Issum Ein junger Issumer wird zum Priester

Issum · Christoph Hendrix empfängt am Pfingstsonntag seine Weihe im Dom zu Münster. Unterstützung auch vom protestantischen Familien-Zweig.

Die Frühlingssonne scheint auf den kleinen Platz hinter der Issumer Nikolaus-Kirche. Christoph Hendrix, 27 Jahre alt, schwarzes Hemd, blaue Jeans, setzt sich auf eine der Holzbänke. Hier ist er in mehrfacher Hinsicht beheimatet, im Altbierdorf Issum und in der Kirche. Oft grinst er breit oder lacht laut, wenn er erzählt, es ist diese Art von Herzlichkeit, die andere dazu einlädt, selber zu erzählen. Wenn es nicht 10 Uhr morgens wäre, würde ein Bier aus der benachbarten Brauerei zur Atmosphäre passen.

Mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, darauf freut sich Hendrix. Gelegenheit dazu wird er genug bekommen, denn am Pfingstsonntag, 15. Mai, wird der Issumer in Münster von Bischof Dr. Felix Genn zum Priester geweiht. Ein bisschen nervös werde er jetzt, wenige Tage vor dem Gottesdienst im St.-Paulus-Dom schon, sagt er lachend, "das ist schon ein wichtiger Tag, und danach folgt viel." Etwa die Primiz, also die erste Feier der Messe, in seiner niederrheinischen Heimatgemeinde am Sonntag, 22. Mai, ab 10 Uhr - in Dülmen feiert er die Messe am Donnerstag, 26. Mai, um 10 Uhr.

Hendrix blickt den spätgotischen Kirchturm bis zum in der Sonne glänzenden Wetterhahn empor. "Ich bin in die Kirche eingeflochten", sagt er, "erst war ich Messdiener, später habe ich bei der Firmvorbereitung geholfen." 13 oder 14 Jahre alt sei er gewesen, als er sich das erste Mal Gedanken über seine Zukunft in der Kirche machte. "Es wäre doch schade, damit aufhören zu müssen", habe er sich damals überlegt. Dazu kam ein Pfarrer, der den Jugendlichen bei den Predigten mitreißen konnte, und das Gefühl, dass man sich in der Gemeinde kennt. "Das hat mir gut gefallen", sagt der 27-Jährige.

Dass er tatsächlich den Weg wählen würde, der zur Priesterweihe führt, das stand damals jedoch noch nicht fest. Dennoch sammelte er Informationen, erkundigte sich - freilich zunächst, ohne die Familie einzuweihen. "Mein Vater ist evangelisch", sagt Hendrix und muss schmunzeln. Auch der protestantische Zweig der Familie hat ihn während der Ausbildung unterstützt. 7,5 Jahre hat die nun fast gedauert, eine Zeit, in der es auch immer wieder Zweifel und Fragen gab, wie Hendrix offen erklärt. "Ich hätte mir auch gut vorstellen können, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben", sagt er. Entsprechende Fragen seien gestellt worden: "Wir werden darauf vorbereitet, dass wir als Priester ein funktionierendes, glückliches Leben haben." Mehrere Kandidaten seien abgesprungen.

Hendrix sieht die Berufung, Priester zu werden, als Prozess an. "Für mich war das kein fester Moment", erklärt er, "aber wenn man einmal denkt, dass Gott einen ruft, dann kann man das nicht ignorieren." Also wollte er es "zumindest probieren", ob es der richtige Weg für ihn sei: "Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, es nicht probiert zu haben."

Zuletzt war Hendrix Diakon in Dülmen, "das war eine gute Zeit", blickt er zurück. Auch dort hat er erfahren, was es heißt, immer wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen, in allen Lebenslagen. Auch mit Kritik an der Kirche wird er konfrontiert. "Ich verstehe das oft, und wenn jemand mit Kritik an mich herantritt, die er erklären kann, dann bin ich gerne zum Gespräch bereit. Unsere Institution besteht auch aus Menschen, da kann es zu persönlichen Enttäuschungen und Fehlern kommen. Das ist aber nicht alles, was Kirche ausmacht." Für sich hofft er, dass die Menschen, auf die er trifft, anschließend sagen können, ein gutes Erlebnis mit der Kirche gehabt zu haben.

Wo er nach der Weihe seine Zeit als Kaplan verbringen wird, weiß Hendrix noch nicht. Im Schatten der Nikolaus-Kirche wird er wohl nicht mehr oft sitzen können - gut möglich jedoch, dass er in der närrischen Zeit einige Tage in der Heimat verbringt. Schließlich ist er begeisterter Büttenredner bei den "Ko&Ka"-Karnevalisten in Issum.

(RP)
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