Geldern Entscheidung: Ausbildung statt Studium

Geldern · Zwei Jugendliche erzählen, wie sie sich fürs Berufsleben fit machen. Manchmal helfen auch Umwege, um das Richtige zu finden. Sicher ist: Gut ausgebildet sehen die Chancen im Handwerk supergut aus für eine Weiterbeschäftigung.

 Oben: Mario Schaap und Diana Wiefferink bei Holzland Verbeek im Kundengespräch. Rechts: Chef Thomas Paes (links) und Azubi Alexander Hetjens an einem Wärmetauscher.

Oben: Mario Schaap und Diana Wiefferink bei Holzland Verbeek im Kundengespräch. Rechts: Chef Thomas Paes (links) und Azubi Alexander Hetjens an einem Wärmetauscher.

Foto: Gottfried Evers

Wer Diana Wiefferink an ihrem Ausbildungsplatz besucht, der geht an sprudelnden Brunnen und Holz in den verschiedensten Variationen vorbei. Das liegt daran, dass sie bei Holzland Verbeek in Straelen ihre Ausbildung macht. "Meine Freunde sind immer noch verwundert über die Branche, weil sie das so nicht von mir gedacht hätten", sagt die 19-Jährige. Und sie hätte sich das auch nicht träumen lassen, dass Branche und Beruf tatsächlich so super zu ihr passen.

Diana Wiefferink hat die St.-Anno-Hauptschule in Straelen besucht und dann ihren Realschulabschluss am Berufskolleg in Geldern gemacht. In der Zeit hat sie ein Praktikum bei Holzland Verbeek gemacht und fand es richtig gut. Warum sie dennoch eine Ausbildung zur Drogistin angefangen hat, weiß sie auch nicht. Schnell merkte sie, das will sie nicht ewig machen, und so wird sie nun dort eine Kauffrau im Groß- und Außenhandel, wo sie schon im Praktikum so gute Erfahrungen gemacht hat. "Ich bin über Umwege zu meiner jetzigen Ausbildung gekommen, aber es ist ein schöner Weg und eine Ausbildungsstelle, wo man auch gerne bleibt", sagt die 19-Jährige.

Sie findet es schön, in einem familiären Unternehmen zu arbeiten. Zu ihren Aufgaben gehört die Arbeit im Büro, zum Beispiel die Aufnahme von Bestellungen und die Beratung der Kunden im Geschäft. Die Kombination gefällt ihr richtig gut. Sie fährt ab und zu auch mit zu Baustellen.

Geldern: Entscheidung: Ausbildung statt Studium
Foto: Evers Gottfried

Daran kann sich auch noch ihr Kollege Mario Schaap erinnern. Er ist Außendienstmitarbeiter bei Holzland Verbeek. Die Besuche der Baustellen als Azubi haben ihm gute Dienste erwiesen - er weiß jetzt, worauf es ankommt, wenn er den Kunden eine neue Tür oder einen Holzboden verkauft. In Kontakt zur Firma kam er anfangs, weil er jemanden kannte, der bei Verbeek arbeitete. Im Rückblick sagt er: "Alles richtig gemacht, alles super gewesen."

Im Heizungsbau ist Thomas Paes zu Hause. Er hat den Betrieb "Heizungsbau van Bebber" von seinem Opa Hans van Bebber übernommen und ist heute noch dankbar dafür, dass er im Betrieb schon als Kind und Jugendlicher viel ausprobieren konnte. "Motivation ist alles", sagt Paes. Und: "Arbeit muss auch Spaß machen." Und das erlebt er auch bei den Auszubildenden so. "Ein gutes Zeugnis ist schön, aber wichtig ist für uns die Motivation", dann klappt auch der Rest.

Neben ihm steht Alexander Hetjens. Der 21-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Nach dem Hauptschulabschluss an der St.-Anno-Schule hat er erst seine Mittlere Reife gemacht und dann das Technische Gymnasium Fachrichtung Elektrotechnik besucht und die Fachhochschulreife erlangt. "Ich habe aber gemerkt, das will ich gar nicht machen, ich will wieder ins Handwerk", sagt Alexander Hetjens. Seitdem macht er seine Ausbildung bei Heizungsbau van Bebber. "Alex hat definitiv eine Jobgarantie", verspricht ihm sein Chef Thomas Paes. Und er hätte auch kein Problem damit, wenn sein Azubi danach noch einen draufsetzt. Aktuell ist ein ehemaliger Auszubildender dabei, seinen Meister zu machen. "Wir gehen den Weg mit, wo er auch hin will, weil er uns als Fachhandwerker so viel wert ist." Und: "Das Handwerk hat in Zukunft noch mehr goldenen Boden als früher", sagt Paes. Denn richtig gut ausgebildete Leute, die fachlich was drauf haben, werden überall gesucht. Und Weiterbildung ist jederzeit möglich, vom Meister bis zum Studium. "Aber jeder Schreibtischtäter muss den Weg über die Baustelle gegangen sein. Ich bin ja auch ein Schreibtischtäter", sagt Paes lachend, "und wenn ich plane, dann greife ich auf das praktische Wissen der Ausbildung und der Jahre danach zurück."

Das Wissen geben er und seine Mitarbeiter gerne weiter. "Wir suchen immer Auszubildende. Man kann sich jederzeit bewerben, auch unterjährig. Es gibt immer Wege, wenn man will."

(RP)
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