Geldern Don-Bosco-Schüler unterm Zirkuszelt

Geldern · Eine Woche lang erleben die Schüler mit körperlicher oder geistiger Behinderung ein besondere Lerneinheit. Der pädagogische "Circus Zapp Zarapp" gibt Unterrichtseinheiten. Der Abend gehört der Kultur.

 Keine Angst vor neuen Herausforderungen und Höhen haben die Schüler der Don-Boco-Schule hier am Trapez.

Keine Angst vor neuen Herausforderungen und Höhen haben die Schüler der Don-Boco-Schule hier am Trapez.

Foto: gerhard seybert

Wenn sich alle Artisten in der Manege versammeln, um den verdienten Applaus abzuholen, sieht es vielleicht etwas anders aus, als sonst im Zirkus. Unter die stehenden Artisten mischen sich Rollstuhlfahrer und solche, die an der Hand ihres Lehrers sicherer gehen.

Eine Woche lang war der "Circus Zapp Zarapp" aus Leverkusen zu Gast an der Don-Bosco-Schule in Geldern. Zuerst lehrten sie Lehrer der Schule für Kinder und Jugendliche mit körperlich und geistiger Behinderung das nötige Rüstzeug. Und beim Zeltaufbau durfte Schulleiter Wolfgang Freyth den Hammer schwingen, um dem Zelt zu einem sicheren Stand zu verhelfen. Abends, wenn die Proben mit den Schülern beendet sind, finden in dem Zelt Kulturveranstaltungen statt. Für Freyth ist es eine Möglichkeit, sich zu öffnen, dass auch diejenigen zur Don-Bosco-Schule kommen, die sie sonst nicht besuchen würden.

Auf großen Fotoleinwänden ist die Verwandlung der Schule in das "Unternehmen Zirkus" festgehalten. Ein Vater, Michael Verhoelen, hat sich eine Woche frei genommen, um das Projekt fotografisch zu begleiten. "Es geht um die Kinder", sagt er und geht mit der Kamera in der Hand nach draußen. Dort wird in den Morgenstunden bereits geübt: Jonglieren mit Tüchern, Balancieren auf einer Bank. Jeder der 160 Schüler ist eingebunden, je nach seinen Fähigkeiten. "Über sich hinauswachsen" nennt der Schulleiter ein passendes Stichwort.

Auf einem der Fotos erkennt sich Kevin wieder. "Hier bin ich beim Seiltanz", sagt der 16-Jährige. Gemeinsam mit Mitschülerin Brigitte ist er aber unter die Zauberer gegangen. Ob sie mit einem Zauberstab zaubern oder etwas aus einem Hut hervorholen, das wollen sie nicht verraten, die Zaubertricks ohnehin nicht. Das haben sie versprochen.

Im Zirkuszelt schwingt sich Mirdit auf das Trapez. Sonja Wiedemann vom "Circus Zapp Zarapp" gibt der 16-Jährigen die entscheidenden Tipps, wie es gleichzeitig sicher ist und elegant aussieht. Die begleitenden Lehrerinnen Kerstin Stache und Lena van Gemmeren sprechen vom "Wow-Effekt". "Das Trapez haben wir ausgesucht, weil es Mumm erfordert", sagt Stache. Gleich nebenan findet sich eine weitere Gruppe mutiger Schüler. Die zwölfjährige Celine wartet gespannt darauf, dass sie dran ist. "Wir schlucken Feuer", sagt ihr Mitschüler. "Nein", korrigiert ihn Celine bestimmt, "wir machen das mit der Zunge aus." Angst vor Feuer hat sie nicht, Yanneck auch nicht. "Nur wenn das Haus brennt, aber was wir machen ist nicht gefährlich", sagt er cool.

Der "Circus Zapp Zarapp" ist an vielen Schulen unterwegs. "Förderschullehrer sind flexibler, was die Strukturen angeht", nennt Wiedemann den Unterschied zu der Zusammenarbeit mit Regelschulen. "Sie wissen einfach, dass man sich auf jeden Menschen neu einstellen muss." Heute und am morgigen Samstag haben die Schüler ihren großen Auftritt. Die Vorstellungen sind ausverkauft. Restkarten gibt es aber noch für das Konzert der Bigband des Friedrich-Spee-Gymnasiums im Zirkuszelt heute ab 20 Uhr an der Abendkasse.

(bimo)
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