Straelen Ein gemeinsamer Wunsch: Frieden

Straelen · Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl plant am Sonntag um 10.45 Uhr einen Gottesdienst mit Flüchtlingen. Dazu sind alle eingeladen. Nach den Anschlägen von Paris gewinnt die Messe ungewollt an Aktualität.

 Lydia Pinto (am Bein ihrer Mutter), Miriam Pinto, Paula aus Albanien, Emanuel Pinto und Afewerki aus Eritrea zeigen Schilder mit der Aufschrift "Frieden" in ihrer jeweiligen Sprache.

Lydia Pinto (am Bein ihrer Mutter), Miriam Pinto, Paula aus Albanien, Emanuel Pinto und Afewerki aus Eritrea zeigen Schilder mit der Aufschrift "Frieden" in ihrer jeweiligen Sprache.

Foto: Markus van Offern

Der Wunsch ist klar, unmissverständlich: Frieden. Das steht auf den Schildern schwarz auf weiß, in verschiedenen Sprachen.

Gehalten wird der Wunsch in Schriftform von Paula aus Albanien, Afewerki aus Eritrea und Miriam Pinto vom Ökumenischen Arbeitskreis Asyl Straelen. Die Mitglieder gestalten gemeinsam mit Flüchtligen die Heilige Messe in St. Peter und Paul am Sonntag. Die Idee entstand im Sommer, die Vorbereitungen laufen seit September, mit den Anschlägen in Paris hat der Gottesdienst an trauriger Aktualität dazugewonnen.

Für den Pastoralassistenten Jarek Weisser ist es wichtig, dass die Kirche die Gelegenheit nutzt, ein Statement zu geben. Holger Weikamp vom Arbeitskreis Asyl betont die große Hilfsbereitschaft in der Straelener Bevölkerung. Weisser nickt nachdenklich auf die Frage, ob der Gottesdienst nicht dennoch auch dazu diene, Vorurteile abzubauen. "Wenn zwei Täter als Flüchtlinge nach Europa kommen, heißt es nicht, dass es Tausende so machen", macht er seinen Standpunkt klar.

Mit der Idee des Gottesdienstes, Flüchtlingen ein Gesicht zu geben, ist er mehr als aktuell unterwegs. "Wir wollen den Leuten auch zeigen: Die Menschen, die wir kennen, sind keine Terroristen", sagt Weisser bestimmt und mit einer festen Ernsthaftigkeit.

Das so deutlich sagen zu müssen, sind die Folgen der Terroranschläge von Paris.

Die Ursprungsidee war, einen Gottesdienst mit Flüchtligen zu gestalten, weil sie längst Teil der Kirche sind. "Sie kommen zu Gottesdiensten, suchen das Gespräch, Kinder werden getauft oder gehen zur Kommunion", zählt Miriam Pinto auf. Gemeinsam mit Weisser, Ulrike Heintze, Anita Honecker und Pastor Ludwig Verst wurde überlegt, wie ein gemeinsamer Gottesdienst aussehen kann. "Es soll nicht etwas sein, was wir uns ausdenken", erklärt Pinto, sondern es soll der Lebensrealität der Flüchtligen entsprechen. Deswegen werden die Texte auch in der Heimatsprache der Flüchtlinge vorgelesen und die Lebensgeschichten finden einen Niederschlag im Gottesdienst. "Ich bin seit fast zwei Jahren im Arbeitskreis Asyl. Ich wollte die Dinge, die wir mitbekommen, in einen anderen Kontext stellen, vor Gott bringen", sagt Pinto, warum ihr der Gottesdienst so wichtig ist.

Paula aus Albanien wird zum Beispiel Gott bitten, für alle Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, da zu sein, sie zu beschützen. Außerdem wird sie einen Gegenstand zum Altar bringen, ein Schulbuch. Für sie ist das ein wichtiges Symbol ihrer persönlichen Freiheit und einer Zukunft. "Ich bringe dieses Schulbuch zum Altar als Dank, dass ich in Deutschland gerne und ohne Angst zur Schule gehen kann und hier viel lerne", wird sie sagen.

Der gesamte Gottesdienst steht unter den Worten "Denn ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen", die Jesus Christus zum letzten Gericht sprechen wird. "Gottesdienst findet eigentlich im Leben statt", sagt Weisser, "wenn ich dem anderen diene. Denn wir sind die Hände und Füße von Jesus."

Mit der Geschichte vom Propheten Elia, der von einer Witwe das letzte bisschen Mehl und Öl bekommt, und die dafür reichlich beschenkt wird, möchte Miriam Pinto beim Gottesdienst Mut machen, zu vertrauen, dass Gott denen hilft, die Gutes tun, etwa ihre Zeit in die Flüchtlingsarbeit investieren.

"Es soll nicht nur ein Gottesdienst für Flüchtlinge sein", betont die Mitarbeiterin des Arbeitskreises Asyl. "Es ist ein Gottesdienst für alle." Und vielleicht auch die Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen, sich nicht mehr gegenseitig fremd zu sein.

(RP)
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