Straelener Männerchor Eine Frau leitet die "Niederrheiner"

Straelen · Seit dem 1. April dirigiert Gabriele Köhler diesen Straelener Männerchor. 25 Jahre Erfahrung als Chorleiterin. Ein Konzert ist für das Frühjahr 2018 geplant. Verstärkung ist gerne gesehen. Proben im Lokal "Zum Siegburger".

 Die Texte der Lieder singt Gabriele Köhler mit und gibt den Stimmgruppen den Einsatz per Blickkontakt.

Die Texte der Lieder singt Gabriele Köhler mit und gibt den Stimmgruppen den Einsatz per Blickkontakt.

Foto: Seybert

Als es in den Refrain geht, wächst die Sicherheit. Zart, aber volltönend, singen rund 20 Männer die berühmte Walzerweise "Im Prater blüh'n wieder die Bäume". Die Frau am Keyboard wiegt passend ihren Oberkörper dazu. Um später nach einer kleinen Pause einen Cha-Cha zu intonieren. Das Lied über den "Honolulu-Strandbikini" passt, klimatisch gesehen, besser zu den saunaartigen Temperaturen, die in dem Raum mit der niedrigen Decke herrschen. Nach dem Schlussakkord ist auch die Probe der "Niederrheiner" beendet. Und die Frau am Keyboard packt die Noten zusammen.

Gabriele Köhler heißt die Pianistin, und seit dem 1. April dirigiert sie die "Niederrheiner". Die mussten wegen der schweren Erkrankung ihres langjährigen Chorleiters Hans Jörg Böckeler eine ausgedehnte Zwangspause einlegen. "Seit September haben wir nicht mehr geprobt", berichtet Paul Niskens, der Vorsitzende der "Niederrheiner". Schon geplante Konzerte mussten ausfallen.

Im Internet gingen die Sänger auf die Suche nach einer neuen Leitung. Den Kontakt zu Gabriele Köhler stellte Wolfgang Petzolt her. "Er hat mich angerufen", erinnert sich die 57-jährige Chordirektorin im Fachverband Deutscher Berufschorleiter (FDB). Nach einigen Übungseinheiten mit den Straelener Sängern meint sie: "Das ist eine nette Truppe, die machen gut mit."

Die Frau aus Jüchen wuchs in einer musikalischen Familie auf. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Damit war sie allerdings zunehmend unzufrieden. In Düsseldorf studierte sie parallel Psychologie, was sie mit einem Diplom abschloss, und Kirchenmusik, was mit dem C-Examen endete. Der Uni-Betrieb war ihr dann aber zu hierarchisch geprägt. Die eigentlich als zweites Standbein gedachte Chorleitung wurde zu ihrem Hauptberuf.

Mittlerweile verfügt Gabriele Köhler über 25-jährige Chorleitererfahrung. Das Jubiläum hat sie erst am vergangenen Wochenende mit einem Konzert in Velbert gefeiert. "Diesen Chor leite ich am längsten." Mittlerweile sind viele Ensembles hinzu gekommen, Männer-, Frauen- und gemischte Chöre, vornehmlich im Raum Viersen/Heinsberg. Wie sie das Engagement in so vielen Klangkörpern meistert? "Dafür ist kluge Handhabung des Terminkalenders nötig." Und die Bereitschaft zum Entgegenkommen der einzelnen Chöre. So haben die "Niederrheiner" den Beginn ihrer Probe vorverlegt, dafür probt ein Anrather Chor im Anschluss später als sonst. Mit der neuen Leiterin haben die "Niederrheiner" quasi ihren Wiedereinstieg. "Wir proben erst einmal neue Lieder, das ist in dieser Situation günstiger", erzählt Gabriele Köhler. Denn mit neuem Material ließen sich die Sänger direkt besser einschwören. "Bei alten Liedern müssen gegebenenfalls Gewohnheiten ausgetrieben werden." Es gehe darum, erst mal auf eine Wellenlänge zu kommen. Das Repertoire sei gerade für Männerchöre groß genug. In erster Linie müssten die Sänger Spaß haben. "Es hat keinen Sinn, ihnen Werke aufs Auge zu drücken, von denen nur ich träume." Und auch schablonenhaftes Vorgehen verbietet sich. "Kein Chor gleicht dem anderen, selbst, wenn sie die gleichen Lieder singen", weiß die erfahrene Dirigentin.

Im Frühjahr 2018 wollen die "Niederrheiner" wieder ein Konzert geben. Verstärkung könnten die 22 Sänger gut gebrauchen. "Vor allem im II. Bass", sagt Vorsitzender Niskens. Interessenten sind stets bei den Proben willkommen. Sie beginnen dienstags um 18 Uhr im Lokal "Zum Siegburger", Annastraße 13. Informationen erteilt auch Niskens unter Telefon 02834 2359.

(RP)
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