Geldern Ein Hibiskusbaum als Erinnerung

Geldern · Wer umzieht, muss Kisten packen. Die 16 Frauen und Männer, die im LVR-HPH-Wohnverbund Heiligenweg in Winnekendonk leben, sind da keine Ausnahme. Aber sie brauchen nicht nur viele Kisten für ihren Umzug, sondern auch eine Schaufel und einen grünen Daumen. Denn wenn sie im nächsten Frühjahr umziehen, nehmen sie ein ganz besonderes Andenken an die Zeit am Heiligenweg mit: einen Hibiskusbaum. Der, sagt Angelika Deckers, sei so wunderschön, dass Mitarbeiter gemeinsam mit den Menschen im Wohnverbund beschlossen hätten, ihn auszugraben und mitzunehmen.

Als Erinnerung an Winnekendonk. Davon gibt es viele, wie das Gespräch mit Angelika Deckers zeigt. Die Erzieherin gehörte von Anfang an zur Belegschaft am Heiligenweg. Vor 20 Jahren, als sie und ihre 16 Kollegen den Auszug vom früheren Kerngelände in Bedburg-Hau und Einzug in das neue Haus begleitet haben. "Für alle war das ein absolutes Highlight." Kein riesiger Schlafsaal mehr, sondern jede Menge Privatsphäre. "Jeder bekam sein eigenes Zimmer, konnte das so gestalten, wie er wollte." Zeitgleich wurden viele Kontakte zu der Nachbarschaft geknüpft. Die "Heiligenwegler" gehörten schnell dazu, sagt Angelika Deckers. Beim Karneval, bei Weihnachtsfeiern, beim Adventsmarkt sind sie bis heute dabei. Eine Oase im Grünen, so Anja Booltink, die sieben Jahre am Heiligenweg gearbeitet hat und heute die beiden anderen LVR-HPH-Wohnverbünde in Kevelaer leitet, aber auch zentral und mit guter Anbindung - eine tolle Kombination.

Die Begleitung von Menschen mit Behinderung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Weg von der Fürsorge, hin zu Kommunikation auf Augenhöhe. Angelika Deckers hat dafür ein einfaches und einprägsames Beispiel parat: "Früher hieß es, das ziehst du jetzt an, heute dagegen: Was möchtest du anziehen?" Die Frauen und Männer seien selbstständig geworden. Zehn von ihnen wohnen bereits von Beginn an dort, manche kennen sich schon deutlich länger, mehr als 30 Jahre, aus der Zeit in Bedburg-Hau. Zwei von ihnen sind inzwischen ein Paar.

Einmal im Monat gibt es eine Hausbesprechung, da werden die Essenswünsche besprochen und wer was in seiner Freizeit machen möchte. Damit aus kleinen Reibereien erst gar keine großen Konflikte werden, bietet das Wohnverbund-Team eine Meckerecke an, um zwischenmenschliche und andere Probleme schnell zu schlichten.

Wer geht, muss sich verabschieden. Das taten alle aus dem Heiligenweg auch. Mit einem letzten Sommerfest im Haus, zu dem Nachbarschaft, Familien und gesetzliche Betreuungen eingeladen waren.

(RP)
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