Geldern Eine indonesische Pfarrerin für Geldern

Geldern · Mika Purba kommt aus Indonesien und wird die nächsten zweieinhalb Jahre in der evangelischen Kirchengemeinde arbeiten. In ihrer Heimat gehen Jugendliche gerne in den Gottesdienst, und Chöre spielen eine große Rolle.

Von ihrer Heimat trennen sie 11.011 Kilometer. So weit ist es von Deutschland bis nach Indonesien. Die nächsten zweieinhalb Jahre wird Mika Purba mit ihrer Familie in Geldern leben. Die indonesische Pfarrerin arbeitet als ökumenische Mitarbeiterin in Gelderns evangelischer Kirche mit.

In ihrer Heimat sehen die Gottesdienste aber ein bisschen anders aus als bei uns. Sie sind sehr gut besucht. "In Deutschland sind viele Mitglieder, aber sie kommen nicht jeden Sonntag in die Kirche", beschreibt Mika Purba, was ihr aufgefallen ist. Der Anteil der Jugendlichen, die Gottesdienste besuchen, ist in ihrer Heimat ebenfalls sehr groß. Es gibt eigene Jugendgottesdienste, jeden Sonntag, zu denen bis zu 800 Jugendliche kommen. Und die kommen nicht aus Langeweile. "Die indonesischen Jugendlichen spielen auch gerne mit dem Computer oder Handy", sagt die 39-Jährige, die selber zwei Kinder hat. Ihr Sohn Gabriel geht zur Albert-Schweitzer-Grundschule in Geldern, Tochter Angelina in den "Arche Noah"-Kindergarten. "Die Kinder und Jugendlichen kommen in Indonesien gerne zur Kirche", sagt Mika Purba. "Die Erwachsenen auch", ergänzt die evangelische Pfarrerin Sabine Heimann. Und so sei es auch für die Kinder völlig normal, zur Kirche zu gehen.

Anziehungspunkt in den indonesischen Gottesdiensten sind die Chöre. "Es gibt einen Chor mit Jugendlichen, einen Kinderchor, Männerchor, Frauenchor, gemischten Chor", zählt Mika Purba auf. Die sind ganz normaler Bestandteil vom indonesischen Gottesdienst. "Dann kommen viele Leute, denn sie singen gerne", sagt die indonesische Pfarrerin.

Über die VEM, die Vereinte Evangelische Mission, hat sie sich für eine Pfarrstelle in Deutschland beworben. Der Ephorus, der leitende Geistliche, hatte an sie die Anfrage gestellt. Ihr Master in Psychologie ruht in der Zeit. "Mitarbeit beim Jugendgottesdienstteam, wir wollen die Kirche für Kinder wiederbeleben, und später wird verstärkt auch der Predigtdienst dabei sein", beschreibt Gelderns evangelischer Pfarrer Ralf Streppel das Wirkungsgebiet der neuen Mitarbeiterin.

Am Sonntag ist ihr Antrittsgottesdienst, an dem sie in Geldern zum ersten Mal predigen wird. Ob sie aufgeregt sei? "Ja", sagt die 39-Jährige. Es wird um das Gebet und das Gleichnis vom bittenden Freund aus dem Lukasevangelium gehen. "Man kann sich vorstellen, eine Predigt in einer Fremdsprache zu schreiben, ist ein ziemlicher Akt", sagt Pfarrerin Sabine Heimann verständnisvoll. Fremdsprache, das ist das Deutsche noch für Mika Purba. Von August 2016 bis Februar 2017 hat sie mit ihrem Mann Hotlan Butarbutar den Sprachkursus am Ökumenischen Studienwerk in Bochum besucht. Jetzt wird fleißig im Alltag geübt.

Der Austausch mit Indonesien sei gar nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag, erklärt Pfarrerin Sabine Heimann. "Wir als Rheinische Kirche sind sehr eng mit der indonesischen verbunden", sagt sie. Das liegt an Ludwig Nommensen. Der wurde am Heiligen Abend 1961 von der Barmer Mission nach Indonesien entsandt. "Nommensen hat sich unheimlich intensiv auf die dortige Kultur eingelassen, um sie zu verstehen", sagt Heimann. Später sei von ihm gesagt worden, er sei kein Deutscher mehr, sondern ein Batak.

Es sind viele christliche Kirchen dort entstanden. Mika Purba ist Pfarrerin der Huria Kristen Batak Protestan (HKBP) Kirche. Ihr Mann ist übrigens auch Pfarrer.

Wir wirkt denn die deutsche Kultur auf die Indonesierin? Als positiv beschreibt Mika Purba die Einstellung der Deutschen gegenüber Fremden. "Die deutschen Menschen sind nicht exklusiv, nur für sich. Sie wollen neue Kulturen kennen lernen und sich auch öffnen", sagt Mika Purba. Sie ist gespannt auf die Fragen und Gespräche über ihre Heimat, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

(RP)
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