Stadtwerke Geldern präsentieren verschwundene Orte (5) Ein Krankenhaus mitten in der Stadt

Geldern · Erste Überlegungen zur Krankenversorgung gab es bereits 1843. Standort für das erste St.-Clemens-Hospital in Geldern war in der Kapuzinerstraße. Wenn es um die Erweiterungen ging, wurde sogar auf Erlöse einer Lotterie zurückgegriffen.

 Durch eine Gasse zwischen den Trümmern war das alte Gelderner Krankenhaus vom Markt her an der Kapuzinergasse zu erreichen.

Durch eine Gasse zwischen den Trümmern war das alte Gelderner Krankenhaus vom Markt her an der Kapuzinergasse zu erreichen.

Foto: Heinz Bosch/Grofe

Mit Tatütata wurden die ersten Patienten nicht in das Gelderner Krankenhaus eingeliefert. Krankenwagen, geschweige denn Autos, gab es damals nicht, als das St.-Clemens-Hospital 1846 offiziell an den Start ging.

Zuallererst musste einer die Idee zur Gründung eines Krankenhauses in der Herzogstadt haben. Die hatte Nicolaus Peter van Ham. Richtig Fahrt nahm das Ganze auf, als 1943 ein Kuratorium ins Leben gerufen wurde. Beteiligt waren daran unter anderem die Familie von Hoensbroech und von Loe. Im gleichen Jahr stiftete Friedrich Haerten das Haus Nummer 212 in der Kapuzinerstraße zu dem Zweck, dass ein Krankenhaus entstehen soll. Bei dem Gebäude handelte es sich um das ehemalige Gouvernementshaus der preußischen Behörden, in der Bevölkerung bekannt als "Et Hoff". Schon zu Beginn waren es Clemensschwestern, die dort ihren Dienst versahen. Allerdings bestand ihre Arbeit in der Anfangszeit in Hausbesuchen. Die Ordensschwestern Josephine Elkmans und Angela Hoffmans mussten oft erst fehlendes Bettzeug ersetzen, bis sie zur eigentlichen Linderung der Krankheiten ihrer Patienten übergingen.

Ab 1847 erfolgte die Erweiterung auf das frühere Kapuzinerkloster in der Nachbarschaft. In den Jahren 1889 bis 1906 weitete der Krankenhauskomplex sich zwischen Großem Markt, Heilig-Geist-Gasse und Kapuzinerstraße aus. Dabei zeigen sich die Gelderner als sehr erfindungsreich. Um die Innenausstattung zu bezahlen, wird eine Verlosung veranstaltet. "Der demnächst zur Vollendung kommende Neubau des Hospital-Gebäudes erfordert zur inneren Einrichtung so erhebliche Beschaffungen, dass es dem gemeinnützigen Zweck der Anstalt entsprechen würde, wenn wenigstens ein Teil derselben aus den Mitteln einer Lotterie gewonnen werden könnte", heißt es auf dem Plakat, das zur Veranstaltung einlädt. 1905/09 werden die Baumaßnahmen durch eine Errichtung des Westflügels zum Großen Markt abgerundet. 1930 wird ein Ergänzungsgebäude des St.-Clemens-Hospitals fertiggestellt. Im Erdgeschoss ist die Röntgen- und Bestrahlungsabteilung untergebracht, in der mittleren Etage befinden sich einige Privaträume und der Operationssaal. Im oberen Bereich des Krankenhauses ist die Abteilung für Lungenkranke. Am 5. März ist die Einsegnung des neuen Komplexes.

Ab dem 1. November 1939 war im St.-Clemens-Hospital das Reservelazarett untergebracht. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs erwischte es das Krankenhaus schwer. Küche und Kinderstation stehen in Flammen nach einem Fliegerangriff, Kapuzinerkirche mit angeschlossener Konradskapelle brennen von vorn bis hinten. Die Flammen gingen auch auf den Vorderbau des Krankenhauses über. Es gab den Versuch, den Neubau zu retten. Letztendlich blieb nur der Westflügel stehen. Von 197 Pflegeplätzen standen im Oktober 1945 "schon wieder" 20 Betten. Es fehlte allerdings an allem, an Baumaterial, Fensterscheiben und auch an Lebensmitteln. Die ersten Operationen nach dem Krieg wurden von Patienten aus dem Bauernschaften mit Naturalien entlohnt. Ab 1949 macht der Wiederaufbau große Fortschritte. Als es 1961/62 an die Erweiterung des Krankenhauses geht, werden die ersten Stimmen laut, die von einem Neubau sprechen.

Erste Schätzungen sprechen von Kosten in Höhe von zwölf Millionen Mark. "Ein umfangreiches Projekt, wie es in Geldern noch nie vorgesehen war", schreibt Heinz Bosch in seinem Buch "Illustrierte Geschichte der Stadt Geldern 1848-1969". Im September wird die Bausumme mit 25,9 Millionen Mark beziffert. Platz findet das neue Krankenhaus, das weiterhin St.-Clemens-Hospital heißt, am Haagschen Feld. Das Krankenhaus in der Stadtmitte hat ausgedient. Im Jahr 1972 wird das neue Krankenhaus eingeweiht.

(bimo)
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