Geldern Dubiose Anrufe bei Stromkunden in Geldern

Geldern · Unbekannte geben sich am Telefon als Stadtwerke-Mitarbeiter aus und fragen Zähler- und Kundennummern ab. Mit diesen Daten lässt sich ein neuer Stromanbieter einschalten. Verbraucherschützer bieten Hilfe an.

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Foto: picture alliance / Sebastian Gol/dpa

Es war schon etwas fadenscheinig, was Gerd Ehren aus Veert da am Telefon zu hören bekam. "Da hat ein Herr angerufen, der sagte, er sei von den Stadtwerken Geldern. Wir würden jetzt ja umgestellt auf Ökostrom, das würde auch wesentlich billiger, und da bräuchte er meine Zählernummer", fasst der 75-Jährige das Gespräch zusammen. Und die Vertragsnummer, die hätte der Fremde auch gern.

Gerd Ehren reagierte irritiert: Er habe gerade keine Daten parat. Der Anrufer kündigte an, dann werde er sich wieder melden. Aber Gerd Ehren kam die Sache da schon reichlich spanisch vor: "Umstellung auf Ökostrom - da hätte ich doch irgendwann mal was von gehört", wunderte er sich. Und sollten die Leute von den Stadtwerken seine Daten nicht sowieso allesamt im Computer haben?

Gerd Ehren war einer der ersten in einer ganzen Reihe von Kunden, die sich seit Mitte Dezember nach solchen dubiosen Anrufen bei den Gelderner Stadtwerken gemeldet haben. "Im Laufe des letzten Jahres gab es mal Einzelfälle, derzeit passiert es gehäuft", sagt Stadtwerke-Sprecher Roger Bruns. Derzeit gebe es wöchentlich neue Fälle. Offenbar würden vor allem ältere Menschen kontaktiert und von angeblichen Stadtwerke-Mitarbeitern nach Zähler- und Kundennummern ausgefragt. Vorgeschoben wird meistens irgendetwas mit einer Tarif-Umstellung. In einem Fall wurde behauptet, man benötige die Daten wegen eines Computerausfalls.

Bruns vermutet, dass die Unbekannten die abgefragten Nummern brauchen, um für die Stadtwerke-Kunden heimlich - und natürlich rechtswidrig - einen Wechsel des Stromanbieters zu initiieren. Um das online zu erledigen, genügen nämlich diese spärlichen Auskünfte. "Weil der Prozess so einfach ist und gezielt nach diesen Daten gefragt wird, liegt das nahe", meint Roger Bruns. "Was will man sonst mit diesen Informationen? Für was anderes kann man die nicht benutzen."

Verbraucherschützer kennen solche Versuche. "Das ist eine Masche", bestätigt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW. Nach solchen Anrufen bekämen Betroffene beispielsweise plötzlich Verträge oder Rechnungen eines neuen Energieversorgers.

"Rechtlich ist das natürlich alles nicht in Ordnung. Da gibt es viele Möglichkeiten, solche Verträge anzufechten", sagt Schröder. Allerdings müssen die Opfer sich dann darum kümmern. Und manche scheuen den Aufwand oder sind überfordert mit dem Papierkram. Darauf spekulieren die Täter. "Die Verbraucher sollen sich an uns wenden", rät Jürgen Schröder. "Wir gehen dagegen vor und unterstützen Verbraucher auch individuell, wenn sie rauskommen wollen aus ungewollten Verträgen."

Ob es in Geldern schon ungebeten zu Anbieterwechseln gekommen ist, ist unklar. Es melden sich schließlich erstmal nur die Menschen, die durch ein Telefonat misstrauisch wurden. Roger Bruns von den Stadtwerken vermutet, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Er betont: Die Stadtwerke kennen ihre Zähler- und Kundennummern und erfragen sie nicht am Telefon.

(RP)
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