Geldern Diese Ampel macht Fußgängern Beine

Geldern · Auch wer gut zu Fuß ist, schafft es kaum bei Grün über die Kreuzung am Nordwall in Geldern. Passanten reagieren hektisch, wenn das Signal rasch auf Rot springt. Dass der Autoverkehr rollt, ist aber wichtig, argumentieren Fachleute.

Es ist Dienstagvormittag, also Markt-Tag in Geldern. Viele Fußgänger sind in der Stadt, reichlich Autoverkehr. Auch an der Fußgängerampel zwischen Drachenapotheke und Spielwaren Laumann am Ende der Einkaufsstraße. Die wartenden Menschen hasten los, als die Ampel auf Grün springt. Unter ihnen: zwei Seniorinnen mit Rollatoren. Kaum haben die Leute ein paar Schritte auf der Fahrbahn gemacht, schon ist wieder Rot. Auch die Jungen, die strammen Schrittes unterwegs sind, schaffen es nicht bei Grün rüber. Geschweige denn die beiden älteren Frauen, Leute mit Kinderwagen oder Kinder selbst.

"Das stört mich hier schon lange", sagt die 77-jährige Helga Schmitz, als sie die andere Seite erreicht hat. "Sonst suche ich mir immer eine andere Strecke. Aber wenn es gar nicht anders geht, muss ich halt hier rüber", erzählt sie. Die Verkehrssituation findet sie einfach stressig: "Ich gehe lieber ein Stück Umweg, als hier über die Ampel zu müssen."

Und dabei ist sie noch recht fit. "Es gibt viele Leute, die noch schlechter zu Fuß sind als ich", gibt sie zu bedenken. Die schafften es mitunter nicht mal bis zur Verkehrsinsel, auf der sie dann eine weitere Rot-Phase abwarten müssten.

Die Stoppuhr zeigt an diesem Dienstagmorgen an: Die erste Ampel bleibt fünf Sekunden grün, insgesamt bleibt für den Weg über die Verkehrsinsel und beide Fahrbahnen 15 Sekunden grünes Licht. Immer wieder ist zu beobachten, dass Menschen tatsächlich bei Rot gehen, weil sie sonst auf der Verkehrsinsel stehen bleiben müssten. Und viele reagieren hektisch. Ein Kind mit Puschel-Mütze und Schulranzen fängt an zu rennen, als die Ampel mitten auf seinem Weg umspringt.

Bei der Gelderner Stadtverwaltung kennt man das Problem, stellt aber keine Abhilfe in Aussicht. Die Rot- und Grünphasen aller Ampeln an der Kreuzung hängen vom Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße 58 ab, die um die fragliche Ecke läuft. "Sehr viel Verkehr auf der B 58 heißt: Alle anderen Grünphasen werden kürzer", erklärt Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt. So könne es kommen, dass für die Fußgänger extrem wenig Zeit bleibe.

Eigenmächtig umprogrammieren kann die Stadt die Ampeln nicht: Für die Bundesstraße ist das Land zuständig, genauer der Landesbetrieb Straßen NRW. Und der sieht die Priorität beim flüssigen Autoverkehr auf der Route.

Gemeinsam hatten Stadt und Landesbetrieb schon ein Ingenieurbüro beauftragt, das eine neue Taktung der Ampelanlagen prüfen sollte. Dabei war es die Hoffnung der Stadt Geldern, "eine gleichmäßigere Schaltung zu erreichen" und die Grün-Zeiten für Fußgänger zu verlängern, rekapituliert van Stephoudt. Nach dem Experten-Urteil soll daraus aber nun nichts werden.

Bei der Beschränkung einer Grünphase auf gerade mal fünf Sekunden handele es sich um eine "Ausnahmesituation", und die sei vertretbar, fasst Herbert van Stephoudt zusammen. Alles andere würde zu langen Rückstaus der wartenden Autos führen. Die automatische Ampelsteuerung gebe den Fußgängern mehr Zeit, "wenn die Situation auf der bevorrechtigten B 58 dies zulässt".

Selbstverständlich, so van Stephoudt weiter, "ist die Situation erneut zu prüfen, wenn die B 58 außerhalb der Gelderner Innenstadt verläuft". Also: Wenn es die Stadtkerntangente am Seehotel gibt. Derzeit gehören die Straßen Issumer Tor und Nordwall dem Land, Ostwall und Issumer Straße der Stadt.

(szf)
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