Geldern Ein Jahr Philippinen als "Missionarin auf Zeit"

Geldern · Abschied nehmen steht noch ganz oben auf der langen Liste von Ina Kröll. Viel hat sie darauf schon abgehakt. "Ich habe elf Impfungen hinter mir, das war nicht so schön", sagt die 18-Jährige. Das sind Vorbereitungen für eine große Reise: Am Donnerstag wird sie in ein Flugzeug steigen und ihre Heimat Goch-Hassum für ein Jahr gegen die Philippinen eintauschen. Dort ist sie dann als "Missionarin auf Zeit".

"Es ist ja nicht so, dass ich den ganzen Tag in der Kirche rumhocken muss, sondern es geht darum, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht", erklärt die Hassumerin. Konkret wird sie sich um Mädchen kümmern, die aus ihren Familien genommen wurden, weil sie misshandelt oder missbraucht wurden.

Eigentlich sei die Frauenbenachteiligung auf den Philippinen nicht so stark, sagt Ina. Aber es gebe immer noch Familien, in denen Frauen und Mädchen keinen guten Stand haben. "Ich habe keine Ahnung, was ich über die Hintergründe mitbekomme, und es wird sich zeigen, wie belastbar ich psychisch bin", sagt die 18-Jährige.

Zur Vorbereitung hat sie viele Seminare der Steyler Schwestern besucht. Dabei sei es viel um Armut und Ungerechtigkeit gegangen. All' dem kam Ina in Berlin ganz nah: Dort leiten Steyler Schwestern ein Obdachlosenheim. Ina berichtet von der Begegnung mit den Wohnungslosen. "Anfangs war ich kontaktscheu, weil ich auch oft dachte: ,selbst schuld'. Dann habe ich gemerkt, dass sie oft ungerecht behandelt werden und oft nicht an ihrem Schicksal schuld sind." Sie hat sich lange unterhalten, viele Fragen gestellt. Den Satz "Selbst schuld" ertrage sie jetzt kaum noch.

Auf die Idee, Missionarin auf Zeit zu werden, ist sie durch andere Freiwillige gekommen, die von Auslandseinsätzen erzählten. "Ich war total beeindruckt von der Offenheit der Leute, von ihnen als Menschen." Auf den Philippinen wird sie in einer WG leben, sich das Zimmer mit einer anderen Freiwilligen teilen. Was sie sonst noch erlebt, wird sie in der RP berichten.

Inas Aufenthalt wird durch Spenden finanziert. Wer Ina unterstützen möchte, kann sie per Mail an indra71@web.de kontaktieren.

(bimo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort