Wachtendonk Ein letzter "Old School"-Abend

Wachtendonk · Der Wachtendonker Jugendtreff hatte am Freitag zum letzten Mal geöffnet. Viele Jugendliche nutzten die Gelegenheit und schwelgten in Erinnerungen. Unklar ist, ob und wie die Jugendarbeit im Ort fortgesetzt wird.

 Zum Abschied des Jugendtreffs "Old School" in Wachtendonk durfte einmal etwas gemacht werden, was früher verboten war: Die Jugendlichen durften die Wände besprühen. Dabei schrieben sie auch ihre Wünsche auf.

Zum Abschied des Jugendtreffs "Old School" in Wachtendonk durfte einmal etwas gemacht werden, was früher verboten war: Die Jugendlichen durften die Wände besprühen. Dabei schrieben sie auch ihre Wünsche auf.

Foto: Seybert

"Eine Ära geht zu Ende." Das steht als Schriftzug an der Wand des einstigen Disco-Raums im ehemaligen Kinder- und Jugendzentrum "Old School". Stephanie Klatzek, die den wichtigen Treffpunkt für Heranwachsende seit 2012 geleitet hatte, erklärte: "Wir haben immer dafür gesorgt, dass hier alles in Ordnung ist. Doch jetzt, wo das Gebäude abgerissen wird, kann man auch einmal gegen die Regeln verstoßen." So hatte bei der Abschiedsfeier am Freitagabend jeder die Chance, sich an den Wänden zu verewigen.

In ihrer Zeit renovierte Klatzek zusammen mit den beiden seit vielen Jahren vor Ort arbeitenden Fachkräften Gabriele Luzyga und Katrin Kaufmann die Räume, erarbeitete neue Konzepte und gab, wie ihre Vorgänger, der Jugend im Ort einen sicheren Fixpunkt. "Wenn ich an die Jahre hier zurückdenke, dann fallen mir viele Kleinigkeiten ein. Kurze Momente, die eben im Gedächtnis hängenbleiben. Manchmal wurde es laut, aber auch dafür sind wir da, damit die Jugendlichen hier ihre Emotionen auslassen können und eben den Weg gezeigt bekommen. Grundsätzlich habe ich keine schlechten Gefühle, was das 'Old School' angeht." Klatzek hielt kurz inne und fügte dann hinzu: "Die schlechteste Erinnerung wird wohl sein, dass das alles hier vorbei ist."

Als Mitte des vergangenen Jahres verschiedenste Theater- und Band-Aktionen vom "Old School" ausgingen, wurde das Jugendheim plötzlich geschlossen "und als Asyl-Unterkunft verwendet, als der ganz große Andrang kam", erklärte Klatzek. Nachdem die Neubürger nun umgesiedelt wurden, wird der Treffpunkt aber nicht neu gestaltet, sondern abgerissen, um Platz zu schaffen für einen Kindergarten.

"Der nächste Ort für Heranwachsende ist in Wankum? Es kann doch nicht wahr sein, dass in Wachtendonk gar nichts mehr für Kinder und Jugendliche existiert", meinte Tim Heussen (23) wütend. Der kam selbst als Jugendlicher her, arbeitete ehrenamtlich beim "Old School" und wurde so inspiriert, Lehrer zu werden. Auch für andere war der Wachtendonker Treffpunkt unglaublich wichtig. Colin Julius (18) lobte die "gute Stimmung" und erzählte, wie die Leute vor Ort ihm früher geholfen haben, damit er mit seinen Behinderungen von den anderen Kindern nicht mehr gehänselt wurde. Laura Redzepi (11) fand es toll, "dass man hier immer hin konnte und auch die großen Jugendlichen einen unterstützt haben. Es ist so schade, dass das 'Old School' jetzt kaputt gemacht wird, obwohl es dann hier gar nichts mehr für Kinder gibt." Celine Tekath (15) erinnerte sich daran, "als wir hier 2012 ein super Tanzvideo aufgenommen haben, das ich immer noch habe", während Michelle Brosen (16) an die tolle Fahrt zum "Irrland" in Twisteden dachte und "dass es hier immer aufregend war". Auch Leon Bröker (10) war "traurig, weil alles abgerissen wird. Hier war es so schön."

Es steht noch nicht fest, wann und wie es einen neuen Treffpunkt für die Heranwachsenden in Wachtendonk geben wird. Am Ende bleiben die vielen Nachrichten auf den Wänden des Disco-Raumes. Das meiste davon sind Wünsche: "Ich hoffe, das machen wir noch mal - Jasmin".

(cnk)
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