Geldern Ein Förderverein für das Gefängnis

Geldern · Engagierte Bürger wollen Projekte anstoßen und vorantreiben, die zur Resozialisierung der Gefangenen beitragen. Ganz wichtig dabei: Kontakte nach "draußen". Unterstützung für die Vereinsgründung gab's durch die Gefängnisleitung.

 Sie stehen für die Ziele des Fördervereins: Karl Schwers (Gefängnisleiter und einfaches Vereinsmitglied) und die Vorstandsmitglieder Angelika Eichholz (ehemalige Richterin), Jörg Werner (Direktor des Amtsgerichts), Doris Lindemann, Rolf Pennings (Ortsbürgermeister) und Josef Mailänder (Gefängnisbeirat).

Sie stehen für die Ziele des Fördervereins: Karl Schwers (Gefängnisleiter und einfaches Vereinsmitglied) und die Vorstandsmitglieder Angelika Eichholz (ehemalige Richterin), Jörg Werner (Direktor des Amtsgerichts), Doris Lindemann, Rolf Pennings (Ortsbürgermeister) und Josef Mailänder (Gefängnisbeirat).

Foto: Seybert

Sie könnten natürlich auch Grundschulen unterstützen. Oder Jugendzentren, Flüchtlingseinrichtungen, Kindergärten, Kulturangebote - Fördervereine gibt es für alles Mögliche. Warum ausgerechnet für das Gefängnis?

"Wir wollen nicht den Gefangenen das Leben leichter machen", sagt Rolf Pennings, Ortsbürgermeister von Pont und Vorsitzender des frisch gegründeten "Fördervereins der Justizvollzugsanstalt Geldern". "Wir wollen das unterstützen, was dazu führt, dass sie nicht mehr rückfällig werden, wenn sie wieder in Freiheit sind."

Dazu könnten zum Beispiel Bildungsangebote beitragen, von Deutschkursen für ausländische Gefangene bis hin zu rechtlicher Beratung. Zum Zwecke der therapeutischen Betreuung könne man Kontakte knüpfen zu Fachleuten von Caritas, Diakonie oder islamischen Fachstellen. Auch "Freizeitprojekte" gelten als wertvoll: Für eine Filmgruppe käme die Anschaffung von Ausrüstung infrage, den Ausbau sportlicher Angebote könnte man vorantreiben.

Die Initiative zur Gründung war unter anderem vom Gefängnisbeirat ausgegangen, Gefängnisleiter Karl Schwers war sofort angetan. Keinesfalls wolle man vermitteln, "dass die Arbeit am Täter wichtiger wäre als die an den Opfern", betont Schwers. Im Mittelpunkt stehe der Schutz vor Rückfälligkeit und damit auch der Schutz der Unschuldigen. "Es geht darum, zukünftige Opfer zu vermeiden. Das ist ein elementarer Aspekt."

Sehr wichtig sei es in diesem Sinne, Gefangenen Kontakte zur Außenwelt zu vermitteln und sie die "normale Realität draußen" spüren zu lassen. Denn gerade in Pont seien viele Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Und nach ein paar Jahren seien oft sämtliche Verbindungen nach draußen gekappt. Zwar gebe es ein Betreuungssystem vor der Entlassung. Aber bis dahin seien die Leute womöglich Jahre "abgeschottet" und entfremdeten sich vom normalen Leben.

"Der Sinn der Sache ist, jemandem klarzumachen, dass es sich lohnt, sich zu verändern, damit man draußen wieder mitspielen darf", fasst es Angelika Eichholz salopp zusammen. Die ehemalige Jugendrichterin am Gelderner Amtsgericht ist stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Es werde dem Verein übrigens niemals darum gehen, einzelne Gefangene zu unterstützen, "sondern immer darum, Strukturen zu schaffen, die möglichst vielen helfen".

Dazu könnte beispielsweise die Gründung einer "gemischten" Tischtennis- oder Schachgruppe dienen, die regelmäßig zusammenkommen könnte. Auch Auftritte von "normalen" Theatergruppen hinter Gittern wären denkbar. Und man möchte Ehrenamtler gewinnen, die - nach entsprechender Schulung - "Besuchsdienste" bei Gefangenen übernehmen, die keinen Kontakt zur eigenen Familie haben.

Derzeit hat der Förderverein 23 Mitglieder. Eine Internetseite ist in Planung. Vorläufig liegen Beitrittsformulare im Amtsgericht in der Wachtmeisterei aus. Wer Interesse daran hat, sich in die Unterstützung des Vereins zum Beispiel durch Besuchsdienste oder Ähnliches ehrenamtlich einzubringen, kann sich schriftlich an den Gefängnischef Karl Schwers wenden, Möhlendyck 50 in Geldern.

(szf)
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