Geldern Ein Medienzentrum für Geldern - wozu und wohin?

Geldern · Braucht Geldern ein "Medienzentrum", in dem es einen breiten Bestand an Fachliteratur gibt? Fachbücher, wissenschaftliche Zeitschriften, Nachschlagewerke, Zugang zu elektronischen Datenbanken? Und falls ja: Wo soll so ein Medienzentrum hin?

 Daniela Verhoeven von der Bücherei plädiert für den Standort in der City.

Daniela Verhoeven von der Bücherei plädiert für den Standort in der City.

Foto: Seyb

Zu den beiden Gymnasien, um für die Schüler dort gut erreichbar zu sein? Oder mitten in die Stadt, zum Beispiel zur öffentlichen Bücherei? In der Diskussion darum prallen auch gesellschaftliche Vorstellungen aufeinander.

Die CDU schlägt wie berichtet vor, dass ein Medienzentrum an den Gymnasien aufgebaut wird. Für die Schüler, die immer mehr selbstständig wissenschaftlich zu arbeiten hätten, sei das wichtig, argumentieren die Christdemokraten. Vor allem sei das an Gymnasien mehr der Fall als an anderen Schulformen, sagte Michael Cools (CDU) in einer Diskussion im Schulausschuss des Stadtrates. Wobei die Einrichtung nichtsdestotrotz allen Bürgern offenstehen solle.

Die SPD wandte sich dagegen: Die Standortwahl an den Schulen wäre "zu sehr auf die Gymnasien beschränkt", kritisierte Melanie Croonenbrock (SPD). Genosse Andreas van Bebber sprach sogar von einem "elitären Bereich". Stattdessen solle man so ein Zentrum in der Innenstadt aufbauen, vorzugsweise in Verbindung mit der dortigen öffentlichen Bücherei.

Das entspräche einem früheren Vorstoß der Sozialdemokraten. Sie hatten nämlich schon Ende 2016 angeregt, die öffentliche Bücherei im Laufe der kommenden Jahre deutlich zu stärken, den Medienbestand aufzustocken und gerade im Sektor Fachliteratur nachzurüsten.

Daniela Verhoeven, Leiterin der öffentlichen Bücherei, hat zu dem CDU-Vorstoß schriftlich Stellung genommen. Sie argumentiert mit Chancengleichstand einerseits, gesellschaftlicher Spaltung andererseits: "Den Kreis der Interessierten zu beschränken ist gesellschaftspolitisch nicht sinnvoll", schreibt sie. "Der technische Fortschritt, die Digitalisierung, der Strukturwandel verlangt auch von Nicht-Gymnasiasten, dass sie in der Lage sind, Fachliteratur, Nachschlagewerke und Fachzeitschriften zu nutzen." Und alle anderen Bürger betreffe das im Sinne des "lebenslangen Lernens" ebenso. Deswegen und unter "Berücksichtigung der städtischen Ressourcen" sollte, meint Verhoeven, "auf bestehende Strukturen zurückgegriffen werden" - also die Bücherei.

Die CDU zweifelt daran, dass ein Medienzentrum überhaupt genutzt würde. Die Schüler arbeiteten schließlich selbstständig in Freistunden. Da würden sie sich kaum auf den Weg in die City machen.

(RP)
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