Geldern Ein Reiterleutnant und ein Missionar
Geldern · Der Kempener Genealoge Hans Bückers erzählt eine spannende Geschichte von Vorfahren aus dem Klever und Gelderner Land. Es ist eine 700 Seiten starke, großformatige Familienchronik. Reich bebildert und spannend zu lesen.
Mittwoch Nacht, 10. Dezember 1941: Im Kempener Hohenzollernbad an der Burgstraße werden zwölf Juden von Kempener Hilfspolizisten bewacht und schikaniert. Am nächsten Morgen sollen sie nach Riga deportiert werden. Aber einer der Polizisten, der Textilhändler Josef van Doornick, weigert sich, sie immer wieder zu demütigen und aus dem Schlaf zu reißen, und geht nach Hause. 17. März 1943: Bei einer Massenhinrichtung durch die Japaner verliert der Steyler Missionar Ernst Franken sein Leben, weil er der Spionage für die Amerikaner verdächtigt wird. 1910: Der Bauer Heinrich Geßmann, vormals Soldat im kaiserlichen Berlin, gibt seinen Ex-Kameraden und Mitspielern im Musikverein St. Jodokus Anekdoten aus unerschöpflichem Repertoire zum Besten, und jede Episode schließt mit dem Satz: "Die alten Deutschen würden heut noch leben, hätt's damals Hannen Alt gegeben!"
Der Widerstand des Polizisten aus Kempen, der Tod des Missionars aus Goch, die Dönekens des Grenadiers der Reserve aus Keppeln: Das sind nur drei von vielen Episoden und Fakten, die der Kempener Genealoge Hans Bückers jetzt als dickes Buch herausgeben wird; als 700 Seiten starke, großformatige Familienchronik. Reich bebildert und spannend zu lesen.
Die Idee zum Vorfahren-Epos hatte der Bankkaufmann, als 1985 beziehungsweise 1990 seine Eltern starben. Es reizte ihn, ihre Herkunft und was ihnen zeitlebens widerfahren war, auf Dauer festzuhalten. Dies ist also keine Stammbaumfibel, staubig zusammengesetzt aus Geburts- und Todesdaten und verwandtschaftlichen Beziehungen. Dies ist der Rückblick auf zahlreiche Leben. Acht Familienlinien sind hier dargestellt, auf 550 Textseiten als packende, bebilderte Erzählung.
Der Leser klinkt sich ein in die Schicksale der Familien Bückers, Verhoeven, Beaupoil, Dicks, van Doornick, Poen, Verhaelen und Janssen, die größtenteils in den Altkreisen Kleve und Geldern lebten. Das macht Spaß zu blättern. Da fährt ein gepanzerter Bulldozer der US-Army im März 1945 durch das zerstörte Uedem - durch die Straße, wo damals ein Zweig der Familie Bückers wohnte. Da entrollt sich das farbige Schicksal des Reiterleutnants Pierre Beaupoil, geboren im Périgord, den es im Siebenjährigen Krieg an den Niederrhein verschlug. Der Offizier des Franzosenkönigs Louis XV. machte 1757 die Belagerung von Maastricht mit.
Ein Jahr später, in der blutigen Schlacht bei Krefeld, streifte ihn eine Kanonenkugel, brachte Schmerzen fürs Leben. Trotzdem errang der feurige Reiter in Uedem die Zuneigung einer schönen Landestochter und zeugte mit ihr einen Sohn. Dessen Taufurkunde ist bei Bückers abgedruckt, und Verwandte des Autors recherchierten in mühsamer Kleinarbeit Namen, Herkunft und Lebenslauf des galanten Offiziers. "Eine Frage bleibt bis heute ungeklärt: Hat er von der Geburt seines Sohnes Theodor überhaupt gewusst?", fragt einer der Nachfahren, die diese Geschichte aufgedeckt haben, Professor Dr. Eugen Perau, geboren und aufgewachsen in Kalkar-Kehrum, also in der Nähe der historischen Affäre.
Oder da ist Johannes Janssen (1835-1913) vom uralten Holthuisenhof in Keppeln, der als John Janssen Bischof von Belleville in Illinois wurde.
Als er zu Grabe getragen wurde, war die Decke seiner Kathedrale mit mehr als 3000 Metern dekorativer Stoffbahnen verhüllt, denn kurz zuvor hatte ein Brand in dem Gotteshaus gewütet und das Gewölbe in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Abdruck eines Kirchenzeitungsnachrufes wirft Bückers einen Rückblick auf des seligen Bischofs Leben.
