Geldern Dunkle Wolken über der Unfallklinik

Geldern · Kein anderes Krankenhaus in Duisburg hat neben der lokalen eine derart überörtliche Bedeutung wie das Unfallkrankenhaus an der Großenbaumer Allee. Die Zukunft der BGU ist derzeit aber noch völlig unklar.

 Der Rettungshubschrauber ist unter anderem am Unfallkrankenhaus in Buchholz stationiert, weil es bei der Behandlung von Unfallopfern zu den führenden Häusern in Deutschland gehört.

Der Rettungshubschrauber ist unter anderem am Unfallkrankenhaus in Buchholz stationiert, weil es bei der Behandlung von Unfallopfern zu den führenden Häusern in Deutschland gehört.

Foto: . BGU

Es geht um Vormachtstellung und Wirtschaftlichkeit, um den beinharten Wettbewerb, um volle Krankenhausbetten und gute wirtschaftliche Zahlen. Und dabei könnte eines der etabliertesten Duisburger Krankenhäuser auf der Strecke bleiben. Denn um die Zukunft der BGU auf solide wirtschaftliche Fundamente stellen zu können, benötigen die Berufsgenossenschaften als Eigentümer gesicherte Grundlagen. Die aber können die Buchholzer derzeit nicht liefern.

Kein anderes Krankenhaus in der Stadt hat neben der lokalen eine derart überörtliche Bedeutung wie das Unfallkrankenhaus an der Großenbaumer Allee. Schwerst Unfallverletzte aus Duisburg, aus Düsseldorf und von weiten Teilen des Niederrheins werden dort behandelt, ebenso aber auch Querschnittsgelähmte und Brandverletzte aus ganz Deutschland. Der Rettungshubschrauber Christoph 9 ist nicht ohne Grund genau dort stationiert. Der Klinik eilt der Ruf voraus, bei multiplen Unfallverletzungen jeder Art beste Behandlungserfolge zu erzielen, was für niedergelassene Ärzte oft der ausschlaggebende Grund ist, ihre Patienten dorthin zu überweisen. Die dort tätigen Therapeuten setzen in der Rehabilitation Maßstäbe, heißt es.

Und würde man die Patienten befragen, so gäbe es an der Existenzberechtigung dieses Hospitals nicht einen Hauch von Zweifel. Annähernd 60.000 Patienten gehen jährlich zur stationären oder ambulanten Behandlung durch die Eingangstür und sind mit dieser zu 90 Prozent zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Derzeit versucht die BGU, in den Bettenplan des Landes aufgenommen zu werden. Dagegen wehren sich die anderen Duisburger Kliniken und drohen mit Klage, sollte die Bezirksregierung dem Antrag der Buchholzer zustimmen. Lehnt sie das Ansinnen ab, ist die Zukunft der Duisburger BGU gefährdet. Es geht um noch nicht einmal 120 chirurgische Betten, die die Buchholzer in den Bedarfsplan eingetragen haben wollen. Das ist Voraussetzung, um die Kosten mit den Krankenkassen so abrechnen zu können, wie es auch die anderen Krankenhäuser praktizieren.

In den Anfangsjahren wurden im Unfallkrankenhaus nur berufsgenossenschaftlich Versicherte behandelt. Diese Regelung weichte immer mehr auf, längst können sich alle Versicherten theoretisch hier Hilfe holen. Doch in fast jedem zweiten chirurgischen Fall übernehmen die Nicht-BG-Kassen die Kosten gar nicht oder nur teilweise, was für die Klinik zu einem nicht unerheblichen finanziellen Problem führt. Gestritten wird nur vordergründig um diese 120 Betten. Dahinter verbirgt sich nach Annahme von Krankenhauskennern viel mehr.

An 90 Prozent Weiterempfehlungsquote (so die Weiße Liste der AOK) reichen die anderen Kliniken in Duisburg nicht heran, die teilweise sogar unter dem Landesdurchschnitt von 74 Prozent liegen.

Einen Rettungshubschrauber direkt vor dem Haus - das bringt Ansehen - und Patienten. Derzeit ist es so, dass nahezu alle, die hier bei einem Unfall schwerstverletzt werden, zur Buchholzer Klinik gebracht werden.

Die BGU ist eines der zehn größten Traumazentren Deutschlands, ist bei der Versorgung von Unfallverletzten der größte Standort in NRW und setzt bei der Behandlung von Querschnitten und Brandverletzungen bundesweit Maßstäbe. Hinzugekommen ist seit einigen Jahren mit wachsenden Fallzahlen die Behandlung von schwer entzündeten, nicht heilen wollenden Wunden, also die von Patienten mit schwerer Sepsis.

So viel Erfolg weckt Neider, zumal in der bundesdeutschen Krankenhauslandschaft die "Konzerne" (in Duisburg sind das bekanntlich Sana und Helios) die Betreiber in freier Trägerschaft vom Markt drängen. Und dabei zählt jedes Bett, jeder Cent und jeder auch noch so kleine Erfolg.

Inwieweit sich die hiesigen Landtagsabgeordneten und die Stadtspitze bei einer Ablehnung des BGU-Antrags einschalten werden und damit den Konflikt mit den anderen Häusern riskieren, wird sich zeigen. Angeblich soll noch in diesem Monat über das Ansinnen entschieden werden.

Dass das Unfallkrankenhaus ein wichtiger Imageträger für Duisburg ist, daran dürften allerdings auch die Gegner kaum zweifeln.

(RP)
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