Straelen Ein neuer Verein für Tschernobyl-Kinder

Straelen · Seit 25 Jahre kümmert sich der Straelener Winfried Claßen um Kinder aus der Tschernobylregion. Dafür gab es 2013 das Verdienstkreuz am Bande. Damit die Geschichte weitergeht, ist er jetzt Vorsitzender eines frisch gegründeten Vereins.

Straelen: Ein neuer Verein für Tschernobyl-Kinder
Foto: Spütz

Zu dem Mann muss nicht viel erklärt werden. "Man kennt mich als Postboten und als Mann für Tschernobyl", beschreibt sich der Straelener Winfried Claßen in Kurzform. Neu ist seine Rolle als 1. Vorsitzender des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder aus der Tschernobyl-Region". Die Gründung des Vereins wurde nötig, weil der bisherige Unterstützer, der Berliner Verein "Hilfe für krebskranke Tschernobylkinder", als Unterstützer wegfällt. "Tschernobyl ist im Jahr 2016 schon 30 Jahre her. Man merkt deutliche Spendeneinbrüche", lautet die Erklärung. Für Claßen ist das aber kein Grund aufzugeben. Er macht weiter.

Am 26. April 1986 kam es zur Nuklearkatastrophe. "Tschernobyl ist eine langwierige Geschichte. Es ist ein verstrahltes Gebiet. Da ist Hilfe dringend erforderlich", erklärt Claßen. Und das gerade auch, und immer noch, nach 30 Jahren. Die Zahl der Kinder mit Krebserkrankungen ist hoch. Claßen hat sich dem Ziel verschrieben, diesen Menschen zu helfen. 1999 gründete er seine Privatinitiative. Sein Ziel ist es, möglichst viele Menschen für sein Anliegen zu begeistern. Unterstützung gab es von Sponsoren aus dem Bereich des Motorsports, der Formel Eins, der DTM, von Firmen und Privatleuten. Seit 1999 kamen über 230.000 Euro zusammen. Krankenhäuser wurden unterstützt, die Blindenschule in Minsk und Privatfamilien im betroffenen Gebiet.

2009 war kurz der Gedanke da, aufzugeben. Eine Ehrung vonseiten der Post brachte 4000 Euro mit sich, und Claßen machte weiter. Seit 2011 verfolgt er ein Konzept, das bis heute Bestand hat. Er lädt erkrankte Kinder mit ihren Müttern und einem Dolmetscher nach Deutschland ein, in seine Heimatstadt Straelen. "Mutter-Kind-Kur" nennt er das. "Die Kinder müssen stabilisiert werden, die Batterie aufladen, um es mal salopp zu sagen", erklärt Claßen. Die jungen Gäste, die er für zwei Wochen Ferien nach Straelen holt, haben einen Klinikaufenthalt oder eine Chemotherapie hinter sich. Die Mütter sind nicht nur dabei, um dafür zu sorgen, dass die Kleinen kein Heimweh bekommen. "Auch für die Mütter ist es eine harte Zeit, wenn sie die Diagnose erhalten, dass ihr Kind Krebs hat. Sie haben sicher auch viele Tage geweint." Wenigstens zwei Wochen lang sollen Mutter und Kind dann raus aus allem, die niederrheinische Luft atmen und schöne Dinge erleben.

Für 2016 gibt es dafür bereits einen Hauptsponsor. Mit der Neugründung des Vereins soll sichergestellt werden, dass die Mutter-Kind-Reisen weitergehen und Sponsoren und Förderer weiterhin eine Anlaufstelle haben.

Im Sommer 2016 kommen fünf Kinder mit ihren Müttern nach Straelen. "Die Spender sehen, wo ihre Spende geblieben ist, die Gruppe ist vor Ort", sagt Claßen und versucht zu erklären, warum er gerade für die Betroffenen aus Tschernobyl ein so großes Herz hat. "Es gibt viele Baustellen auf der Welt. Aber man muss sich auf etwas konzentrieren. In Weißrussland habe ich erlebt, wie ich mit wenig Euros viel bewegen kann."

Für sein beständiges Engagement bekam er 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. "Das gab mir noch einmal einen gewissen Schub", sagt der Straelener. "Man kann sich doch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen." Deswegen gilt die Devise: weitermachen, jetzt als Verein.

Kontakt zu Winfried Claßen gibt es telefonisch unter der Nummer 02834 333 oder 02834 709685, mobil unter 0170 3686100 oder per Mail an Winfried.Classen@web.de.

(RP)
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