Geldern Dreifach virtuos in Heilig-Geist-Kirche

Geldern · Rund 100 Zuhörer beim Neujahrskonzert der evangelischen Kirchengemeinde Geldern. Die Möglichkeiten der Blockflöte wurden ausgereizt. Es gab Werke unter anderem von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.

 Zeigten sich als Meister auf ihren Instrumenten (v.l.): Nico Jeong, Eunok So und Jeehyun Park.

Zeigten sich als Meister auf ihren Instrumenten (v.l.): Nico Jeong, Eunok So und Jeehyun Park.

Foto: mvo

Mit einem Neujahrskonzert der besonderen Art überraschte die evangelische Kirchengemeinde in der Heilig-Geist-Kirche. Pfarrer Ralf Streppel freute sich über den guten Zuspruch und begrüßte rund 100 Zuhörer, die zunächst andächtig den Flötentönen von Nico Jeong in einer "Divisions upon an Italian Ground" von Robert Carr lauschten. Dieses Werk für Sopran-Blockflöte und Basso continuo (Orgel) eröffnete den Zuhörern höfische Kammermusik im flotten Dreivierteltakt. Sie konnten ahnen, dass hinter der gern belächelten kleinen, hölzernen Schwester der edlen Querflöte vielleicht doch mehr steckt als erste untalentierte Musikerfahrungen.

Kantorin Jeehyun Park ließ zunächst die großartige Fantasie, das "Piece d'Orgue" in G-Dur von Johann Sebastian Bach auf der Orgel erklingen. In einem perfekten Manualsolo mit weit ausgesponnener, einstimmiger Linie wuchs innere Spannung in rhythmischen und linearen Variationen. Park demonstrierte das typisch konventionelle Stilmuster von Bachs Kontrapunktik und bewegte sich in dem fünfstimmigen Satz in großen Bögen und Zügen, in stetem, atmendem Auf und Ab dahin. In unablässig tiefer sinkenden, pausendurchbrochenen Pedalschritten endete das Finale triumphal in einer lang erwarteten Schlusskadenz.

Mit einem profilierten Repertoire, das neben aller Artistik und bester Akustik auch musikalisch überzeugte, wartete der 1982 in Seoul geborene Flötist Nico Jeong auf. In Händels "Sonate in C", ursprünglich für Flöte und Cembalo komponiert, begleitete Park dezent auf dem Flügel die einmalig virtuos interpretierten melodischen Ausschmückungen der Sopran-Flöte, die mit penibler Trennschärfe artikuliert wurden und dank einer souveränen Atemtechnik übermütig flossen. Die "Fantasie No. 8 in g" von Georg Philipp Telemann als Solostück für die Altflöte begann mit einem langsamen, eleganten Largo. Einige gehobene chromatische Linien verliehen dem Stück Bewegung und gleichzeitig einen eigenartigen Charakter. Das alterierende "Spirituoso" mit Oktavsprüngen brachte den souveränen Solisten nicht an seine Grenzen.

Auch Telemanns "Triosonate in g" mit der Bezeichnung "Süß, aber nicht Adagio" auf der Sopranflöte wurde von Piano und Violine (Eunok So) unterstützt und gestaltete sich farbig in wunderbaren Melodiebögen und Zweiunddreißigstelnoten.

Harmonische Eskapaden des leichten italienischen Stils zwischen Früh- und Hochbarock zeigte Jeong in Giuseppe Sammartinis "Concerto in F". Das Werk glänzte in einer Verbindung zwischen melodischer Finesse und technischem Anspruch an einen Solisten mit zirzensischer Virtuosität.

(usp)
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