter war es das Ziel, im Kern ein Brauhauskonzept zu starten", heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiter, das der RP vorliegt. Ein Jahr nach Beginn der Planungen zeige sich die Realität aus Sicht der Issumer Brauerei und der Anwohner jedoch anders. "Das Diebels live erstrahlt zwar im neuen Glanz und ist beliebter Treffpunkt für die ganze Region, wird aber zu sehr für Events und Partys genutzt, was vor allem die Anwohner verärgert und zu Nachbarschaftsklagen geführt hat", schreibt die Deutschland-Zentrale an die Issumer Mitarbeiter und den Betriebsrat, die gemeinsam vehement für eine Wiedereröffnung gekämpft hatten und bekanntlich erfolgreich waren.

Nun also der Rückschlag, der auch finanzielle Gründe zu haben scheint. Denn, so heißt es im Schreiben: "Die Brauerei hat zu Beginn für die Neugestaltung einen (hohen, die Red.) sechsstelligen Betrag in das Diebels live investiert. Zudem mussten weitere ungeplante Zusatzinvestitionen getätigt werden. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen zahlt der Pächter offenbar teilweise Handwerker-Rechnungen nicht mehr. Eine weitere Investition wäre für Diebels ein deutliches Risiko, da unklar ist, warum trotz der umfangreichen bisherigen Investition Dienstleistungen nicht bezahlt werden konnten." Diese Faktoren schaden laut InBev der Marke und der Brauerei Diebels in der Region. Und weiter: "Dementsprechend haben wir uns entschlossen, den Pachtvertrag mit Räumungstermin zum 31.03.2014 zu kündigen."

Überrascht gab sich gestern Annett Kötting auf RP-Anfrage. "Ich halte die Kündigung für ein Gerücht. Ich bin nach wie vor auf eine langfristige Zusammenarbeit vor Ort eingestellt", erklärte die Geschäftsführerin, die aber vor weiteren Aussagen erst mal mit ihrem Anwalt sprechen wollte. Der war gestern aber nach ihrer Aussage nicht erreichbar. Auch Issums Bürgermeister Gerhard Kawaters, der um die Attraktivität des "live" für seinen Ort weiß, wollte sich gestern nicht zu den Vorgängen rund um den Gastro-Tempel äußern. Weil ihm keine offiziellen Mitteilungen von den beiden Seiten vorlagen.

Allerdings hat es in der jüngsten Vergangenheit ein Gespräch zwischen Anwohnern und Issums Verwaltung gegeben. Denn einige Bürger hatten sich über die Lautstärke an den Wochenenden allgemein sowie bei Live-Auftritten beispielsweise von Michael Wendler, Antonia aus Tirol oder Graham Bonney beschwert. Dazu stieß den Nachbarn sehr sauer auf, dass einiger Müll vor deren Haustür durch Gäste verursacht wurde, die im Laufe des Abends auf der gegenüberliegenden Seite Pommes und Döner gegessen hatten.

Doch die Anwohner dürfen aufatmen. Denn InBev ist bereits in Gesprächen mit Nachfolgern von Annett Kötting, die ein ruhigeres Konzept rund um Brauhaus und Biergenuss umsetzen sollen. Brauereiführungen und Biergenuss in Form von Veranstaltungen, bei denen zum Beispiel ein Zapfdiplom erworben werden kann, sollen neben deftiger Küche im Mittelpunkt stehen. Sonderveranstaltungen soll es auch künftig geben, heißt es im Schreiben an die Mitarbeiter.

Wohl nur nicht mehr so oft.

(RP)
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