Straelen Ein Abend lang Bayern für Trinkgeld

Straelen · Kim Feegers aus Wachtendonk als Kellnerin im Straelener Oktoberfestzelt. Besprechung ist schon eine Woche vorher. Wichtig ist die Aufgabenverteilung im Team. Und ohne Kondition bis zum frühen Morgen geht es nicht.

 Da ist Ausdauer gefragt: Mit drei Maß Bier macht sich Kim Feegers im Straelener Festzelt auf den Weg zu durstigen Oktoberfestbesuchern.

Da ist Ausdauer gefragt: Mit drei Maß Bier macht sich Kim Feegers im Straelener Festzelt auf den Weg zu durstigen Oktoberfestbesuchern.

Foto: zel

Tausende Maß Bier wurden getrunken und Hunderte Haxen verspeist. Das Straelener Jubiläums-Oktoberfest im zehnten Jahr war mal wieder ein voller Erfolg für Veranstalter und Gäste. Knapp 7000 Trachtenträger feierten an den beiden Tagen. Aber wo gefeiert wird, da muss auch gearbeitet werden - Getränkebestellungen müssen aufgenommen, Bier gezapft und verteilt werden. "Wir haben in diesem Jahr 61 Kellner für die Getränkebestellungen im Hauptzelt beschäftigt", erklärt Carola Pieper, die für die Personalfragen verantwortlich ist. "Das sind etwa zehn Leute mehr als im vergangenen Jahr aufgrund der gestiegenen Besucherzahl."

Kim Feegers aus Wachtendonk ist zum zweiten Mal als Kellnerin dabei. Die Architekturstudentin, die während der Woche in einer Wohngemeinschaft in Aachen wohnt, finanziert sich damit einen Teil ihres Studentenlebens. Eine Woche vorher: Die Kellner kommen zu einer Vorbesprechung zusammen. "Da haben wir die Zuteilung bekommen, wer für welchen Gang im Zelt zuständig ist. Außerdem wurden Teams gebildet, denn am besten arbeitet man zusammen", erzählt die 20-jährige Kim. Das Team um sie besteht aus weiteren drei Mädels und ihrem Freund. Auch die finanzielle Seite wird bereits bei der Vorbesprechung geregelt: "Wir bekommen von unserem Umsatz, den wir am Abend machen, sieben Prozent als Lohn - und natürlich das Trinkgeld, das wir einnehmen." Dann kann es losgehen.

Freitagmittag eine Woche später: Kims Arbeitstag beginnt um 16 Uhr "Wir treffen uns dann im Festzelt, um noch einmal einige organisatorische Kleinigkeiten durchzusprechen in unseren Teams. Zum Beispiel, wer am Anfang welche Tische übernimmt." Es werden Portemonnaies inklusive Wechselgeld, Schürzen und T-Shirts ausgegeben.

Ab 17 Uhr ist Einlass, die Arbeit beginnt. Die ersten Getränkebestellungen trudeln ein. "Wir nehmen sowohl die Getränke- als auch die Essensbestellungen auf. Die Coupons und die Anzahl der Menüs wie Haxen oder Geschnetzeltes geben wir an die Essensausgabe weiter und haben damit unseren Job erledigt, denn das Essen bringen die sogenannten Foodrunner an die Tische", so Kim. Zwischen 17 und 18 Uhr hat sie noch ein wenig Zeit, sich zu orientieren oder auch mal eine kleine Pause einzulegen, denn noch ist der Andrang nicht so groß.

Um 18 Uhr geht es dann richtig los. Bestellung aufnehmen, einbuchen in die Kasse, an der Getränkeausgabe abholen und zum Tisch bringen - alles in Rekordzeit, denn die Gäste sind durstig. "Wir haben es im Team so geregelt, dass wir die sieben Prozent unseres Umsatzes und auch das Trinkgeld am Ende zusammenschmeißen und durch fünf Leute aufteilen", erzählt Kim. Aus dem einfachen Grund, dass der einzige Mann der Truppe fast ausschließlich für das Schleppen der Maßkrüge abgestellt wird und so keinen eigenen Umsatz macht. Geteilte Arbeit eben. Bis 21.30 Uhr sind alle Hände voll zu tun und Kim traut sich beinahe keine Pause zu machen. Trotz der Anstrengung macht es ihr "wirklich großen Spaß! Man trifft viele Bekannte wieder".

Um 19.50 Uhr riskiert sie einen kurzen Blick in den Spiegel, aber dann geht es auch schon weiter. Zeit ist Geld, denn wer eine Pause einlegt, verliert vielleicht eine Bestellung. "Ab und zu frage ich die Mitarbeiter hinter der Theke mal nach einem Schluck Cola, aber ich setze mich nicht hin und trinke sie, ein Schluck, und dann geht es weiter."

22 Uhr: Es wird etwas ruhiger für Kim. "Im vergangenen Jahr hatte ich eine Reihe am Rande des Zeltes, da war ab 22 Uhr fast nichts mehr zu tun, weil alle in die Mitte zur Bühne laufen. Dieses Jahr ist mein Gang nah an der Bühne - mehr Arbeit, aber auch mehr Umsatz", sagt die Wachtendonkerin. Zwischen 1500 und 2200 Euro Umsatz hat sie im vergangenen Jahr gemacht. "Freitagsabend ist immer etwas weniger meiner Erfahrung nach. Die jungen Leute am Freitag scheinen weniger zu trinken als die etwas ältere Bevölkerung am Samstag, und auch beim Trinkgeld gibt es Unterschiede", so Kim. "Die Erwachsenen sind definitiv spendabler." Mit den sieben Prozent und dem Trinkgeld kommt Kim am ganzen Wochenende auf 300 bis 400 Euro Gewinn.

23.25 Uhr: Ein Herr in Lederhose bestellt im Vorbeigehen eine Maß bei Kim. "Solche Bestellungen sind gefährlich, ich beobachte die Person dann immer kurz: Wenn sie wegläuft, nehme ich die Bestellung gar nicht auf, denn sonst stehe ich da mit einem Bier, und der Besteller ist weg."

0.55 Uhr: Geschafft! Kim ist erschöpft, aber glücklich.

(fm)
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