Geldern Ein Jahr Eigeninitiative im Barbara-Viertel

Geldern · Im März 2015 hat das Bib-Café eröffnet. Seitdem sprudeln bei Organisatoren und Gästen die Ideen.

 Beim Bib-Café brummt der Laden immer dienstags und donnerstags. Hier wird Skat gespielt, dort wird geklönt, und organisiert wird alles von engagierten Frauen, die Freude daran haben.

Beim Bib-Café brummt der Laden immer dienstags und donnerstags. Hier wird Skat gespielt, dort wird geklönt, und organisiert wird alles von engagierten Frauen, die Freude daran haben.

Foto: Seybert

Zu den Bib-Aktiven gehört eine Seniorin, die behauptete noch vor etwa einem Jahr, eigentlich könne sich zu gar nichts mehr etwas beitragen. Heute ist sie an vorderster Front in dem Team, das regelmäßig ein großes, opulentes Sonntagsfrühstück organisiert. Ein Angebot übrigens, das stets begeistert gestürmt wird. Einmal kam eine ganze Nachbarschaft: Ein Dutzend Leute meldeten sich geschlossen an. Denen wiederum gefiel es so gut, dass die Frauen der Runde sich im Rudel zum Team des Bib-Cafés meldeten.

Seit einem Jahr hat die Bürgerinitiative Barbaraviertel (Bib) ihren Treffpunkt an der Vernumer Straße. Ein Jahr mit einer rasanten Entwicklung. "Wir haben viel bewirkt", sagt Vorstandsmitglied Hermann Hengstermann. Über die Bib werden heute jede Menge Info- und Freizeitangebote organisiert, alles in Eigenregie von Mitgliedern und Nachbarn aus dem Viertel. "Wir schaffen mit der Bib einen Rahmen, in dem Menschen ihre Ideen, ihre Lebenslagen einbringen können", sagt Hengstermann. "Wir wollen nichts vorgesetzt bekommen, wir wollen selbst was tun."

Eine Geschichtsgruppe spürt der Entstehung des Barbaraviertels nach. Einige Besucher kommen wöchentlich zusammen, um Englisch oder Französisch zu plaudern. Andere singen oder spielen. Nähgruppen haben im Keller eine Werkstatt eingerichtet. "Wandern, Handarbeiten, Karten spielen, Fahrrad fahren - es sind ganz unterschiedliche Aktivitäten", erzählt Maria Auclair, ebenfalls vom Bib-Vorstand.

Zweimal in der Woche, jeden Dienstag und Donnerstag, ist das Haus voll beim privat organisierten Bib-Café. So auch jetzt. Rechts kloppen Skat-Runden. Links am langen Tisch lachen Frauen miteinander. Wer hier zur Tür reinkommt, wird sofort eingemeindet, versichert Gast Renate Jetten in der bunten Runde: "Keiner sitzt bei uns allein", verspricht sie. Und Anni Aan den Boom, ebenfalls an der Kaffeetafel, ist überzeugt: "Die Menschen spüren: Hier steht das Miteinander an allererster Stelle. Wir wollen miteinander und füreinander da sein."

In der kleinen Küche nebenan trocknen Käthe Schoppmann und Eva Storm Geschirr ab. Warum sie sich engagieren: "Das macht uns Spaß", begründet Käthe Schoppmann. "Wir haben Kuchen gebacken, Kaffee gekocht, jeder macht was, jeder ist mal dran." Und man komme unter Leute.

Für die Kuchenbäcker sollte es eigentlich eine kleine Entschädigung geben, ein Beitrag für die Kosten der Zutaten, erzählt Hermann Hengstermann: "Aber keiner will das. Die spenden den Kuchen." Und die Kundschaft zahlt freiwillig dafür: Eine Box wird aufgestellt, und niemand kontrolliert, was darin landet. Der Bib-Treff finanziert mit dem Geld laufende Kosten - von Kaffee und Milch über die Reinigungskräfte bis hin zu Papierhandtüchern und Putzmitteln. Was die Aktiven immer wieder begeistert: "Das klappt", sagt Hengstermann. "Wir kommen mit plus-minus Null hin. Ist das nicht toll?"

Die Bürgerinitiative wollte von Anfang an nicht "nur" die Begegnung zwischen "Barbaraviertelanern" schaffen, sie wollte auch das ganze Quartier stärken und voranbringen. Ob das geklappt hat?

"Zumindest für die, die herkommen", sagt Maria Auclair. Hermann Hengstermann wägt ab: Inzwischen sei häufiger die Rede vom "Barbaraviertel" als vom "-gebiet". Das sei vielleicht ein Zeichen von neuem Respekt. Café-Gast Renate Jetten ist jedenfalls ziemlich sicher, dass die Anlaufstelle "ausstrahlt": "Ich glaube schon, dass das was macht mit dem Viertel. Wir sind ja auch bemüht, was fürs Viertel zu tun."

(szf)
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