Unternehmen aus Issum Wie Diebels zu einer der bekanntesten Brauereien wurde

Issum · Der neue Eigentümer will die Marke Diebels wieder zu altem Glanz bringen. Die besseren Tage der Brauerei liegen schon einige Jahre zurück. Wie das Unternehmen aus Issum zu einer der größten Privat-Brauereien in Deutschland wurde - und was danach geschah. Ein Rückblick.

 Die Brauerei Diebels in Issum.

Die Brauerei Diebels in Issum.

Foto: NN

Gründung in den Zeiten des Umbruchs

Die Gründung der Diebels-Brauerei fällt in eine Zeit des allgemeinen Auf- und Umbruchs Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg 1871 erlebt die Wirtschaft im neu entstandenen Deutschen Kaiserreich durch die Vereinheitlichung der Währung sowie den Milliarden aus französischen Reparationszahlungen einen enormen Schub. Banken vergeben Kredite an Geschäftsmänner und Investoren. Auch wenn die 1873 einsetzende Gründerkrise für eine zwischenzeitliche Stagnation der Wirtschaft sorgt, weiß der Krefelder Metzgersohn Josef Diebels die neuen Möglichkeiten für sich zu nutzen: Im linksrheinischen Issum zwischen Kamp-Lintfort und Geldern gründet er die Brauerei Diebels.

Anfangs weht ihm ein rauer Wind entgegen, denn die zahlreichen etablierten Hausbrauereien am Niederrhein wollen sich nicht das Geschäft vermiesen lassen. Und auch die Issumer Bevölkerung ist skeptisch. Die Chance, dass sich Diebels dauerhaft im Wettbewerb behaupten kann, gelten als gering. Doch Diebels lässt sich von Bedenkenträgern nicht beirren. Am 6. Oktober 1878 geht die "Dampfbrauerei Josef Diebels Issum" in Betrieb. Als Markenzeichen des Unternehmens wählt das Unternehmen den "springenden Hirsch", entnommen aus dem Issumer Wappenzeichen. Josef Diebels bringt sein Unternehmen schnell voran: Dank der Technikbegeisterung des jungen Gründers übersteigt die Produktion schnell diejenige der Konkurrenz: Bereits 1898 stößt die Issumer Brauerei 10.000 Hektoliter jährlich aus.

Kriegsjahre und Wiederaufbau

Nach vielen Jahren der Expansion folgt mit dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) eine Zäsur. Nicht nur die wehrfähigen Kräfte der Belegschaft, sondern auch Diebels' mittlerweile fest in der Geschäftsführung etablierte Söhne Paul und Josef werden zum Militärdienst eingezogen. Durch den Mangel an Rohstoffen kommt die Produktion fast zum Erliegen. Lediglich das qualitativ minderwertige Dünnbier kann noch hergestellt werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg hat das Issumer Unternehmen zunächst mit ökonomischen Problemen zu kämpfen. Mit der Übernahme der "Niederrheinischen Aktienbrauerei" in Xanten im Jahr 1920 werden dann aber wieder bessere Zeiten eingeläutet. Ein Jahr später darf in Deutschland wieder Starkbier gebraut werden, was dem Geschäft von Diebels gut tut.

Nach dem Tod von Gründer Josef Diebels im Februar 1922 übernehmen seine Söhne das Unternehmen. 1928 produziert Diebels 24.500 Hektoliter. Paul und Josef Diebels gehen also den erfolgreichen Weg des Vaters weiter — bis zur nächsten Zäsur durch den Zweiten Weltkrieg.

Entwicklung zur Großbrauerei

Nach dem Wiederaufbau der Unternehmens beginnt ab den 1950er Jahren unter der Führung von Hanns Otto Hasebrink-Diebels und Karl Heinz Bösken-Diebels, den Schwiegersöhnen von Josef und Paul Diebels, der Aufstieg zu einer der größten Privatbrauereien in Deutschland. 1967 braut Diebels 175.000 Hektoliter Bier. Zu Beginn der 1970er-Jahre nimmt das Führungsduo einen Strategiewechsel vor: Zuvor waren alle in Deutschland gängigen Biersorten produziert worden, ab jetzt konzentriert sich Diebels auf Altbier.

Die goldene 90er-Jahre

Der neue Fokus zahlt sich aus: 1981 durchbricht Diebels die Millionen-Hektoliter-Grenze. In den 90er-Jahren bringt sich die Brauerei durch Werbe- und Marketingmaßnahmen bundesweit ins Gespräch. So gelingt es, im Fernsehen einen Werbesport zu platzieren, der rasch sehr bekannt wird: "Welch ein Tag" von Mario Jordan ist ein Ohrwurm, der es in die deutschen Single-Charts schafft. Parallel setzt Diebels auf Profisport: Mehrere Jahre lang ist der Altbier-Spezialist beispielsweise Trikotsponsor von Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach. Den letzten Titelgewinn, den Pokalsieg von 1995, erringt die Fohlenelf mit dem Diebels-Schriftzug auf der Brust. Auch bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft sind die Issumer mit den beiden Fahrern Kurt Thiim und Jörg van Ommen präsent. Seinen Zenit erreichte Diebels 2001: Der Bierausstoß steigt auf 1,6 Millionen Hektoliter.

Verkauf der Brauerei

2001 verkauft die Diebels-Familie ihre Anteile für umgerechnet rund 100 Millionen Euro an die belgische Interbrew-Gruppe. Nach kurzer Zugehörigkeit zur Bremer Brauerei Beck & Co. ("Beck's") werden die Vertriebsaktivitäten aller Brauereien der InBev-Gruppe in Deutschland 2003 in der Interbrew Deutschland Vertriebs GmbH & Co KG zusammengeführt. Der Verkauf ist ein Wendepunkt: Seither sinkt der Absatz kontiniuerlich, 2017 lag er bei 300.000 Hektolitern. Anfang 2018 wird Diebels schließlich an den hessischen Finanzinvestor CK Corporate Finance verkauft. Der neue Eigentümer kündigt an, der Marke Diebels wieder zu neuen Glanz verhelfen zu wollen.

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